Zappergeck

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Zappergeck vor 12 Jahren 4 1
In dreißig Jahren fließt viel Wasser die Seine runter...
.. und dreißig Jahre ist dieser Duft nun alt. Ich war damals für ein paar Monate in Paris, und all die jungen hübschen Männer auf dem Boulevard Saint Germain rochen nach Kouros.
Vielleicht wird der Duft heute so kontrovers empfunden, weil er letztendlich doch in eine andere Zeit gehört? Eine Zeit, in dem unsere Mitmenschen auch nach Opium von YSL dufteten – und, seien wir ehrlich, eine Zeit, die einfach vorbei ist, wenn sie auch schön war. An diese Düfte denke ich, wenn vielleicht nicht mit Liebe, so doch mit Sentimentalität. (Großer Gott, wir rannten mit karierten Karottenhosen und Opium durch unsere deutsche Kleinstadt! Sowas prägt... hi hi).
Gleichwie, Kompliment an Euch Jungen, die Ihr diese Düfte heute liebt! Ihr tut es ohne Sentimentalität ala Zappergeck.
Was wird Euch in dreißig Jahren sentimental stimmen? Vielleicht erleb ich's noch. :-)
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Zappergeck vor 12 Jahren 20 8
Und ich dachte immer...
... die Atombombe sei eine amerikanische Erfindung gewesen. Dabei kommt sie in Wirklichkeit aus Frankreich, und zwar in Gestalt eines harmlos wirkenden Parfumflacons.

WOW, ich kann's ja kaum glauben, was ich da schnuppere. Eine solche Duftbombe hab ich ja noch nie erlebt. Sowas von rosig und pudrig, es ist nicht zu fassen. Abends vorm Schlafengehen ein Tröpfchen aufs Handgelenk, und morgens beim Brötchen kaufen hatte ich noch Bedenken, ob es nicht auffällt. Selbst nachts nahm ich im Halbschlaf immer wieder mal den Duft wahr.
Morgens war die Rose verschwunden, aber der Puderduft war umso intensiver.

Wenn ein einziges Tröpfchen schon eine solche Wirkung hat, wie mag dann ein ganzer Sprühstoß sein? Dieser Duft (den ich nebenbei bemerkt ganz wunderbar finde) ist nichts für Weicheier!

Bin fassungslos!

Meine Damen: probieren und kaufen!
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Zappergeck vor 12 Jahren 3 4
Hüh und hott... oder doch nur hüh?
Angeregt durch Chemists Kommi stiefelte ich heute zu L'Occitane, um mir diese Probe mal reinzuziehen.
Im Laden stand nichts und der Verkäufer musste erst die Schubladen nach diesen Duft durchsuchen, und nach dem Tester einen Korb, der auf dem Boden stand. Dabei holte er nacheinander fünf, sechs Flaschen heraus, las jedes Mal den Flaschenboden, bis er endlich den Labdanum-Tester hatte.

Ich fragte, ob der Duft so neu sei, er antwortete, nein, er würde ausgelistet.

Nun gut, ein Sprüher aufs Handgelenk und weiter zu meinem Tagewerk.

Tja, ich muss sagen, dass L'Occitane einem ein X für ein U verkaufen will. Für meine Begriffe ist in Labdanum nichts weiter drin, als das, was sie früher als "Ambre" verkauft haben und vor einiger Zeit ausgelistet haben. Wenn mir diese Variante, die mit "Labdanum" etikettiert ist, auch etwas penetranter vorkommt.

Ich könnte jetzt hingehen, meine Ambre-Flasche aus dem Regal holen und den Vergleich anstellen, aber ich bin nun, sieben Stunden später, dermaßen von dem Duft auf meinem Handgelenk genervt, so dass ich überhaupt nicht daran denke, mich heute weiter mit ihm zu befassen. Ich geh gleich ans Waschbecken und schrubbe mir mit Nagelbürste und Seifenschaum das Handgelenk wund.

Merkwürdig auch, dass es Ambre nun wieder zu kaufen gibt, das ganze Regal stand voll davon.

Biblisch gesprochen: "Alter Wein in neuen Flaschen".

Na, wohl bekomm's - wem's denn bekommt. Ich finde, die Firma L'Occitane hält die Leute zum Narren - ach ja, Helau übrigens. Passt ja, denn heute ist Faschingsfreitag.
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Zappergeck vor 12 Jahren 6 9
Non, rien de rien...
non, je ne sens rien...

Ist merkwürdig. Neulich war ich auf der Suche nach einem Moschusduft und stand plötzlich vor dem Etro-Regal.
Gleich auf's Handgelenk damit. Aber... wo war der Duft? Nichts! Wirklich nichts!

Kann das sein? Gibt es Düfte, die ich für teures Geld in Flacons kaufen könnte, die ich dann aber buchstäblich nicht riechen kann?

Sowas hab ich noch nicht erlebt.

Nächster Tag, gleiches Spiel. Nichts. Hmmm... also dafür ist mir Etro zu teuer...
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Zappergeck vor 12 Jahren 19 4
Les temps perdu...
Vor 32 Jahren (mein Gott, wo ist die Zeit bloß hin?) lebte ich für ein paar Monate in Paris. Am linken Seineufer hatte meine lothringische Großcousine ein Chambre de Bonne - eine Dachkammer im sechsten (oder siebten?) Stock, wo ich nach einem gescheiterten Versuch als Au Pair Boy Unterschlupf fand.
Von hier aus erkundete ich Paris und lernte die Stadt auch ziemlich gut kennen. Ich weiß nicht, wie es heute ist, aber damals konnte man wöchentlich unter 400 verschiedenen Kinofilmen auswählen. Habe ich damals selbst gezählt! Einmal gab es eine Woche, in der ich täglich im Kino war. Seltenes sah ich - zum Beispiel "Sebastian" von Jarman, in dem alle immer nackt waren und lateinisch sprachen... Auch erinnere ich mich gern an die alten Kinosäle, von denen die meisten sicher längst verschwunden sind.

Und im Kino gab es diesen schönen Werbespot für das Kaufhaus Samaritaine. Ich erinnere mich noch, dass darin eine endlose Reihe chinesischer Feldarbeiter mit Strohhut einen Bastkorb weiterreichten...
Diese Reklame nahm ich zum Anlass, mir Samaritaine anzuschauen.

Von diesem Kaufhausbesuch habe ich nur noch eine Erinnerung: die Parfumabteilung, und dass dort Eau de Fraicheur im Angebot war. Ich glaube, es war gar nicht teuer - obwohl damals alles für mich teuer war, ich lebte von extrem wenig Geld. Dennoch: "Eau de Fraicheur" - das klang toll und das musste mit. Es kann sogar sein, dass ich ein paar Tage lang um die Flasche herumscharwenzelt bin, bevor ich das Geld locker machte.

Ich weiß auch noch, dass ich die Flasche jahrelang gehütet habe, dass ich den Duft toll fand ... und dann versank er in totaler Vergessenheit.

Vor ca. sieben Jahren begann ich, mich wieder an Eau de Fraicheur zu erinnern, und eine große Sehnsucht packte mich, ihn einmal wieder zu riechen. Aber es war unmöglich, an eine Flasche ranzukommen. Ich weiß auch nicht mehr, wieso... war das Angebot im Internet damals noch nicht so umfangreich? Gab es überhaupt einmal eine Zeit ohne Internet... ich besinne mich nicht...

Jedenfalls, eines Tages, ich langweilte mich und surfte munter bei ebay herum, fand ich Eau de Fraicheur. Das Wiedererkennen der Packung und der Flasche ließen mich jauchzen und sofort bestellte ich mir eine - wieder für wenig Geld.

Ein paar Tage später war das Päckchen da. Mann, war ich aufgeregt. Sofort besprühte ich mich und jaaa - ich war plötzlich wieder Anfang 20 und in Paris ... und es war herrlich. Die Erinnerungen überfluteten mich, ja, ich sah mich nach meiner Rückkehr aus Paris in meinem alten Jugendzimmer... die Flasche stand auf dem einen Regal...

Und hier war sie wieder, diese ungeheuer spritzige Kopfnote - total zitrisch mit ein wenig würzigen Kräutern! Es sticht sogar etwas in der Nase vor lauter Frische - aber angenehm!

Aber wie es so ist, irgendwann ist die schönste Kopfnote verflogen. Es muss an meinem Hauttyp liegen, denn bei mir bleiben bei allen frischen Eau de Colognes wie 4711, Eau d'Orange Vert von Hermes, Portugal u.a. nur muffige Duftnoten zurück, die mir eher unangenehm sind. Und so ist es leider auch bei Eau de Fraicheur.

Aber Du hübsches, altmodisches 30-ml-Fläschchen, ich werde Dich lieben und ehren, enthältst Du doch den ersten Duft, den ich mir jemals selbst gekauft habe und erinnerst Du mich doch an eine ganz besondere Zeit meines Lebens. Sie war nicht einfach, hat mich aber nachhaltig bereichert.

Ernest Hemingway schrieb: „Wer als junger Mensch das Glück hatte, in Paris zu leben, der wird diese Stadt sein Leben lang in sich tragen. Denn Paris ist ein Fest fürs Leben!“

Und Du, kleines Fläschchen, bist auf immer ein Teil dieses Festes.
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