Zapp

Zapp

Rezensionen
Zapp vor 3 Jahren 38 4
7
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Der Geruch von Spice
Ich erlebe immer wieder eine romantische Sehnsucht zum Orient, der Wüste, der Landschaft und den Städten, orientalischen Gewürzen und Kunsthandwerk.
Diese Faszination und Sehnsucht scheine ich mit vielen feinfühligen Menschen aus dem westlichen Kulturkreis gemein zu haben – darunter viele Künstler – die ihre Leidenschaft in Bilder, Erzählungen und Kunst oder eben Düfte bannen und mich dann weiter romantisch verklären.
Das mich deswegen № 02 - L'Air du Désert Marocain und Au Coeur du Désert anzogen wie eine Motte das Licht versteht sich da schon fast von selbst oder? Ich mag beide sehr gerne - Au Coeur du Désert ist dabei für mich noch etwas tiefer, voller, wie die Vollendung eines schon davor grandiosen Meisterwerks.

Wie riecht Au Coeur du Désert? Das ist gar nicht mal so einfach zu beschreiben, da das Parfum wunderbar verwoben ist. Für mich riecht er wunderbar warm, trocken, balsamisch beruhigend, leicht süßlich, nach orientalischen Gewürzen ohne das ich eines ausmachen könnte, verheißungsvoll und mit einer wunderbaren Tiefe.
Ich könnte euch ein Bild zeichnen: Stell dir vor, du warst den ganzen Tag am Rande der Sahara unterwegs, das letzte Stück hinein in die Wüste habt ihr am Abend auf dem Rücken von Kamelen unternommen. Endlich bist du da, in einer kleinen Zeltstadt zwischen den Dünen. Um dich rum herrscht emsiges Treiben, es werden Vorbereitungen für ein Feuer getroffen, andere machen sich an die Vorbereitung eines herrlich Gewürz lastigen Abendessens während wieder andere ihre Gebetsteppiche ausrollen und balsamische Harze in einem kleinen Gefäß verbrannt werden. Nur du hast grade nichts zu tun und so entschließt du dich weg vom Trubel und hinein in die Dünen zu gehen.
Die Sonne brennt mittlerweile nicht mehr so erbarmungslos wie noch Stunden zuvor und taucht jetzt die Dünen um dich herum in ein wunderbares Ambermeer während der Himmel einen wunderschönen blauen Kontrast liefert und Richtung Horizont in etwas Lavendelfarbendes ausläuft. Du ziehst deine Schuhe aus – der Sand ist noch ganz warm und wühlt sich wunderbar warm und geschmeidig an, wenn du ihn zwischen deinen Händen durchrieseln lässt. Du atmest tief die Noch warme Wüstenluft ein und genießt die Ruhe und die tiefe der Landschaft.

*Cut* natürlich riecht so nicht echt die Luft in der Wüste – glaubt mir ich war schon mal da – Au Coeur du Désert ist eher eben eines jener verklärten Sehnsuchtskunstobjekte die Menschen wie mich so tief bewegen. Die Sehnsucht ist bei mir geblieben ob ich in diesem Leben noch mal in den Orient komme weiß ich nicht, da ich nicht mehr fliege. Ohnehin war für mich das „da sein“ eine Mischung aus Faszination und Realitätsschock. Vielen - vor allem Menschen aus Japan soll es ja so gehen, wenn sie voll romantischer Fantasien nach Paris kommen und dann mit der Wirklichkeit konfrontiert werden (dafür gibt es sogar einen Namen – es nennt sich das Paris Syndrom).
Vielleicht kuschle ich mich deshalb lieber auf mein Sofa zwischen meine Berberkissen und lese etwa „Stimmen von Marrakesch“ von Elias Canetti, „Taufe der Einsamkeit“ von Paul Bowles, „Hochtzeit der Einsamkeit“ von Albert Campus oder etwa „Der kleine Prinz“ von Antone de Saint-Exupéry, trage Au Coeur du Désert und träume von der Wüste und dem Morgenland.

Ein anderer Vergleich den ich für Au Coeur du Désert heranziehen möchte ist das Spice von der Wüstenwelt Arrakis aus Dune. Das Buch habe ich mit 16 verschlungen und grade ist es mit einer grandiosen Verfilmung in den Kinos. Das Spice ist hier ein grade zu mystisches Gewürz das nur auf dieser Wüstenwelt vorkommt und das begehrteste Gut im ganzen Universum ist. Es ist nur in der Tiefen Wüste zubekommen, riecht süßlich und leicht nach Zimt. Es wirkt lebensverlängernd und Bewusstseinserweiternd. Das Buch Dune ist ein außergewöhnlicher SiFi Roman in sofern, dass er tief philosophisch und von der Religion und Kultur des Orients inspiriert ist.
So etwas mystisches und Tiefes hat Au Coeur du Désert für mich auch. Wenn ich mir vorstelle, wie Spice riecht, dann nach Au Coeur du Désert.
4 Antworten
Zapp vor 3 Jahren 6 1
Vom altern einer Legende
Wie für so viele war Aventus für mich der Einstieg in Nischenparfums. Damals 2016 war ich noch Student und hatte die Möglichkeit über ein Sharing bei Parfumo eine 50ml Abfüllung von Aventus für einen fairen Preis zu erhalten. Ich war total begeistert! Für mich war Aventus der perfekte Duft: Maskulin, souverän, und stark, dabei aber auch anschmiegsam und die starke Schulter zum Anlehnen – dabei erfrischend (anders). Eine geniale Komposition aus Fruchtigen, hölzernen, rauchigen, weichen und süßen Noten.
Nachdem ich mit meinem Studium fertig war musste ich unbedingt einen Flakon von Aventus mein Eigen nennen. Dieser war auch nicht schlecht – etwas rauchiger und fruchtiger, aber nicht ganz so ausgewogen wie meine Abfüllung. Tatsächlich habe ich auch nie wieder solche und so viele Komplimente für ein Parfum erhalten, wie für diese erste Abfüllung. Sachen wie „Wow was trägst du da? Da werde ich ganz wuschig“ habe ich sonst noch nie gehört. Meine damalige Freundin hat es leider jedes Mal kritisiert, wenn ich mal etwas anderes als Aventus tragen wollte
Dieser Abfüllung hätte ich ohne zu Zögern eine 10/10 gegeben. Mein Flakon schafft immer noch eine solide 8 vom Duft her und da sind wir leider schon bei der Schattenseite. Die Batches von Aventus sind leider extrem unterschiedlich und ich finde es ehrlichgesagt etwas eine Frechheit bei dem Preis! Anfangs dachte ich das sind die vielen natürlichen Zutaten und ein Zeichen der Qualität. Die Ratio von natürlichen zu Synthetischen zutaten ist – so man professionellen Parfumeuren glauben schenkt aber nicht außergewöhnlich. Außerdem schaffen andere Marken es auch mit vielen natürlichen Inhaltsstoffen eine annähernd gleichbleibende Qualität zu liefern. Ich habe mich immer gefragt, ob es an dem Generationenwechsel bei Creed lag?

Zu guter Letzt also der Bogen zum Titel. Mittlerweile ist Aventus alt geworden. Einige schaffen es in würde zu altern, andere leuchten hell und dafür eher kurz. Bei Aventus ist eher zweiteres der Fall. Ohne Frage haben wir es hier mit einer Legende zu tun, die die Parfumwelt nachhaltig geprägt hat. Zu sehen daran, wie auch heute noch über Aventus geredet wird, der großen Anhängerschaft und dem nachjagen von bestimmten Batches die zu astronomischen Preisen gehandelt werden – und vor allem an den unzähligen Dupes die es mittlerweile gibt. Fast haben wir es schon mit einer ganz neuen Duftrichtung zu tun die Aventus geprägt hat. Leider ist Aventus aber an seinem eigenen Erfolg zugrunde gegangen. Die Marke Creed die nicht zuletzt durch Aventus zu DER Nischenmarke wurde – ist mittlerweile von einer Investmentgruppe aufgekauft, der wohl eher an kurzfristigen Gewinnen gelegen ist. So wird hier auf Parfumo bei den Creed Düften mittlerweile durch die Bank über die schlechte Haltbarkeit geklagt. Die Duft-DNA ist mittlerweile wie bereits erwähnt nichts Besonderes mehr.

Bleibt die Frage lohnt es sich heute noch einen Aventus zu kaufen? Um meinen Flakon zu schonen (meine legendäre Abfüllung ist mittlerweile aufgebraucht) und für dieses Review habe ich bei einem Sharing noch einmal einen aktuellen Batch getestet. Ich muss sagen, dass er mir vom Duft her ganz gut gefällt und auch fast wieder etwas näher am alten Original war – allerdings riecht er für mich fast mehr wie eine Kopie von Hacivat als ein echter Aventus – nur mit einer erschreckend schlechten Haltbarkeit.

Kurz: Aventus ist und bleibt ein legendärer und absolut genialer Duft. Aufgrund von starken Schwankungen in der Batchqualität und der mittlerweile miserablen Haltbarkeit würde ich heutzutage aber eher zu einem Nachkommen aus der durch Aventus begründeten Duftfamilie raten – z.B. zu eben jenem Hacivat.
1 Antwort
Zapp vor 3 Jahren 3
7
Flakon
8.5
Duft
Erinnerungen an meinen alten Aventus
Erinnert mich an meinen alten Aventus, kommt für mich eine Spur weicher und weniger rauchig daher. Mein erster Aventus hatte eine total schöne Basis in der das Ambra sehr schön raus kam. Das hat den Duft für mich sehr kraftvoll und maskulin aber auch sehr beruhigend und sinnlich gemacht. Ich habe ihn so sehr geliebt, dass ich mir einen 100ml Flakon kaufte. Der war dann leider etwas kraziger und hatte weniger von dem schönen Ambra.

Hacivat ist für mich etwas weniger ausdrucksstark und kraftvoll als der Aventus von damals, hat aber auch etwas von der Weichheit und dem Gefühl gehalten zu werden - wenn ich aber hier kein Ambra richen kann und dies nur doch die Hölzer, etwas Patchouli und das Eichenmos geschieht.
0 Antworten