Juchten (Parfüm) 1930

Juchten (Parfüm) von Bernoth
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.
7.3 / 10 18 Bewertungen
Ein Parfum von Bernoth für Damen, erschienen im Jahr 1930. Der Duft ist würzig-ledrig. Es wird von L. A. Schmitt vermarktet.
Käufe über Links auf unserer Website, etwa dem eBay Partner Network, können uns Provision einbringen.

Duftrichtung

Würzig
Ledrig
Erdig
Holzig
Rauchig
Bewertungen
Duft
7.318 Bewertungen
Haltbarkeit
5.213 Bewertungen
Sillage
4.514 Bewertungen
Flakon
5.312 Bewertungen
Eingetragen von Apicius, letzte Aktualisierung am 20.12.2016.
Variante der Duftkonzentration
Hierbei handelt es sich um eine Variante des Parfums Juchten (Eau de Cologne) von Bernoth, welche sich in der Duftkonzentration unterscheidet.

Rezensionen

4 ausführliche Duftbeschreibungen
7
Flakon
4
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 26  
Dernière
Der Lärm brach jäh ab und wurde zu einem dumpfen Rauschen, als sie die schwere Tür hinter sich schloss. Rudolf stand vor dem beleuchteten Spiegel und wischte sich Schweiß und Schminke vom Gesicht. Die Fliege hatte er aufgezogen, ihre Enden baumelten vom geöffneten Hemdkragen herab.

Eine Dreiviertelstunde lang hatte das Publikum Vorhang um Vorhang eingefordert. Sie wusste, was ihm dieser Auftritt - diese ganze Spielzeit - bedeutet hatten. Beharrlich hatte er darauf hingearbeitet. Elf Jahre, davon fünf an einem kleinen Haus in der Provinz, hatte er sich von den Nebenrollen her nach und nach emporgedient. Bis zum „Alfredo“ in Verdis „La Traviata“ an der Staatsoper Unter den Linden. Dass er nur die B-Besetzung gewesen war, tat seinem großen persönlichen Erfolg keinen Abbruch. Nicht weniger groß musste für ihn indes die Bitterkeit des heutigen Abends sein. Ein Dernière im doppelten Sinne, denn weitere Auftritte würden hier nicht folgen.

Als er sich endlich umdrehte, trat sie auf ihn zu und sie küssten sich. Sie mochte seinen Duft sehr. Juchten hatte er sich 1930 von seiner ersten Berliner Gage gekauft, das Parfüm war just im Schaufenster von L.A. Schmitt erschienen. Er hätte sich Extravaganteres leisten können; der Wechsel an die Staatsoper hatte die kümmerlichen Zeiten beendet, in denen vor allem ihr Gehalt als Sekretärin sie über die Runden gebracht hatte. Auch als die Gagen allmählich höher geworden waren und er sich mit teuren französischen Wässerchen hätte besprühen können, hatte er weiterhin Juchten benutzt. Er war nie abgehoben, sich stets treu geblieben. Einer der Gründe, warum sie ihn liebte.

Der säuerlich-frische und herb-adstringierende, gleichwohl zurückhaltende Auftakt von Bergamotte und Zitrone, geerdet von einer Idee Moos, war selbstverständlich längst verflogen. Für die angeblichen Zutaten Tabak und Cognac brauchte sie ein bisschen Phantasie, damit sich zumindest eine Ahnung erhaschen ließ.

Inzwischen war allerdings einzig noch das hautnahe, beruhigende Gemisch von Leder und Moos bestimmend, gepaart mit einem beinahe seifigen Rest von Frische, mit dem der Duft viele dezente Stunden verbrachte. Gut so, ein stärkerer Duft wäre für die übrigen Darsteller eine Zumutung gewesen.

Ihre Lippen lösten sich und sie sahen einander an. Wehmut lag in seinem Blick. Drüben würde er wieder kleinere Brötchen backen müssen, schließlich sang dort ein Giovanni Martinelli. Doch immerhin war es die „Met“ geworden. Ein ehemaliger Kollege, der vorzügliche Heldenbariton Friedrich Schorr, hatte geholfen. Er war bereits 1931 emigriert, und obwohl sie in Berlin deshalb bloß in wenigen Aufführungen zusammen auf der Bühne gestanden hatten, hatte jener feine Mann ihn als Partner für Nebenrollen schätzen gelernt und beim Met-Intendanten Edward Johnson ein Wort für ihn einlegen mögen. Sonst hätte Rudolf einen Platz am berühmtesten Haus Amerikas kaum ergattern können.

Sie merkte seinem Blick an, dass er noch einmal dem abebbenden Beifall nachlauschte. Diesem einen, letzten Triumph in seiner ersten großen Verdi-Partie, bevor sie gemeinsam das Land verlassen würden. Eben hatten sich die Buh-Rufe und Schmähungen einiger braun-behemdeter Gestalten im donnernden Applaus verloren. Nur würde das nicht so bleiben, seit im Herbst vergangenen Jahres Gesetze erlassen worden waren, die ihrer beider Verbindung verboten. Bislang hatte ihn seine relative Prominenz geschützt, aber früher oder später würde er ins Visier genommen werden. Im Zweifelsfall würde irgendein Konkurrent dafür schon sorgen.

Er allein hatte eine Entscheidung zu treffen gehabt. Als derjenige, der nicht selbst im Zentrum des Hasses stand. Die Wahl zwischen der Karriere oder der Liebe zu einer Frau. Er hatte gewählt und seinen Vertrag nicht in die nächste Spielzeit zu verlängern gesucht. Intendant Heinz Tietjen hatte gespöttelt, ob er wohl erwartete, laufend für einzelne Aufführungen engagiert zu werden – ganz wie ein Weltstar. Sollte der doch denken, was er wollte. Natürlich hatte Rudolf ihn nicht eingeweiht. Tietjen zu trauen, wäre töricht. Der würde außerdem ohnehin nichts lieber tun, als eine freie Position mit einem linientreuen Günstling zu besetzen. Nein, besser ein diskreter Aufbruch, der wie ein harmloser Urlaub begann.

Und nun war alles bereit. Er nahm ihre Hände in seine und sagte: „Lass uns gehen. New York wartet.“
18 Antworten
8
Duft
pudelbonzo

2368 Rezensionen
pudelbonzo
pudelbonzo
2  
Vatertag
Jeden Freitag war für mich Vatertag, ein erfreuliches Ereignis, denn dann kam mein lieber Papa zu Besuch.

Er wirkte auf mich immer wie ein englischer Lord, wenn er in seiner Barbour Jacke vor der Tür stand, den karierten Cashmere Schal lässig umgeschlungen - und an der Hand eine Tasche, prall gefüllt mit Leckereien - damit das schmale Töchterchen nicht verhungert, und mal etwas "auf die Rippen kriegt".

So rührend fürsorglich wie nur Väter sein können.

Ich packte entzückt Schmankerln wie Räucheraal, Nordseekrabben, Shrimps in Honigsauce, Mohnstriezel und Leonidas Pralinen aus.
Für mich in des Wortes verwegenster Bedeutung ein " Schokoladentag ", denn mein überschaubarer Geldbeutel verbot mir derartige Gaumenfreuden.

Während wir schmausten und plauderten, nahm ich immer Papas anziehenden Duft wahr.
Juchten.

Er ist sehr maskulin und lässig- elegant , und passte ausgezeichnet zu Papas Erscheinung.

Durch den herben Ledergeruch und das tiefe Eichenmoos hat er deutlichen Country Style - mit Knickerbockers und Reitstiefeln.
Zitrische Noten geben ihm Frische dazu - und der Tabakduft erinnert an die langen Zigarren, die mein Vater immer nach unserem Mahl bedächtig paffte.

Es kehrte entspannende Ruhe ein, die die Gedanken belebte.
Manchmal schenkte ich ihm einen guten Cognac ein, den er genießerisch trank, während wir philosophierten.

Diese Versammlung steckt auch in dem Duft, den ich mir heute mal wieder gönnte, und der mich mit Zärtlichkeit an unseren Vatertag denken ließ.
0 Antworten
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Taurus

1052 Rezensionen
Taurus
Taurus
Sehr hilfreiche Rezension 8  
Juchten ganz schüchtern
Dass Juchten von Bernoth schon weit über 80 Jahre auf dem Buckel hat, kann man kaum glauben. Aber wer weiß, wie oft mittlerweile an der Rezeptur herum geschraubt wurde.

Jedenfalls katapultierte mich der Auftakt nicht 80 Jahre zurück, sondern eher in die 80er Jahre des vorherigen Jahrhunderts, denn eine Ähnlichkeit zum klassischen JHL von Aramis ist nicht zu überriechen. Dieser war in jener Zeit einer meiner absoluten Lieblingsdüfte – orientalisch, schwer, süßlich, warm und sehr edel gemacht. Allerdings habe ich ihn auch nicht unbedingt mit Juchten bzw. Leder in Verbindung gebracht.

Jedoch macht Juchten von Bernoth etwas ganz Besonderes aus: kurz nachdem sich die scheinbare Kopfnote ein wenig manifestiert hat, schleicht sich von hinten leicht scharfer Lavendel heran, obwohl dieser offiziell gar nicht angegeben ist. Sowas aber auch! Dabei frage ich mich, ob diese Lavendelnote (oder was immer das ist) eher als störendes oder als belebendes Element zu betrachten ist. Ein bisschen kratzig und gegen den Strich kommt er schon. Aber andererseits wirkt er als interessanter Kontrapunkt, der allerdings auch schnell wieder ausdimmt. Nach noch nicht mal einer Stunde wird der Duft wieder recht weich und nimmt die Grundzüge der Kopfnote ein.

Für alle, die auf mehr Leder aus sind, wird Juchten wohl eine Enttäuschung sein. Und Freunde von Haltbarkeitsrekorden werden ebenfalls nicht auf ihre Kosten kommen. Wer jedoch orientalische Düfte álá JHL mag und dabei temporär einen Hauch französischer Provence durch die Nase wehen lassen möchte, findet hier ein kleines Schätzchen. Ich bevorzuge dagegen ganz klar das klassische JHL.
4 Antworten
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Seerose

682 Rezensionen
Seerose
Seerose
Hilfreiche Rezension 0  
Dies riecht "hier nicht nach Juchten"
Juchten ist ein gegerbtes Leder. Dabei wird Tran und Birkenteer bei der Herstellung verwendet. Wie der Geruch von echtem Juchtenleder ist weiß ich nicht. Hier der Link zum Juchtenleder im Wikipedia.
https://de.wikipedia.org/wiki/Juchtenleder
Ich kann mich dunkel an die Verwendung der Redensart erinnern: "Es riecht hier nach Juchten". Und dazu wurde anzüglich gelacht, das allein hat mich als Kind verunsichert, ich konnte das nicht einordnen. Es war also nicht schmeichelhaft gemeint, das habe ich als Grundschuldkind sehr wohl begriffen.
Es sollte anderen und auch dem nach "Juchten" riechenden klarmachen: Der/du stinkst.
Auch wenn über jemandes Gepflegtheit getratscht wurde, wurde diese Redensart verwendet.
Aber da ich als Kind auch schon sehr geruchsempfindlich war, fand ich, das viele Menschen nicht gut rochen - ich vermutlich auch nicht immer - und deshalb konnte ich nicht erkennen, welcher schlechte Geruch damit gemeint war.
Ich stelle mir nach dem erinnerten anzüglich-dreckigen Lachen lieber nicht vor, was vorwiegend Frauen damit gemeint haben könnten. Es waren immer Männer gemeint.
Aber keine Sorge, der Duft "Juchten" von Bernoth ist ein sehr anständiger, sauberer Duft der seinen Träger bzw. Trägerin gepflegt duften lässt.
"Juchten beginnt mit einer milden Zitrusnote, grün, etwas krautig, möglicherweise ist etwas Lavendel und auch Wacholderbeerenduft mit verarbeitet. Auch rieche vorübergehend eine Spur von Minze. Nun ist es ein etwas altmodischer Männerduft der sich noch mit einer Spur Rauchigkeit und nachfolgender ganz zarter Ledernote anreichert, sowie mit einem leicht bitteren Unterton. Auch das Eichenmoos wirkt mit, aber nicht zu stark.
So bleibt der Duft stehen. Hier ist er als Unisexduft deklariert. Aber ich kann mir "Juchten" nur an Männern vorstellen. Männer, die traditionelle und nostalgische Düfte mögen können mit "Juchten" auf ihre Kosten kommen. Die Haltbarkeit ist gut, die Sillage moderat.
1 Antwort

Statements

2 kurze Meinungen zum Parfum
SeeroseSeerose vor 7 Jahren
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Milde Zitrusnote, grün-krautig-Lavendel-Wacholder+Minze. Retro Herrenduft, eine Spur rauchig, am Schluss zarte Ledernote, bitter+Eichenmoos
0 Antworten
GschpusiGschpusi vor 9 Jahren
Wenn der wirklich nach den angegebenen Duftnoten riechen würde, wär es klasse. ABER der riecht nur nach "altem" Mann
0 Antworten

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Bilder

3 Parfumfotos der Community

Beliebt von Bernoth

Fougère (Eau de Cologne) von Bernoth Privat von Bernoth Juchten (Eau de Cologne) von Bernoth Wasch Eau de Cologne von Bernoth Tobacco von Bernoth Eau de Cologne / Kölnisch Wasser von Bernoth Fougère (Parfüm) von Bernoth Capri von Bernoth Tabac Herb von Bernoth Bajon (Eau de Cologne) von Bernoth Bajon (Parfum) von Bernoth Chypre von Bernoth Bernoth After Shave Eau de Toilette von Bernoth Lavendel von Bernoth