Wann ist viel, genug? Willkommen in meinen Dufttagebuch
In der letzten Zeit haben meine Spontan -und Blindkäufe etwas abgenommen. Zugegeben aber, sehende (was ist bitte das Gegenteil vom Blindbuy? )Käufe haben NICHT abgenommen. Nach ausgiebigen Testen habe ich mich entschieden, mir doch was zu gönnen. Ich hab ja schließlich so vieles verkauft, muss ja Neues her, har har. Nee, so war das nicht, aber immerhin bin ich mit meinen Käufen glücklich. Jetzt ist aber die Frage, ab wann ist viel, genug?
Auch das latente Schuldgefühl ist weg, da ich ein wenig zögernder mit dem Sharingteilnahmen und Ähnliches, geworden bin. Ein komplett neues Gefühl hat aber die Oberhand gewonnen. Eine Art Mitleid mit meiner jetzigen Sammlung und den Kellerdüften. Kellerdüfte sind solche, die sich im Kellergefängnis befinden und noch kein Recht auf Parole haben. Diese Düfte wechseln sich immer ab, je nach Saison. Das hat natürlich Sinn und Zweck, denn meine monatliche Auswahl muss sich stets ändern. Nur so werden alle auch getragen. So weit, so gut. Ich bin aber als Kind mit komischen Büchern und Zeichentrickfilmen aufgewachsen, wo Objekte auch empfindungsfähig sind, und dies hat wahrscheinlich einen EInfluss auf meine Denkweise. Diese Gefängnisdüfte tun mir manchmal leid, und ich hole sie gelegentlich raus, um kurz an Ihnen zu schnuppern, oder sie wenigstens kurze Zeit ansehen und in der Hand fühlen zu können. Das ist den Düften natürlich schnuppe, ob sie beachtet werden oder nicht, aber mir eben nicht.
Alllsooo hat die gute VerityChar eine neue Strategie für eine effizientere Gefängnisüberwachung entwickelt. Auch süßes Kram und Vanillas dürfen im Sommer raus! (Nur bei Regen, man muss ja Grenzen setzen.. sonst wird mir da auch noch übel). Da mir mein Mann eine neue Kommode gekauft hat, kann ich sie alle dort lichtgeschützt verstauen. Ich hab jetzt schließlich ein innovatives Überwachungsmodell entwickelt und kann daher mehr Düfte nutzen. Da fehlt aber etwas, etwas ganz spritzig frisch-grünes-herbes, oder? Das hat mir vor einen Monat gefehlt..(husch, du Teufel der mir ins Ohr flüsterst!). Jetzt habe ich dieses herb grün frisches gekauft, Cassis Frénésie und
Parole d'eau , beides unter 20 ml.Aber was passiert dann das nächste Mal, wenn ich mir denke " das und das und genau das hab ich nicht"?. Werde ich dann wieder das Gefühl bekommen, etwas Neues zu brauchen? Oder werde ich mich kontrollieren können und das, was ich habe, nicht vernachlässigen?
Die Antwort ist natürlich, sofort da. Ich weiß es NICHT. Ich weiß aber ganz gewiss, dass ich mit der Zeit mehr und mehr zufrieden mit mir selbst und mit meiner Sammlung bin. Ich bin auch sehr intelligent, weil ich weiß, dass ich fast nichts weiß und immer viele Fragen für mich selber und andere habe. Wie zum Beispiel, warum ist die eine Sucht so leicht zu bewältigen, und die anderen wie die Bettwanzen, unmöglich zu beseitigen? Ohne Kaffee kann ich leicht leben aber meine Redbull Dosen muss ich so manches Mal von meinen Mann verstecken. Der macht sich sonst so viele (berechtigte) Sorgen um meine Gesundheit, wenn ich im Durchschnitt eine Dose pro Tag trinke. Wie kann es jemand wagen, meine Gesundheit geht ja nur mich was an! Stimmt leider auch nicht, obwohl ich als ein Rebelle, alles und jeden fernhalten will, was und wer sich irgendwie in meine Angelegenheiten versucht einzumischen.
Daher kam ich zum Entschluss. Die Düfte die ich trage, trage ich für mich selber. Die Düfte die ich NICHT TRAGE, trage ich NICHT aus meiner Liebe und meinen Respekt für andere Menschen. Manche bekommen Kopfschmerzen davon, manche haben bestimmte Allergien. Dann sind auch noch die Kinder da usw.
Düfte die ich kaufe, kaufe ich für mich selber. Düfte die ich NICHT KAUFE, kaufe ich nicht, aus Liebe zu meiner Familie. Lieber investiere ich in ein neues hübsches Kleid für meine Tochter oder einen Schwimmkurs.
Und jetzt beantworte ich meine an mich gestellte Frage. Genug ist dann,wenn man am Etwas Freude haben kann,ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.Viel ist genug,wenn man auch alles was man hat,gerne benutzt und mindestens einmal im Jahr besucht. Viel ist zu viel,wenn aus 100 ml niemals 90 und nicht einmal nach 4 jahren,80 ml werden.
So,und jetzt kann ich wieder ruhig und entspannt schlafen.Es ist nicht so,dass ich hier die einzige mit ähnlichen Gedanken bin. Und wir alle geben unser Bestes,oder unser „gut genug „ was die Sache betrifft. Manche sind da entspannt,manche ziemlich überfordert oder stets Ordnung machenwollend wie ich.Bisher gab ich immer mein Gut Genug,aber ab jetzt nehm ich mich viel,viel ernster. Meine Büchersucht habe ich beseitigt,und langsam aber sicher,wandle ich meine Parfumsucht in ein Hobby um.
Hach,das Leben wäre so langweilig,wenn immer alles glatt laufen würde.
Aber kleine Schritte habe ich auch schon gemacht um das Ausmaß meiner Sammlung unter Kontrolle zu bekommen, ich wähle die Sharings bedachter aus, an denen ich teilnehme und Blindkäufe gibt es nur noch sehr wenige, das war auch einmal anders.
Ja, auch ich bin aus der Generation, die mit Gegenständen spricht. 😇
Zur Sammlungsverkleinerung bin ich aktuell noch nicht bereit, aber zumindest denke ich drüber nach. Wenn ich nur sicher sein könnte, dass die Düfte ein schönes neues Zuhause finden und dort geliebt und beachtet werden...
Genug ist erst, wenn ich es sage.
Meine goldenen Regeln: Es gibt kein zweites Regal!
Ich kaufe immer den kleinst möglichen Flakon, oder eine Travelsize.
Ich kaufe keine Abfüllungen, außer meinen monatlichen Pafory Duft und bei Tauschanfragen.
Ganz liebe Grüße ☀️
So ein schöner Beitrag, so lieb geschrieben und mit so viel Wahrheit 🥰
Lieben Dank, Annke 👋🏻
steckt eine erschreckende Menge Wahrheit drin. Freiheit ist, ins Kellerverlies zu gehen, den schönen, haptisch einwandfreien Flacon zu greifen und an seinem Sprühkopf zu schnuppern und dabei Glück und die Gewissheit zu erlangen, dass man nichts und niemand wehgetan hat oder vernachlässigt hat, ihn zu erwerben. Dann genießen und innehalten