Matin d'Azur 2016

Taurus
24.06.2019 - 00:27 Uhr
13
Sehr hilfreiche Rezension
6
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft

Die seltsame Langschläfer-Zitrone

Bei einem Parfum mit dem Namen Matin d´Azur, was übersetzt so viel bedeutet wie ein Morgen an der französischen Riviera, erwartet man einen frischen Duft, der entweder mit ordentlich Aquatik oder halt Zitrone kickt. Hier ist es letzteres, was den Ton angibt, allerdings zu Beginn sehr synthetisch und etwas ungelenk.

In dieser Phase werde ich stark an die künstlich stechenden Agrumen bei den Lô-Wässerchen von Santi Burgas sowie an AB von Blood Concept erinnert, bei denen die Zitrone unnatürlich übersteuert wirkt. Der Vergleich zu Putz- und Scheuermittel ist nicht allzu weit hergeholt. Angenehm ist was anderes.

Da wundert man sich schon, warum der Duft hier so gut bewertet wird. Ein wenig später wirkt der Morgen wacher und das olfaktorische Bild erscheint klarer, denn die Zitrone wandelt sich mitsamt einigen anderen frisch wirkenden Ingredienzien etwas mineralischer und eventuell sogar metallischer. Halt kühl, jedoch mit Anspruch.

Geduldet man sich noch ein paar Stunden ist die Zitrone endlich aufgestanden und präsentiert sich mit der Kombi aus dem süßlichen Osmanthus sowie dem geschmeidigen Guajakholz schon recht cremig.

Und weitaus später bleibt am Ende nur noch süßlich-holzige Cremigkeit, allerdings ohne versprochenem Wildlederanteil.

Als Resümee würde ich ziehen, dass Matin d´Azur doch eine relativ verpennte Zitrusnote hat, die sich leider viel zu spät entwickelt. Man könnte befürchten, dass sich bis dahin einige aus Enttäuschung mit saurer Miene den Sprühnebel wieder von Arm oder Handgelenk gewischt haben.
Zwar wird es danach besser, hebt aber die Gesamtnote nicht über gehobenes Mittelmaß.

Ich denke, in dem Segment gibt es interessanteres, was den Morgen an der Côte d´Azur verkörpert.
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