Chinatown Bond No. 9 2005 Eau de Parfum
21
Top Rezension
Eine wundersame Erfahrung von Entgrenzung
Nicht wundern. Dies wird kein Verriss. Im Gegenteil. Aber im allerersten Moment bin ich erschrocken: Zitrisch frisch, aber was ist DAS? Da ist ja ein Hauch grässlichen Klosteins! Ich gehe mit der Nase näher ans Handgelenk: Nun rieche ich auch etwas, was ich ganz, ganz minimal urinös finde. Ich schaue in die Duftpyramide: O.k., die Bergamotte ist definitiv künstlich. Der erste Toiletten-Schreck schwindet jedoch sehr schnell und wird überlagert (Gott sei Dank!) von etwas blumig-fruchtigem. Nach nur zwei bis drei Minuten ist nichts mehr vom Klosteineindruck nach. Soll das, was ich nun noch rieche, Pfirsichblüte sein? Aber ehe ich das für mich entscheiden kann, noch innerhalb der ersten fünf Minuten, kommt schnell etwas Süßliches dazu, ich könnte nicht sagen, ob es Tuberose ist. Aber Gardenie, Pfingstrose oder gar Orangenblüten sind es erst recht nicht.
Interessanter Weise rieche ich auch später und über den gesamten Verlauf hinweg keine der genannten Blüten wirklich heraus.
Als große Blumenverehrerin kann ich Blütendüfte normalerweise sehr gut unterscheiden, auch wenn sie untereinander gemischt sind. Ich vermute deshalb, dass in Bond No.9 Chinatown die Blütenbestandteile, wie schon die Bergamotte, künstlich sind. Mehr noch: ich denke, dass sie extra, also mit voller Absicht, nicht ganz authentisch nachgebaut wurden. Diese Besonderheit bewirkt, dass ich die Bestandteile nicht scharf erfassen kann und führt zu einer seltsamen Entgrenzung, die sicher zu meinem zunehmenden Gefühl beiträgt, mich irgendwie unter eine Droge gesetzt zu haben. Erstaunlicherweise gefällt mir der Duft trotzdem immens gut:
Die Blüten der Kopf- und Herznote verschmelzen zu einer wunderbar pudrigen und leicht süßlichen Einheit, die beruhigt und besänftigt. In dieser einmalig wohltuenden Duftaura fühle ich mich sofort geborgen und auch ein wenig schläfrig, von Sinnen, geradezu betört. Dieses Gefühl nimmt noch zu, sobald sich schon nach vielleicht 20 Minuten der erste Hauch von Kardamom zeigt. Kardamom ist der erste Bestandteil von Chinatown, der auf mich 1:1 natürlich wirkt.
Wohlig warm betäubt möchte ich nun nur noch in diesem Duft versinken. Kaum etwas vermag mich nun noch aus der Ruhe zu bringen. Alsbald kündigt sich auch eine leichte Holznote an, die meine Zufriedenheit mit Chinatown noch verstärkt. Nun fange ich träge und betört an, zu schauen, ob ich hier im Souk einen vielleicht halbvollen Flakon finden kann. Dann schaue ich im Internet, ob er wirklich immer so fürchterlich teuer ist. Irgendwann, nach etwa drei Stunden gibt es plötzlich eine Lücke: Erschrocken schnüffele ich an meinem Handgelenk - oh, nein, sollte er schon so früh weg sein? Und: Sollte ich schon abhängig sein?
Nach vielleicht 20 Minuten des Schwächelns kommt Chinatown zum Glück zurück, nun ist die Basis voll ausgeprägt: Noch mehr schönes Holz, immernoch leicht süßlich und mit einem Rest von pudrig entgrenztem Blütenzauber, nun noch dazu etwas Vanille, die zum Glück auch sehr natürlich anmutet, fährt Chinatown am Schluss nocheinmal sein volles Spektrum auf bis es langsam, aber nur sehr langsam nach vielleicht 10 Stunden ausklingt.
Wie für Drogen typisch, richtet sich die Vorliebe, sie zu benutzen weder nach Tages- noch Jahreszeiten. Auch die Geschlechter sind gleichermaßen abhängig.
Vielen Dank, liebe Sweetsmell, für den wunderbaren Tausch mit der Abfüllung von Chinatown!
Interessanter Weise rieche ich auch später und über den gesamten Verlauf hinweg keine der genannten Blüten wirklich heraus.
Als große Blumenverehrerin kann ich Blütendüfte normalerweise sehr gut unterscheiden, auch wenn sie untereinander gemischt sind. Ich vermute deshalb, dass in Bond No.9 Chinatown die Blütenbestandteile, wie schon die Bergamotte, künstlich sind. Mehr noch: ich denke, dass sie extra, also mit voller Absicht, nicht ganz authentisch nachgebaut wurden. Diese Besonderheit bewirkt, dass ich die Bestandteile nicht scharf erfassen kann und führt zu einer seltsamen Entgrenzung, die sicher zu meinem zunehmenden Gefühl beiträgt, mich irgendwie unter eine Droge gesetzt zu haben. Erstaunlicherweise gefällt mir der Duft trotzdem immens gut:
Die Blüten der Kopf- und Herznote verschmelzen zu einer wunderbar pudrigen und leicht süßlichen Einheit, die beruhigt und besänftigt. In dieser einmalig wohltuenden Duftaura fühle ich mich sofort geborgen und auch ein wenig schläfrig, von Sinnen, geradezu betört. Dieses Gefühl nimmt noch zu, sobald sich schon nach vielleicht 20 Minuten der erste Hauch von Kardamom zeigt. Kardamom ist der erste Bestandteil von Chinatown, der auf mich 1:1 natürlich wirkt.
Wohlig warm betäubt möchte ich nun nur noch in diesem Duft versinken. Kaum etwas vermag mich nun noch aus der Ruhe zu bringen. Alsbald kündigt sich auch eine leichte Holznote an, die meine Zufriedenheit mit Chinatown noch verstärkt. Nun fange ich träge und betört an, zu schauen, ob ich hier im Souk einen vielleicht halbvollen Flakon finden kann. Dann schaue ich im Internet, ob er wirklich immer so fürchterlich teuer ist. Irgendwann, nach etwa drei Stunden gibt es plötzlich eine Lücke: Erschrocken schnüffele ich an meinem Handgelenk - oh, nein, sollte er schon so früh weg sein? Und: Sollte ich schon abhängig sein?
Nach vielleicht 20 Minuten des Schwächelns kommt Chinatown zum Glück zurück, nun ist die Basis voll ausgeprägt: Noch mehr schönes Holz, immernoch leicht süßlich und mit einem Rest von pudrig entgrenztem Blütenzauber, nun noch dazu etwas Vanille, die zum Glück auch sehr natürlich anmutet, fährt Chinatown am Schluss nocheinmal sein volles Spektrum auf bis es langsam, aber nur sehr langsam nach vielleicht 10 Stunden ausklingt.
Wie für Drogen typisch, richtet sich die Vorliebe, sie zu benutzen weder nach Tages- noch Jahreszeiten. Auch die Geschlechter sind gleichermaßen abhängig.
Vielen Dank, liebe Sweetsmell, für den wunderbaren Tausch mit der Abfüllung von Chinatown!
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pokälchen