Splitter
29.04.2023 - 13:22 Uhr
5
8
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft

Kratz mich, beiß mich, ich bin Tiernamen!

Eigentlich wollte ich an diesem Tag zwei Düfte testen, habe ja schliesslich zwei Arme hehe. Aber nach den sonstigen Impressionen hier, wollte ich das dann doch nicht riskieren. Und ich muss zugeben, ich wurde etwas erschlagen.
Von Antonio bin ich mit Tyrannosaurus Rex schon was gewohnt. Den finde ich tatsächlich weniger fordernd, weil weniger blumig.

MEM aber keift erst mal mit der vollen Breitseite Animalik, erinnert mich fast an schmutzige Toiletten und zugleich die guten alten Duftwasser meines Opas. Ich habe eine Überdosis Jasmin abbekommen, die von Zibet, Bibergeil und weiteren Blüten nur noch verstärkt wird.
Mich durch diese Wolke von schwülen Blüten kämpfend komme ich an den Kern der Komposition. Hier gehen drei Pfade ab.
Der Pfad der Frische und Zitrik voll grünem Kraut, hellen Früchten und zarten Blüten.
Der Pfad des verruchten Holzes voll klassischer Animalik, Sandelholz und Harzen.
Der Pfad der standhaften Blüten voll wohldosiertem Lavendel, eindrucksvollem Moschus und Jasmin.
Zuerst unklar und noch immer von Wolken bedeckt, später deutlich und sehr eindrucksvoll und in einer Intensität, die mir Schnappatmung beschert. In Langform:

Nach etwa einer halben Stunde oder mehr, wenn die Wolken sich gelegt haben zeigen sich die Facetten in Nuancen. In meisterhaften Pinselstrichen. In allem auf ein Mal und doch differenziert und dennoch kraftvoll. Alltäglich ist anders. Absolutes Neuland wird hier aber auch nicht beschritten. Stattdessen findet man hier eine klassische Komposition, die in den letzten Jahrzehnten einfach verloren ging und hier in vollem Glanz neu erstrahlen darf. Mit Mut vonseiten des Künstlers, wie auch der tragenden Person. Eine Komposition voller Kraft, Leidenschaft, Mystik, Hingabe zur Kunst. Bravo, ich verneige mich vor beiden.

Gleichzeitig bin ich hier leider raus, mir ist diese Komposition auf eine Weise zu blumig, die ich nicht leiden mag.
Eine Kleinigkeit möchte ich zum Schluss noch anmerken, insbesondere da ich eben die Intensität hervorgehoben habe. Denn die schwindet binnen zwei Stunden zu einer Hautnähe, die mir nicht erklärlich ist. Vielleicht aber auch besser, bei einem solchen Knaller.
An mir zeigt sich zuletzt und den Rest des Tages ein würziger Sandelholzduft sehr ähnlich zu "Graines Vagabondes - Quartier Latin | Memo Paris". Angenehm.
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