Vetiverlover

Vor einigen Jahren habe ich das Öl in dem kleinen 3 ml Fläschchen gekauft, später dann auch das 30 ml Spray ( mit einem sensationellen Sprüher; der ist großartig!). Der Duft von Saat Safa ist großartig. Gleich zu Beginn recht viel Rose - die hier bei Parfumo offiziell genannten Duftnoten stimmen nicht; auf Fragrantica sind sie korrekt angegeben - unterlegt mit würzigem Holz und Moos. Der Duft verändert sich im Laufe von Stunden nur wenig: die Rose verliert sich etwas und das Holz tritt als warmer Faktor mit einer minimalen Süße in den Vordergrund. Amber, Patchouli und erdiges Moss sind mit dabei. Das enthaltene Oud ist natürlich synthetisch, hat dafür keinen Kuhstall- oder Babywindel-Anflug, sondern gibt der Komposition eine Tiefe (und Haltbarkeit?). Die Sillage ist okay, aber nicht sehr stark. Auf meiner Haut, auf der sich wegen Trockenheit viele Düfte generell nicht lange halten, sind zwei Spritz nach mehr als 5 Stunden noch kräftig hautnah und duften warm-floral und würzig, nach 8 h ein hautnaher Duft. Nach 15 Stunden war noch ein warmer Duft direkt auf der Haut zu erschnuppern. Ich habe den Duft parallel mit anderen Al-Rehab-Düften und Parfüms orientalischer Hersteller wie Rasasi, Al Haramain oder Swiss Arabian verglichen und kann sagen, dass er gegen deutlich teurere Parfüms absolut standhält, aber das ist natürlich Geschmackssache. Ich empfehle, das 30 ml Spray unbedingt mal zu probieren, wenn ihr mit floralem Holz etwas anfangen könnt. Es kostet weniger als 10 €. Die Rose-Oud-Welle scheint schon vorbei zu sein und ich hinke da mit meinem Loblied deutlich hinterher. Vielleicht gibt es ein Revival. Das wäre natürlich schön, damit nicht die Produktion mangels Nachfrage aufgegeben wird.

Vor 4 Jahren habe ich orientalische Duftöle entdeckt und in der Folge viele kleine, 3 ml Fläschchen von Al Rehab bei diversen Anbietern erworben. Probiert und verworfen. Die meisten von ihnen enthalten Oud, natürlich kein echtes Öl, sondern synthtisches, vermutlich sogar in verschiedenen Ausführungen. Ich war Newbie was Oud angeht, es faszinierte mich und sagte mir zugleich nicht wirklich zu. Jetzt, vier Jahre später, habe ich sie aus dem kühlen Keller, wo ich die diversen Parfüms lagerte, wieder hochgeholt und probiert: Ich nehme den Duft von Aroosah als etwas vollständig Anderes wahr als zuvor! Ist das Öl „gereift“? Vermutlich nicht das Öl, sondern ich selbst oder meine Nase. Ich vermute, dass ich heute anders wahrnehme und zudem mir Zeit nehme, mich auf den Duft einzulassen, ihn in seinen unterschiedlichen Facetten abzutasten und den Veränderungen im zeitlichen Verlauf nachzuspüren. Und dann habe ich noch einen Unterschied gelernt. Dass nämlich viele Öle auf der Haut, wenn man die Nase direkt hineindrückt und vor allem auch zu schnell, scharf und abweisend duften, wohingegen die Luft um mich herum, die Duftfahne die ich hinter mir herziehe, köstlich riecht. Die meisten Al Rehab-Öle und Sprays benötigen etwas Zeit für ihre Entwicklung, ganz anders als Parfüms von z.B. Lattafa, die SOFORT zugänglich sind und angenehm duften. Vielleicht sind sie auf Sofort-Effekt hin konzipiert und etliche wollen nicht mit Ecken und Kanten verstören.
Aroosah startet sehr stark, eine gewisse Schärfe, etwas Blumig-Herb-Bitteres. Das ist wohl hauptsächlich die Kamille oder der Kamillentee. Aber es sind auch zunächst scharf oder „spitz“ duftende Weißblüher dabei. Das Blumige bleibt den ganzen Duftverlauf über erhalten, das Herb-Bittere bleibt auch lange und das empfinde ich auch als ein Alleinstellungs-Merkmal dieses Duftes. Unverwechselbar. Und nach einigen Stunden überlagert langsam ein holzig-warmer Ton die Mischung und es wird süßlicher, nicht sehr stark. Die herben Noten und die sehr geringe Süße gegen Ende machen Aroosah für Männer ohne jegliches Risiko sehr gut tragbar, finde ich. Wer nicht nur extrem nach dunklem Holz und Leder oder - das andere Ende der Männer-Skala - nach fruchtig-zitrischer Frische duften möchte, sondern auch Florales mag, dem sei Aroosah empfohlen. Ich will nicht verhehlen, das Aroosah nicht modern riecht. Die Mainstream-Düfte, die ich heute sogar in gut besuchten Fußgängerzonen die Luft schwängern und die dem „Trend“ entsprechen, sind komplett anders. Aroosah hat ein anders Konzept und stammt wohl auch aus einer anderen Zeit: ich denke da an die 80er- und 90er-Jahre. Parfumo kennt 443 Parfüms von Al Rehab. Es wird keine Firmengeschichte und Entstehungsdatum genannt, doch es braucht Jahrzehnte, um solche Vielfalt an Düften zu entwickeln. Die meisten davon heute wohl ausgestorben. Ich vermute, dass Aroosah auch eher ein Oldtimer ist und die Tatsache, dass er eben nicht aus dem Verzehr gezogen wurde, sondern aufgrund der kontinuierlichen Nachfrage seiner treuen Kunden weiterhin produziert wird, sagt auch etwas über die Qualität und Wertschätzung dieses Parfüms.
Also auf, liebe Parfumos, holt 3 bis 4 Euros aus euren Portemonnaies und schnappt euch ein kleines Fläschchen und vor allem: Berichtet dann über eure Entdeckungsreise!

Zu Beginn floral und geichzeitig auch schon etwas schwer. Gar nicht süß. Trockene Blüten, nichts Strahlendes. Blumendüfte bleiben noch einige Zeit und der Eindruck des holzig-würzig Dunklem überwiegt dann langsam. Kein Wunder, denn schon in der Kopfnote sind mit Cypriol, Labdanum, Rosenholz und Kardamom Noten enthalten, die nicht frisch sind. Der Duft ist dezent (nicht im Sinn von schwach), aber unaufdringlich, überhaupt nicht laut. Er wirkt sehr durchkomponiert und eher maaskulin. Im Vergleich zu z.B. Oud 24 hours ist dieser Duft ernster, nicht so freundlich, weich, süßlich gefällig und sofort einschmeichelnd. Ich musste mich ihm langsam annähern, um ihn zu schätzen. Er ist schon gut gemacht und ich habe des öfteren gelesen, dass man bei Nabeel-Düften wohl nie "einen Griff ins Klo" macht. Der Flakon ist hammerschwer.

Schade, dass dieser eher herb-harzige Duft nicht mehr hergestellt wird. Er hält sehr lange und ist maskuliner als der ebenfalls aus dem Sortiment von El-Nabil rausgeflogene Duft Musc Mumaiz, der ebenfalls langanhaltend ist, aber etwas süßlicher. Trotzdem für Männer sehr gut tragbar. Freundlicherweise tragen die letzten Packungen ein Haltbarkeitsdatum: Hergestellt 2012, gut bis 2016. Sind aber auch jetzt noch in Ordnung. Vielleicht am besten im Kühlschrank lagern.