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vor 7 Jahren - 09.12.2016
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Über die Tom Ford Signature Blends

Ergänzend zum Blog über die Tom Fords Private Blend Collection hier der Vollständigkeit halber nun auch einer über die Düfte der sogenannten Signature Collection oder - etwas prosaischer gesagt - die 'Mainstreamdüfte' von Tom Ford. Was unterscheidet diese eigentlich von den vorab erörterten Private Blends? Zunächst - während es die Private Blends in den eckigen Apothekerflaschen nur an wenigen und handverlesenen Orten zu probieren und zu kaufen gibt (in Deutschland meiner Schätzung nach etwas mehr als zehn: ein paar ausgesuchte inhabergeführte Parfümerien, die Premiumkaufhäuser KaDeWe, Oberpollinger und Alsterhaus, Breuninger und einige große Douglas-Filialen; die Sommerdüfte (in den blauen Flaschen) gibt es häufiger, online bestellen geht natürlich auch), bekommt man die Signature Blends in jeder halbwegs durchschnittlich sortierten Parfümerie.

Auch die aufgerufenen Preise sind deutlich geringer, die meisten kosten in der 50 ml-Größe deutlich unter hundert Euro. Und im Gegensatz zu den einigermaßen einheitlich verpackten Private Blends gibt es hier nicht nur einen 'Standard-Flakon', sondern mehrere verschiedene, jedoch alle mit senkrechten Riefen im Glas. Ich würde nie behaupten, die Signature Blends seien 'gewöhnlich' - das sind sie nicht - doch ist ihr Fokus ganz merklich mehr auf Breitentauglichkeit ausgelegt. Stellen die Private Blends oftmals eine bestimmte einzelne - dann meist im Namen genannte - Ingredienz in den Fokus (etwa Tabak, Lilie oder Oud), sind die Signature Blends allesamt gefälliger arrangiert. Für die meisten dürfte das erste Tom Ford-Parfum eines aus der Signature-Serie sein - alleine aus den schon angesprochenen Gründen der Verfügbarkeit und ihrer Alltagstauglichkeit.

Der Fordsche Fokus liegt auf den Private Blends, und so gibt es von den Signature Blends auch weniger. Achtzehn sind es bisher, und auch sie will ich in fünf Gruppen von jeweils drei bis vier Düften unterteilt kurz vorstellen.

For the boys: das Herzstück der 'männlichen' Signature Blends ist "For Men (Eau de Toilette)" (der vielleicht einzige wirkliche 'Allrounder', holzig und warmwürzig), gefolgt von "Extreme (Eau de Toilette)" (das Gegenteil eines Allrounders, schwerer Wein und dunkles Brot). Außerdem "Grey Vetiver (Eau de Parfum)" (ein knorriger Wohlfühlduft, für mich der männlichste von allen) und "Grey Vetiver (Eau de Toilette)" (ein völlig anderer Duft, zart blassgraue Winterfrische).

Die Orchideen I: vier (Damen-)Düfte, die die (schwarze) Orchidee thematisieren, was eher als Metapher für Exotik und Sinnlichkeit verstanden werden soll, als dass es wirkliche Orchideendüfte sind. "Black Orchid (Parfum)", "Black Orchid (Eau de Parfum)", "Black Orchid (Eau de Toilette)" und "Black Orchid Voile de Fleur" sind (unterschiedlich ausgeprägt) opulente Floraldüfte in schwarzen Flakons und das Ankerprodukt unter den als 'weiblich' gelabelten Signature Blends.

Die Orchideen II: drei weitere Düfte für die Damen, die ebenfalls die Orchidee im Namen tragen. Doch sind ihre Flakons nicht schwarz, sondern purpurfarben oder - schrecklichster aller Zeitgeistschrecken - roségoldfarben. Es sind "Velvet Orchid (Eau de Parfum)" (streng-florale Opulenz), "Velvet Orchid Lumière" (ausgeprägtere hesperidische Kopfnote, weniger Resonanzkörper in der Basis) und "Orchid Soleil" (hell und cremig mit Anklängen von Sonnenmilch).

Die niedrigen Flakons: drei Parfums in etwas gestauchteren Flaschen. Sie werden als Damendüfte eingeordnet, aber zumindest bei zweien von ihnen möchte ich lebhaft widersprechen, nämlich bei "Sahara Noir" (finsterster Wüstenweihrauch, ernst und würdevoll) und "White Patchouli" (verblüffend lichthell arrangiert, urban und 'laut'). Und selbst "Violet Blonde" (schmelzende Irisbutter, sehr sinnlich und körperlich) halte ich für Herren grundsätzlich tragbar.

Die Noirs: entgegen der Namensähnlichkeit zu "Noir de Noir" ist keiner dieser Düfte ein "Noir de Noir" light. Drei von ihnen werden den Herren zugeschrieben: "Noir (Eau de Parfum)", "Noir (Eau de Toilette)" und "Noir Extreme" (drei mehr oder weniger dunkelgoldene 'Beinahe-Gourmands', wiederum mit Unterschieden in der Kopfnote). "Noir pour femme" (noch deutlich mehr Kuchen) hingegen ist für die Damen. Auch hier ist das aber eigentlich egal.

Zusammenfassend: die Signature Blends sind der natürliche und organische Einstieg ins Fordsche Duftuniversum. Und sie sind ein schöner und guter Einstieg - weniger herausfordernd und etwas leichter zu tragen und verstehen. Besonders in "Extreme (Eau de Toilette)" und in "Sahara Noir" (neben "Black Orchid Voile de Fleur", der sich nie wirklich durchgesetzt hat, der einzige eingestellte unter den Signature Blends) deutet sich an, was die braunen Apothekerflaschen darüber hinaus noch anzubieten in der Lage sind. Wenn man Tom Fords Art und Weise Parfums zu machen und seine verwendete olfaktorische Sprache mag, geht man den Schritt weiter zu den Private Blends wahrscheinlich früher oder später automatisch. Dennoch: ich habe seit Jahren auch drei Signature Blends konstant in meiner Sammlung - und möchte keinen von ihnen missen.

Tom Ford for beginners. Give it a try!

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