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Top Rezension
Coming of Age
Kein Duft begleitet mich schon so lange und keinem anderen werde ich wohl die Treue auch in Zukunft so halten wie diesem. So viel Pathos angesichts eines eckigen, lachhaft simplen Glasflakons mit schlichtem grauem Deckel und grünlichem Inhalt. Beim genauen Nachrechnen ergibt sich, dass ich diesen Herrenduft nun schon dreissig Jahre trage, mal regelmäßig, mal mit längeren Pausen, aber nie hatte ich Ihn nicht in meinem Besitz. Pour Monsieur EDT war allerdings nicht meine erste echte Duftliebe.
Dies war vielmehr KL von Lagerfeld für Frauen aus dem Jahr 1983, eine orientalische Orangen-Zimt-Gewürz-Orgie, die so typisch für die 80er war wie Wham! und Sweater von Elesse und deren Produktionsstop ich mittlerweile immer mehr nachtrauere, je mehr ich mich mit Düften beschäftige. Es ist an dieser Stelle eigentlich vollkommen überflüssig, darauf hinzuweisen, dass ich KL niemals selbst getragen hätte, denken kann man es sich ja, schliesslich handelte es sich um ein klassisches Frauenparfüm, und olfaktorische gender diversity fand für mich in den 80ern auf vollkommen unbekannten Planeten statt.
Ausserdem war durch die pubertär bedingte zunehmend trübere Sicht auf die tatsächlichen Umrisse meiner Existenz ohnehin kein selbstbewusster Umgang mit Düften nur ansatzweise denkbar, so dass sich frühe Duft-Experimente im Rahmen von safen Allerweltsnummern wie „Zino“ (Davidoff) und „Number One“ (Boss) bewegten. KL schuf den dazu passenden, mühelos fantasierbaren Ort des Rückzugs, der Flucht, des exotischen Jenseits, wo alles größer, weiter, heller, edler war als in den engen Korridoren meiner Pubertät. Dazu passte die ganzseitige Werbeanzeige des Duftes bestens, ich kann mich irritierender Weise noch daran erinnern; das Ambiente verschwommen, palastartig edel, Marmor, polierte, reflektierende Oberflächen, indirektes warmes Sonnenlicht, im Vordergrund der wie ein Fächer sich entfaltende Flakon güldenen Inhalts, dahinter ein katzenartiges Wesen mit aus dem Gesicht frisierten, blonden, glatten Haaren, gewaltigen goldenen Ohrclips, in lässiger Anspannung verharrend und dahin gegossen, den Blick ins Unbestimmte gerichtet, und in diesem Unbestimmten schien all das zu liegen, was in meinem Hier und Jetzt fehlte. Lupenreiner Eskapismus, geboren aus Clearasil-Gesichtswasser und der Angst vor der nächsten Mathearbeit.
Es dauerte noch ein paar kurze Jahre und einige Häutungen, bis der frische Wind und das helle Licht der ersten Selbstvergewisserung - aha, das also bin ich, so funktioniert das also bei mir etc. etc. - auf mich trafen, und mit ihnen kam ein Duft in mein Leben, der all das verkörperte: Pour Monsieur EDT von Chanel.
Eine glockenklare, hautnahe Zitrone, dezente, vornehme Chypre-Würze und warme, helle Pudrigkeit. Ich muss das nicht beschreiben und auseinander analysieren, das können andere viel besser, und alles Nötige dazu ist hier nachzulesen. Alles an diesem Duft ist hiesig, jetzt, gegenwärtig, klassisch, vornehm und unbestechlich. Und genau das macht ihn aus meiner Sicht und Erfahrung zu einem Juwel.
Dazu kommt eine 1:1-Umsetzung dieses Gedankens in der Gestaltung des Flakons, der Schlichtheit der Schrift, der Proportionierung, der silbernen Banderole und der Farbgebung der Verpackung in einem Grau, das schöner und matter nicht sein könnte. Klassische Moderne in Reinkultur trotz Plastikdeckel.
Pour Monsieur wirkt bei mir wie ein sauerstoffgesättigter Spaziergang über die sonnengetränkte Sommerwiese nach der versumpften Nacht, und er hat mich seit den ersten Tagen des Erwachsenseins bis heute begleitet und passte zu Jeans und T-Shirt wie zum ersten Maßanzug, zur Studiparty wie zum 3. Staatsexamen. Ich kann nicht anders als zu sagen: It must be love.
Dies war vielmehr KL von Lagerfeld für Frauen aus dem Jahr 1983, eine orientalische Orangen-Zimt-Gewürz-Orgie, die so typisch für die 80er war wie Wham! und Sweater von Elesse und deren Produktionsstop ich mittlerweile immer mehr nachtrauere, je mehr ich mich mit Düften beschäftige. Es ist an dieser Stelle eigentlich vollkommen überflüssig, darauf hinzuweisen, dass ich KL niemals selbst getragen hätte, denken kann man es sich ja, schliesslich handelte es sich um ein klassisches Frauenparfüm, und olfaktorische gender diversity fand für mich in den 80ern auf vollkommen unbekannten Planeten statt.
Ausserdem war durch die pubertär bedingte zunehmend trübere Sicht auf die tatsächlichen Umrisse meiner Existenz ohnehin kein selbstbewusster Umgang mit Düften nur ansatzweise denkbar, so dass sich frühe Duft-Experimente im Rahmen von safen Allerweltsnummern wie „Zino“ (Davidoff) und „Number One“ (Boss) bewegten. KL schuf den dazu passenden, mühelos fantasierbaren Ort des Rückzugs, der Flucht, des exotischen Jenseits, wo alles größer, weiter, heller, edler war als in den engen Korridoren meiner Pubertät. Dazu passte die ganzseitige Werbeanzeige des Duftes bestens, ich kann mich irritierender Weise noch daran erinnern; das Ambiente verschwommen, palastartig edel, Marmor, polierte, reflektierende Oberflächen, indirektes warmes Sonnenlicht, im Vordergrund der wie ein Fächer sich entfaltende Flakon güldenen Inhalts, dahinter ein katzenartiges Wesen mit aus dem Gesicht frisierten, blonden, glatten Haaren, gewaltigen goldenen Ohrclips, in lässiger Anspannung verharrend und dahin gegossen, den Blick ins Unbestimmte gerichtet, und in diesem Unbestimmten schien all das zu liegen, was in meinem Hier und Jetzt fehlte. Lupenreiner Eskapismus, geboren aus Clearasil-Gesichtswasser und der Angst vor der nächsten Mathearbeit.
Es dauerte noch ein paar kurze Jahre und einige Häutungen, bis der frische Wind und das helle Licht der ersten Selbstvergewisserung - aha, das also bin ich, so funktioniert das also bei mir etc. etc. - auf mich trafen, und mit ihnen kam ein Duft in mein Leben, der all das verkörperte: Pour Monsieur EDT von Chanel.
Eine glockenklare, hautnahe Zitrone, dezente, vornehme Chypre-Würze und warme, helle Pudrigkeit. Ich muss das nicht beschreiben und auseinander analysieren, das können andere viel besser, und alles Nötige dazu ist hier nachzulesen. Alles an diesem Duft ist hiesig, jetzt, gegenwärtig, klassisch, vornehm und unbestechlich. Und genau das macht ihn aus meiner Sicht und Erfahrung zu einem Juwel.
Dazu kommt eine 1:1-Umsetzung dieses Gedankens in der Gestaltung des Flakons, der Schlichtheit der Schrift, der Proportionierung, der silbernen Banderole und der Farbgebung der Verpackung in einem Grau, das schöner und matter nicht sein könnte. Klassische Moderne in Reinkultur trotz Plastikdeckel.
Pour Monsieur wirkt bei mir wie ein sauerstoffgesättigter Spaziergang über die sonnengetränkte Sommerwiese nach der versumpften Nacht, und er hat mich seit den ersten Tagen des Erwachsenseins bis heute begleitet und passte zu Jeans und T-Shirt wie zum ersten Maßanzug, zur Studiparty wie zum 3. Staatsexamen. Ich kann nicht anders als zu sagen: It must be love.
9 Antworten


Man spürt förmlich deine glühende Begeisterung für den Duft...so muss es sein!