Royal Oud von Creed

Royal Oud 2011

Elemi
13.12.2011 - 11:01 Uhr
42
Top Rezension
1
Duft

Seine königliche Ödheit

Creed war schon immer brilliant, wenn es darum ging die Düfte des Hauses mit dem Glanz von Prominenz zu versehen. Die meisten historischen Verweise entziehen sich einer Prüfung, klingen jedoch selten plausibel. Bei Royal Oud greift Creed nun in die unterste Schublade der PR-Trickkiste. Der Duft soll die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton begleitet haben, was viel bedeuten kann. Etwa, dass ein Creed-Mitarbeiter den beiden einen Duftflakon geschickt hat oder auch nur am Rande der Hochzeit lustige Duftwölkchen in die Luft setzte. Im nächsten Schritt widme man einen Teil des Umsatzes in den USA und Kanada einem guten Zweck, schenke ex-US-Staatsmännern einen Flakon und sammle für die gute Tat von den Prominenten Dankesschreiben ein, um diese im Firmen-Blog zu erwähnen.

Warum ich so viel über die Marketing-Strategie von Creed schreibe? Zum einem weil sie eine Zumutung ist und die Wahrheit wahrscheinlich vom Verkaufspersonal in den Parfümerien unbeabsichtigt weiter gebeugt wird: “Der Duft von Prinz William. Und der Ex-US-Präsident Clinton trägt den auch.”

Zum anderen weil es über den Duft kaum etwas zu schreiben gibt. Ein dünner, frischer Holz-Duft, der mit Oud offenbar so viel zu tun hat wie Astrologie mit Astronomie. Nach dem sich die Kopfnote gesetzt hat, zeigt er keinerlei Entwicklung. Wer schon YSL bei seinem M7 einer synthetischen Oud-Note bezichtigt hat, der hat bei Royal Oud nun wirklich allen Grund. Ein dünnes, undefiniertes synthetischen Wässerchen, für all jene, die nun auch schon den Trend “Oud” mitbekommen haben und etwas tragen wollen, mit dem man bloß nicht aneckt. M7 ist dagegen wirklich extrem interessant und ungewöhnlich.

Teure Langeweile, für Menschen, deren größtes Abenteuer darin besteht, am Shopping-Samstag ihr SUV durch das zu enge Parkhaus zu lenken.

Royal Oud hat für mich sehr viel Ähnlichkeit mit dem Eau de Parfum Labdanum von L’Occitane, das ungefähr ein Drittel des Creed Duftes kostet.
11 Antworten
JohnVapianoJohnVapiano vor 3 Jahren
Ein Kommentar, der aus der Zeit gefallen wirkt. Royal Oud befindet sich in der Top 100 Unisex Liste von Parfumo und wird von vielen als einer der besten Creed-Kreationen gepriesen. Hassobjekt sind heutzutage andere Creeds.
JennymartiniJennymartini vor 3 Jahren
Genialer Beitrag, danke dafür
DOCBEDOCBE vor 5 Jahren
Ganz famoser Kommentar.
HIRHHIRH vor 5 Jahren
Ohne den Kommentar gelesen zu haben, direkt einen Pokal für diese sensationelle Überschrift. :D
AromanticaAromantica vor 6 Jahren
Das einzig traurige daran ist, dass Creed der Meinung ist, sie muessten mit diesen Methoden ihre Kunden von ihren Produkten ueberzeugen. Fuer mich war es eher ein Argument gegen den Kauf, dass so viel Prominenz damit herumlaeuft, aber an mir riecht er gut. Oud tritt in der Komposition nie in den Vordergrund, sondern zeigt sich angenehm kompromissbereit in einem sonst gelungenen Werk - zumindest bei uns. Es wird schon niemand an uns vorbeikommen und stattdessen nach Promi XY Ausschau halten :-)
SchneidigSchneidig vor 10 Jahren
Wunderbarer Kommentar - und doch fallen leider so viele auf die "Creedsche Kreativität" herein :-)
TVC15TVC15 vor 14 Jahren
Gut geschrieben!
MonsieurMonsieur vor 14 Jahren
Genialer Verriss - werde ihn aber dennoch testen...
M7 ist aber schon eher polarisierend und weit von einem everybodys darling entfernt...
LucullLucull vor 14 Jahren
Gerry, wie Recht du hast!
ProfumoProfumo vor 14 Jahren
Willkommen im Club der Creed-Hasser!
GerryGerry vor 14 Jahren
Allein schon die Überschrift ist ein Pokal wert.