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loewenherz’ Blog
vor 9 Jahren - 16.11.2014
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Was vom Tage übrig bleibt

Ein Duft - die guten wie die weniger guten - hat seine Lebensdauer, hat darin (Kopf-, Herz-, Basis-)Phasen, die er durchläuft. Bei manchen geht das schnell, dauert es zwei, vielleicht drei Stunden, und da ist dann vielleicht auch nur eine vorherrschende Note. Das ist wundervoll, wenn man mal nicht warten möchte, wenn man mal sofort ans Ziel will. Etros Heliotrope ist so ein Kandidat, aber ich habe nur wenige davon.

Und andere - zumeist, aber nicht unbedingt die etwas besseren - entwickeln und entfalten sich für Stunden, für acht, für zwölf, für manchmal sechzehn Stunden, in denen noch Veränderung, in denen Evolution stattfinden kann. Ich habe mal beim Duschen nach einem Elf Stunden-Flug (inkl. des ganzen Drumherum also gute sechzehn Stunden später) kaum glauben können, was noch da war auf der Haut - und auch noch wunderbar gerochen hat. Dennoch gehe ich bei längeren Reisen seitdem lieber 'nature' oder mit einem ausgesprochenen Leichtgewicht - wer weiß, ob mein Nachbar meinen Duft genauso schätzt wie ich.

Die so hartnäckig sind, die sich so lange entwickeln, die muss man kennen, muss man wollen an diesem Tag. Tom Fords Noir de Noir ist nach elf Stunden abends um sieben ein völlig anderer Duft als morgens um acht, wenn frisch aufgesprüht. Nicht mehr ganz so präsent, das nicht, aber ausreichend, dass ich ihn z.B. beim Sport noch deutlich wahrnehme (und der neben mir wahrscheinlich auch). Und ehrlich - gerade beim Sport finde ich den nicht so gut. Und ich bin kein starker Sprayer: zwei, maximal drei Sprühstöße, mehr ist es nie! Wenn ich also schon weiß, dass ich abends zum Sport gehe, scheiden solche Kandidaten aus, dito alles mit starken Blüten, Weihrauch oder Leder. Und wenn ich abends eine Verabredung habe, zu der ich einen anderen Duft tragen will, dann muss ich zwischendurch nach Hause (muss ich eh, habe nie Parfum dabei) und duschen, wahrscheinlich sogar Haare waschen, da ich in den Nacken sprühe.

Außerdem: ich layere nicht. Jeder meiner Düfte ist für sich ein fertiges Kunstwerk, und ich möchte die Arbeit seines Schöpfers nicht durch Layern bastardieren. Ich weiß, das ist Geschmacks- und Überzeugungssache - wer layern will, soll layern - meins ist es eben gar nicht. Deswegen ist in der Regel der, auf den morgens die Wahl fällt, ein Commitment für den ganzen Tag. Vielleicht verbrauche ich deswegen so sparsam?

Ich habe den Eindruck gewonnen, Männer gehen - wie von mir gerade geschildert - wesentlich nüchterner, geordneter, strukturierter heran an dieses Thema. Jungs, bilde ich mir das ein oder habe ich Recht? Und Frauen - sprüht Ihr einfach wild nach Lust und Laune?

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