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loewenherz’ Blog
vor 8 Jahren - 02.04.2016
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Wenn Justus (leider) Jicky trägt

Im Grunde war mir (seit ich dazu biologisch in der Lage bin) immer klar, dass ich meinen ersten Sohn Justus nennen würde. Das liegt nicht an meiner Verehrung des Ersten Detektivs der drei ??? (na ja, vielleicht schon ein bisschen) oder des Hauslehrers in Kästners Fliegendem Klassenzimmers - und nicht mal an meinem besonders ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit (für die Nichtlateiner: Justus = der Gerechte). Der Name gefiel mir einfach schon immer, wenngleich sicherlich doch alle drei vorgenannten Justusse (für die KlugscheißerInnen hier: 'Justi', schon klar) ihren kleinen Anteil daran hatten.

Um so empörter war ich, als ich Jahre später die Bekanntschaft eines wenig sympathischen Zeitgenossen namens Justus machen sollte, der meine Wege wenn nicht täglich, doch zumindest eine ganze Zeit lang sehr regelmäßig kreuzen sollte. Lange Rede, kurzer Sinn - der Name 'Justus' war fortan entweiht, da ich zumindest bis auf weiteres immer an diesen Vollidioten werde denken müssen. Ich muss wohl froh sein, dass aktuell keine Namensfindung ansteht.

Mit Parfum, so bemerkte ich neulich, ist es - zumindest bei mir - ganz ähnlich. In anstrengender Regelmäßigkeit begegne ich einer Frau, an der mir (ohne dass ich es konkret begründen könnte - sie war nie wirklich gemein zu mir - okay, einmal schon ein bisschen) einfach alles zuwider ist. Der Gang, die Stimme, ihre Mimik und Körperhaltung - einfach Hackfresse durch und durch, das gibt es ja manchmal. Diese Dame trägt recht deutlich spürbar ein Parfum (es ist nicht "Jicky (Eau de Parfum)", wie der Titel annehmen lässt, ich habe den nur beispielhaft für ein schönes und arriviertes Parfum genommen, an dem es im Grunde nichts zu hassen gibt), das ich - und dagegen kann ich mich nicht wehren, weil sie es eben immer trägt, und wir uns mindestens wöchentlich begegnen - nun untrennbar mit ihr verbinde. Weder ist es ein schreckliches Parfum (im Gegenteil), noch überdosiert sie es maßlos - und dennoch ist dieser Duft nun für mich subjektiv verloren - wie ich meinen ersten Sohn nun leider auch nicht Justus nennen kann. Nie würde ich einer Dame diesen Duft empfehlen (geschweige denn ihn selber tragen!) - obwohl es ein gutes, hochwertiges, schönes Parfum ist. Und wenn er mir an jemand anderem in die Nase steigt als jener Frau, denke ich unvermittelt doch an sie.

Versöhnlich kann man anmerken, dass es - zumindest bei mir und bei Parfum - durchaus auch andersherum funktioniert. "L'Eau d'Issey pour Homme" zum Beispiel ist absolut kein Duft, der mich als solcher groß begeistert. Da aber ein Freund ihn im Grunde seit zwanzig Jahren ununterbrochen trägt, ist er bei mir trotzdem durch und durch positiv besetzt - wenngleich kein Kandidat, den ich je haben wollen werde. Und auch manche Düfte, die ich einst selber hatte (und Erinnerungen mit ihnen verbinde - "Horizon" ist einer von denen oder auch "Kenzo pour Homme (Eau de Toilette)", keiner von beiden käme heute noch ernsthaft in Frage), werden ihre freundlichen Assoziationen zeitlebens behalten - Assoziationen, die letztlich losgelöst sind von ihrem tatsächlichen Duft.

Bei Namen klappt die positive Rückkopplung übrigens nicht. So sympathisch mir der Premierminister Kanadas auch sein mag (und so etymologisch verwandt sein Name meinem ursprünglichen Favoriten ist) - ich werde meinen Sohn nie Justin nennen.

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