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vor 8 Jahren - 11.04.2016
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Ein kleines, unendlich großes Glück

Neulich war ich zusammen mit einer befreundeten Mama und ihrer kleinen Tochter bei dm. Diese kleine Tochter ist sieben - oder acht? Ich glaube, sie ist acht – und entgegen ihrer seit jeher eher pragmatisch-nüchtern veranlagten Mama an all jenen Dingen interessiert, von denen man gemeinhin annimmt, dass kleine Mädchen sie gut finden und gerne tun. Sie lässt sich gerne stundenlang die Haare kämmen, zieht gerne hübsche Kleider an (am liebsten rosa - notfalls lila oder aprikosenfarben – und natürlich auch, wenn es sehr kalt ist draußen) und hat sich abends lange wünscht, dass sie - wenn sie aufwacht - eine Fee mit Libellenflügeln geworden ist (zumindest wurde mir das so berichtet).

Die Mama ist keine große Liebhaberin von Parfums. Sie hat zwei oder drei durchschnittliche Fläschchen, die sie ab und an eher verwendet als zelebriert - sie tut es automatisch und nebenbei, fast achtlos – und verliert sich nicht in Bergamotte, Maiglöckchen und Rose. Zwei übrig gebliebene (wirklich bis auf den allerletzten Tropfen ausgeleerte, so dass jeder weitere Ge- bzw. Missbrauch unmöglich scheint) Flakons hat ihre Tochter sich von ihr erquengelt - die stehen jetzt im Kinderzimmer auf der Kommode und werden wie Reliquien erwachender Fraulichkeit präsentiert. Die Idee, ihre achtjährige Tochter könnte nach irgendetwas anderem duften als höchstens ganz zart nach Erdbeershampoo, erscheint der Mama (und dem Papa auch) etwas, sagen wir mal: unpassend.

Bei dm ist es immer sehr aufregend. Und im Parfumregal – ganz heimtückisch in Greifhöhe von Kinderhänden – stehen kleine rosa Fläschchen mit drolligen Namen und süßen Wässerchen darin für winzigkleines Geld. Es muss wohl davon ausgegangen werden, dass durchaus Berechnung darin lag, die Gunst der Stunde abzuwarten, wenn da ein wohlgesonnener Erwachsener dabei ist, der noch nicht gefühlte zehnmal 'nein' gesagt hat – und schwupps bedrängten mich schwimmende Kinderaugen, ich würde ja immer viel besser riechen als der Papa (!), und ob ich nicht mal mit der Mama reden will? (Wir hatten dasselbe früher schon mal mit der Anschaffung eines Ponys - da hat es nicht so gut geklappt, aber ich hatte mir wohl auch nicht so richtig Mühe gegeben.)

Nach einem Blick auf das Preisschild (und dem tapferen Ignorieren des Duftes selbst - es war "Kiss" von essence - entsetzlich riecht der, wirklich entsetzlich!) sind wir dann gemeinsam zur gestrengen Mama gegangen, die sich – weit weniger glamourös als wir – bei den Reinigungsmitteln herumtrieb, wo ich dann unter anfeuernden Blicken unser (!!!) kleines Anliegen vortrug – wörtlich fragte ich, ob ich (!!!) ihrer Tochter wohl eine Kleinigkeit schenken darf. (Was für ein manipulatives, kleines Biest – das merke ich erst jetzt…) Nach einem Blick, der wohl so etwas aussagte wie 'Du kleines Monster!' (und bei dem ich nicht sicher bin, ob er mir galt oder ihrer Tochter, wahrscheinlich uns allen beiden) und tausend Schwüre und Versprechen später wurde dann gleichermaßen zögernd wie (rest-)misstrauisch zugestimmt.

Was für ein Glück! Was für eine aufrichtige und wunderschöne Freude! Den ganzen Nachhauseweg wurde an dem Fläschchen geschnüffelt ("Kiss" riecht wirklich ganz abscheulich, sagte ich das schon?) und die wiederholte Ermahnung 'Wir hatten doch besprochen, dass du immer nur ganz, ganz wenig nimmst?' recht konsequent ignoriert. Selbst die schon etwas strenger vorgetragene Frage, sie würde sich ja sicherlich daran erinnern, dass sie eben (also vor fünf Minuten) versprochen hätte, das ganze Monster High-Zeug jetzt gleich sauber in die Monster High-Kiste zu räumen und mit der Monster High-Kiste dann aus dem Wohn- ins Kinderzimmer umzuziehen, vermochte die Wonne nicht zu stören – jetzt, wo ihr doch gerade ein Mann ihr allererstes Parfum geschenkt hatte!

P.S.: hab' ich also (wieder) eine angefixt. Ein ahnungsloses Kind! Zumindest schuldhaftes Mitwirken liegt zweifelsohne vor. Wo kann ich jetzt mein Werbegeschenk - Toaster oder Tischfritteuse (nur so lange der Vorrat reicht) - abholen?

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