Velvetmoon

Mein erster Eindruck war ähnlich wie bei vielen anderen leider nicht so positiv wie ich es gerne angesichts der bedeutenden Geschichte gehabt hätte. Man riecht diesem Parfüm eben die lange Geschichte an und das war etwas, mit was mein Verständnis etwas überfordert war. Die Komposition aus heftiger Aldehyde, stolzen Blumen, Zitrusfrüchten und warmen Sandelholz-Abgang mit Vanille und Amber war null verspielt, sondern von Anfang bis Ende sehr ernst und, so dachte ich damals, alt ohne negative Beurteilung, sondern ganz wertfrei. Es passte nicht zu mir, so gern ich es mögen wollte.

Ich war Anfang 20 und ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt des Tests noch ständig irgendwo zwischen Jugend und Erwachsensein. Habe mich noch nicht wirklich erwachsen gefühlt und war manchmal sehr überrascht darüber, dass mich andere so gesehen haben. Ein paar Jahre später sitze ich hier, das Schlimmste mit Covid ist hoffentlich vorbei, und ich werde in ein paar Wochen heiraten und umziehen und ich werde ein großes Kapitel beenden, um ein Neues an zu fangen. Viel ist passiert. Die Probe von Chanel No 5 ist mir durch Zufall wieder eingefallen und ich hab sie einfach mal wieder aufs Handgelenk gesprüht. Und dann auf den Hals. Und dann aufs andere Handgelenk. Ich konnte kaum aufhören und meine Augen funkelten. Endlich hab ich es verstanden und es offenbarte sich mir eine neue Duftwelt, reif und sophisticated. Dieses Parfüm strahlt Eleganz und Klasse aus und geht irgendwie immer.

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich mittlerweile selbst wieder ein bisschen reifer geworden bin, oder ob meine Nase durch die vielen Tests feiner geworden ist, aber ich will es vielleicht gar nicht hinterfragen. Der Flakon ist bestellt und ich kann es kaum erwarten, ihn regelmäßig zu nutzen. Ich bin jetzt bereit für dieses Parfüm.

Klar, mittlerweile möchte man meinen, dass schon alles zu diesem Duft gesagt wurde, aber trotzdem zieht mich dieser Duft so in den Bann, dass ich nicht anders kann, als meine Gedanken dazu mit euch zu teilen. Ich hoffe, ihr seht es mir nach!

Obwohl der Duft schon 2015 veröffentlicht wurde und wohl seit jeher absoluten Hype genossen hat, habe ich erst vor wenigen Monaten von ihm erfahren. Das liegt wohl auch daran, dass ich nicht so richtig aktiv in Parfüm-Communities war und daher schlichtweg einfach nicht wusste, was angesagt ist. Nichts desto trotz war klar: Als Fan von orientalischen Parfüms musste ich dieses überteuerte Ding wenigstens mal testen. Gesagt, getan. Ein netter Freund hat mir eine Probe zukommen lassen und somit stand dem nichts mehr im Weg.

Beim ersten Aufsprühen war ich absolut verzückt, aber auch echt verwundert. Aufgrund der vielen Kommentare hier habe ich eine heftige Zuckerbombe erwartet und obwohl er durchaus süß ist, hab ich schon bei weitem klebrig-süßere und wuchtigere Kopfschmerzkandidaten getestet - Dieser gehört, meiner Meinung nach, nicht dazu. Und BK540 allein auf seine Süße zu reduzieren, finde ich außerdem nicht so richtig passend, jedenfalls für meine Nase. Denn unter der deutlichen Süße, befinden sich durchaus tiefgründige, holzig-harzige Noten. Und über all dem liegt eine besondere Art von Luftigkeit, die ich nicht so recht zuordnen kann, aber wunderschön finde. All das zusammen ergänzt sich wahnsinnig gut und macht diesen Duft ganz besonders und trotzdem immer noch alltagstauglich. In meinem Statement schrieb ich das schon und ich stehe nach mittlerweile einigen weiteren Probesprühern immer noch dazu: Der Duft macht süchtig! Ich finde ihn so schön, dass ich mich jedes mal ein bisschen freue, wenn ich ihn immer wieder am Tag wahrnehme. Und das tue ich definitiv! Die Haltbarkeit ist sehr gut und die Sillage eigentlich auch, nur ist es meiner Meinung nach keine Sillage, die umstehenden den Atem raubt und Räume füllt, sondern ist durch diese gewisse lockere Luftigkeit immer nur eine "gut wahrnehmbare Ahnung" - Wie wenn jemand mit einem tollen Duft an einem vorbei läuft und man sich umdreht und fragt, was für ein bomben Duft das war.

Obwohl ich weiß, wie abschreckend Hypes und solche Preise sind, kann ich nur jedem ans Herz legen, ihn zu testen und offen dafür zu sein. Hinter dieser Fassade befindet sich mehr als man denkt. :)

Das Sternzeichen Widder ist wohl das Hitzigste der 12 Zeichen, eckt immer an und ist im Herzen ein Rebell. Stur und temperamentvoll, mit dem Kopf immer durch die Wand. Was jedoch die Wenigsten wissen ist, dass Widder unter der harten Schale meist einen sanften, verletzlichen Kern haben, der ergründet werden möchte. Zu uns Menschen gehört eben mehr als das bloße Auge verraten mag.

Ähnlich ist es mit Molinards Habanita. Der erste Moment ist heftig und stößt schwache Nerven wahrscheinlich erstmal ab. Habanita will nicht gefallen, will keine süß-blumige Gefälligkeit von Nebenan sein, dafür hat sie zu viel erlebt und gesehen. Es lohnt sich jedoch, ihr eine Chance zu geben, denn unter all dem rauchigen Harz und der dunklen Kirsche (nicht angegeben, aber rieche ich trotzdem raus, kann aber auch nur eine Assoziation sein) verbirgt sich pures flüssiges Gold - Bernsteinfarbender Ambra gehüllt in nicht-süße Vanille, gebettet auf zerbrechlichen trockenen Blumen, die nie dominieren, sondern nur eine unterstützende Ahnung sind. Habanita kann ganz anders sein, kann verführen und den Kopf verdrehen und fast schon verletzlich sein. Nicht so offensichtlich, dass es jedem auffällt, aber grade so viel, dass sie reihenweise Herzen bricht. Sie hat Charakter und schon das ist heut zu Tage rar gesäht.

Habanita ist ein ganz besonderes Parfüm und meiner Meinung nach absolut Unisex. An Männern unterstreicht sie Facetten, die gerne für große Augen sorgen - und für Komplimente. Für mich ist sie quasi Selbstbewusstsein und Sexiness mit einem Hauch Kratzbürstigkeit in einem Flakon, der übrigens ebenfalls sehr schick ist. Wer einen Orientalen mit Ecken und Kanten sucht, ist hier richtig! Aber Vorsicht vor einem Blindkauf: Habanita ist wirklich einmalig.