Zinobvlgari

Ich habe gerade meinen Blindkauf Ungaro pour L'Homme III getestet. Nicht schlecht, bis auf dieses Billige da im Hintergrund, das man von billigen Duschgels o.ä. her kennt. Wenn man mit der Nase näher rangeht riecht man hinter dem Koriander-Lavendel-Mahagoni-Orange-Zitrone-Mix diesen unangenehmen Billigheimer. Ich muß dazu sagen, in der 2019er Version. Ich kenne die Version vor der ReFo nicht.
Doch die ganze Zeit dachte ich, Mensch, den Duft den kenn ich doch und noch viel besser ohne das Billigkraut. Na wie hieß denn dieser schwarze Flakon von LaRive oder einem anderen Dupé noch???
In meine Sammlung geschaut und Bingo!, Pure e-motion (bescheuerter Name) von... OMERTA, neben Black Onyx und Création Lamis, die besseren Dupés.
Ich hab von OMERTA noch einige sehr gut gelungene Klassiker, doch dieses Pure e-motion stellt sich nun, nachdem es Drakkar Noir schon ziemlich ähnlich ist, als ein noch besserer Duft heraus als ich mir hätte vorstellen können. Hier gibt es die volle Duftnuance ohne Ende von No. III und ohne Billigkraut im Hintergrund.
Wer hätte das gedacht.
Als ich mir die Originale noch nicht leisten konnte, hab ich in den 90ern mit den Dupés auf Trödelmärkten angefangen und davon habe ich sogar noch Reste, die jede ReFo des Originals übertreffen.
Dadurch durfte ich eine Menge Erfahrungen mit Duftzwilligen machen und kann sagen, daß es sehr hochwertige, teilweise fast bessere Versionen gegeben hat (z.B. Bvlgari Black, der Gummireifen, war zu finden bei Lamis in einer unglaublich besseren Version oder Burberrys Brit als Heirloom for Him von Lamis, beide vergriffen!).
Somit kann ich nun Pure e-Motion von OMERTA absolut empfehlen als bessere Version von Ungaro pour L'homme III. Ich weiß, darf man eigentlich nicht, aber, ...
Ehre wem Ehre gebührt!
… und dieser Dupé hat es verdient.

Mittlerweile sind ja sogar schon die guten Dupés vergriffen und man zahlt dafür fast soviel wie für die Refo des Originals. Is' schon schräg, Babylon.

DERRICK, verkannter Sonderling.
DERRICK (dt. Krimi-Serie von 1974–1998) hat uns Deutsche durch die 70er und 80er gebracht. Ein Duftwässerchen ist da nie in Erscheinung getreten. Schade, ich hätte es wirklich gern im Original kennengelernt. Wär damals in Deutschland ein Hit geworden.

Ein Vintage von einer aktuell ReFo zu unterscheiden ist fast unmöglich, zumindest wenn man es über‘s Internet versucht. DERRICK gibt es gerade zwischen 30-40 € auf Ebay.
Hab mir eins bestellt und hatte schon eine ältere Miniatur.
Aufgrund des mini DERRICK 7ml, konnte ich diesen Würz-Harz-Holzer in meine Riege der wirklich guten harzigen, zederträchtigen Bouquets aufnehmen.
Diese Nuance bleibt leider bei der ReFo gerade an der Oberfläche und drunter ist auch schon der Eichenmoosersatz zu riechen, etwas wie abgestandene Bodylotion oder Creme. Das ist mir schon bei anderen ReFos aufgefallen, daß am Ende dieser wirklich unangenehme Geruch auf der Haut bleibt. Da wo Eichenmoos in Kombination mit den jeweiligen Basisnoten einen tyischen Ausklang zurückließen, floppt heute bei fast allen ReFo nur Cremeranz.
Leider auch beim DERRICK. Es scheint so, daß der PH-Wert der Haut hierbei eine Rolle spielt, je geringer, also saurer, desto eher bleibt der Ranz. Ist meine Theorie ;)

Und dabei war das so ein echt Zedriger, dieser ätherische Nadelholzdunst über allem neben Vetiver und Sandelholz. Leichter Muskatnusshauch, mehr dürfte auch nicht sein, eine Prise Pfeffer und Zimt, doch dominant bleiben die Hölzer und das Gras (Vetiver).
Exklusiver unaufdringlicher maskuliner alter DERRICK (vintage).
Hätte Horst Tappert gut gestanden.

Flakon hat Ähnlichkeit mit einem Metall-Benzinkanister. Gewollt?
Nachtrag: Da schau sich doch einer mal die 1. Version von Paris-Dakar 100ml EdT an, eine 1:1 Flakon Kopie. Sowas dreistes hab ich selbst bei den Dupés noch nicht gesehen.

Ein Vintage muß also noch her. Die ReFo ist nur noch Mittelmaß ohne Cojones.

BLUE STRATOS ist, was man(n) sieht.

Selbst nach der Wiederbelebung (1995) durch einen begeisterten Fan, hat es seinen einzigartigen Duft nicht verloren. Dieses Bouquet riecht wie es aussieht, ein strahlend gleißend weiß-blauer Moment am griechischen Meer, gesehen von der obersten Terrasse, während die weißen Möwen am aquablauen Himmel kreisen. Nur ein feiner Hauch von Wind umwirbelt manchmal die salzige Haut und der Traum vom perfekten Méditerranée ist wahr geworden…

...und kommt aus einer saphirblauen Flasche.

Limette, Kräuter, Lavendel und Hölzer in einer atemberaubend nuancierten Komposition, lassen selbst dem Mann, der sonst vielleicht nicht zum Zitrischen tendiert, alle Zweifel verwehen.

BLUE STRATOS ist das aquatische Erlebnis par excellence, obwohl hier nichts Aquatisches beigemengt wurde. Dieses Wässerchen ist, was andere aquatisch sein wollen.
Ein Meisterwerk an zitrischer Frische, das kaum zitrisch riecht, weil die Mischung so gekonnt kombiniert wurde, daß von Anfang an Duftfusionen aus Limette, Lavendel, Ylang und den Hölzern Einseitigkeit ausschließen.
Der Verlauf wird dann seifiger und wenn der Albatross längst übers Meer geflogen und am nächsten Morgen auf einer Düne erwacht, ist BLUE STRATOS immer noch da, wie ein sanfter Kuss Poseidons.

Adíosas,
zino

Jetzt muß ich mal für ROCKFORD 1984 (nicht 1985!) eine Bresche schlagen. Vollkommen ignorierter und unterbewerteter 80er Jahre Duft, der es locker mit Burberry‘s LONDON oder BRIT aufnehmen kann. Übrigens ebenfalls ein traditionell britisches Dufthaus.

Ich kam damals Anfang der 80er aus der Provinz nach Neuss/Düsseldorf, war knackige 20 und sog mit allen Sinnen, die neue große Stadtwelt auf. Das was ich dort vorfand waren Dinge, die ich nie zuvor in dem Dörfchen wo ich aufgewachsen war gesehen, gehört oder gerochen hatte.
Irischer Frühling war mein erstes Deo und Seife. Sogar meine erste Rasur Anfang 14/15 war Irischer Frühling. Dieses frische Seifige mochte ich sehr.
In Neuss gab es die Kaufhalle (später Woolworth) und auf meinen ersten Streifzügen in die Duftwelt, konnte ich mir BRUT 33 EdT, BLUE STRATOS EdT und ROCKFORD EdT leisten und war begeistert.
Das waren alles nicht wirklich „richtige“ Parfumes, eher etwas teurere Drogeriedüfte, doch sie begleiteten mich einige Jahre bis zu meinem ersten SANTOS, KOUROS oder KL Homme.

Trotzdem sind diese Düfte bis heute einzigartig geblieben und wurden ohne, daß es beabsichtigt oder den Produzenten bewußt gewesen wäre, heute in die Riege der heißbegehrten Vintage-Düfte aufgenommen.
Man(n) muß dazu sagen, in den 70ern begann das erst mit den Parfumes für Männer. Erst als Jugendliche sprühten wir uns Deo‘s unter die Arme. Richtiges Parfüm trug die Oma, die ältere Dame und Opa hatte TABAC oder SIR Rasierwasser.
Das brachte uns allen den meist wohligen Opa- oder Papa-Rasierwasser-Duft als Erinnerung, als typisch männliche Duftnote (neben Schweißmaucken und Körpergeruch in der Herrenumkleide).

In den 80ern dann, hatte das ROCKFORD EdT eine eigene edle Klasse, ziemlich zart pudrig/seifig mit einem Hauch Holz und Lavendel. So rochen englische Gentlemen, unaufdringlich aber gekonnt platzierte männlich feine Duftmarke. Bei dem Duft hab ich gleich ein schottisches Flanelmuster vorm inneren Auge, wie BURBERRY es heute vermarktet.
Gepflegter englischer Gentlemen Luxus mit Scotch, einer Davidoff und Kaminfeuer im englischen Lesezimmer. Atkinsons Ltd. stand damals schon für den Beau der "Parfum-Snobbery".

Diese feine Mischung aus Alpenveilchen, Vetiver, Zeder, Lavendel und Moschus hält lange an und was anfangs noch spritzig zitronell beginnt, geht über ins gepflegt seifige und hält sich bis zum nächsten Morgen als sanfter Hauch einer Lotusblüte.
Eine unaufdringliche feine männliche langanhaltende Duftmischung.
Das macht ROCKFORD EdT von 1984 bis heute aus.

Ich habe lange gesucht und bin erst in Italien fündig geworden. Was in deutschen Haushalten längst verschwunden ist oder als Sammlerminiatur in Schaukästen steht, wird in Italien in der traditionellen Profumeria wie Gold gehandelt. Doch man muß schon suchen und seine Plätzchen finden, wie ein Pilzesammler.

Die ursprünglich tief britische Marke Atkinsons (1800 J&E Atkinsons Ltd. in 24 Old Bond Street ), einst Hoflieferant der britischen Krone, hat nach langer erfolgreicher Tradition, ab 1900, die Übernahmen und Fusionen in soweit überstanden, daß das Unternehmen heute wieder britisch, jedoch die Produktion in Italien verblieben ist. Alle bekannten Kosmetik-Konzerne hingen mal mit drin von UniLever bis Wella, Fabergé und Procter & Gamble.
Dazu mehr in der Geschichte des Dufthauses Atkinsons, der ich mich später noch ausführlich widmen werde.

Der Bär, Wappentier von Atkinsons Ltd., ist gerade beim ROCKFORD unverkennbar. Ich glaube, der hatte mich damals schon angezogen, wo ich den Duft noch nicht einmal kannte. Doch bei ROCKFORD ist es ein Eisbär, wirklich super Logo!
Vielleicht stand ja sogar James Garner, der Detektive Rockford, Pate bei der Kreation der Marke.
Der Flakon ist leider typisch quadratisch praktisch 80er Plastik. Nix Edles, einfach nur plump, wie die peinlichen Schulterpolster und Karottenhosen und alles grell bunt. Hier grell plastikroter Deckel.
Die Umverpackung wiederum hat was, da war ein besserer Designer dran.
Wer nun ROCKFORD 1984 kreiert hat wüßte ich gerne, doch mit ehemals Drogeriedüften will sich wohl kein Parfümör besudeln.
Anmerken möchte ich noch, daß einzig noch das Rockford ICE von 1990 aus dieser Serie erträglich ist, alle anderen Mischungen der Flanker SOUL, SPORT, 2000 etc., ist gräßliche Billigpantsche der Millenium-Generation. Ich jedenfalls kann mit diesen oftmals einfallslosen synthetischen Produktionen nichts mehr anfangen.

Somit, Anruf genügt,... es kann nur einen geben, ROCKFORD 1984!
cheers
zino

SANTAL von R&G von 1978 ist ein außergewöhnlicher Duft. Habe bisher nichts Vergleichbares gerochen (deshalb bleibt das 50ml Fläschchen auch bei mir).
In der parfumo Duft-Richtung steht "würzig-holzig". Sorry, aber absolut daneben und weit entfernt. Eher fruchtig-traubig-floral mit Tiefgang und das als Männer-Parfum! Der Duft braucht Mut für einen Mann, aber wegen seiner Außergewöhnlichkeit wird es die Neigung zu Chypre voll befriedigen.
SANTAL ist sowas von chypre. Einer dieser Düfte, ebenso wie CATALYST, MAGNÉTIQUE oder GRAN VALOR vor denen ich stehe und erst mal überhaupt nicht definieren kann, was das denn da überhaupt ist.
SANTAL ist vor allem honigsüß, betäubend floral und hat dieses "Brausige" (wie Brause/Limo) wie KOUROS und dann falle ich in einen fast schon psychedelischen Taumel.
Doch der zentrale alles durchdringende Duft ist, LITSCHI! Ja, genau, diese kleinen traubengroßen flutschigen japanischen Früchte mit der Drachenhautschale. Sowas von psychedelisch, voll 70er, aber fruchtig und nicht oma-piefig! Da wo CATALYST gemüsig und krautig wird, wabert SANTAL ins sinnlich fruchtig-florale und verliert sich in-a-gadda-da-vida, honey…

Roger & Gallet haben sowieso außergewöhnliche Kreationen hervor gebracht. R&G, 150 Jahre und Hoflieferant in Great Britain.