Tabarome Millésime 2000

Smoetn
24.11.2021 - 00:12 Uhr
23
Top Rezension
6
Preis
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft

"Ich habe nichts anzubieten außer Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß!"

Nein, Tabarome Millesime riecht nicht nach Blut, Tränen und Schweiß, aber die Überschrift ist eines der bekannteren Zitate von Winston Churchill. Und genau für diesen soll Tabarome Millesime 1936 ursprünglich kreiert worden sein, basierend auf dessen Vorliebe für Brandy und feinen Zigarren. Im Jahr 2000 wurde der Duft dann auch für die breite Masse aufgelegt.
Ob dies wirklich so stimmt, mag dahingestellt sein, aber Creed rühmt sich gerne damit, seine Kreationen für außergewöhnliche Persönlichkeiten geschaffen zu haben, bspw. Englands George III, Napoleon III, JFK oder auch Marilyn Monroe.

Dabei ist das Dufthaus Creed sicher eines der umstrittensten und vor allem aber auch eines der bekanntesten Nischenhäuser – "Aventus (Eau de Parfum) | Creed" sei Dank. Ich selbst war und bin nach wie vor ein sehr großer Creed Skeptiker, da ich deren Preispolitik nicht mit der Haltbarkeit und Sillage der meisten Düfte aus dem Hause in Einklang bringen kann. So besitze ich bspw. auch nicht "Silver Mountain Water (Eau de Parfum) | Creed" , sondern "Club de Nuit Sillage | Armaf" , einfach weil hier das Preis-Leistungs-Verhältnis um so viel besser ist.

Dabei bin ich eigentlich jemand, der Leistung auch gerne anerkannt und das Motte vertritt „Ehre, wem Ehre gebührt“. Und Creed hat so einige tolle Düfte kreiert, welche Standards gesetzt haben (sie haben sich aber auch gerne mal „inspirieren lassen“). Aber wenn ein 250€ Duft nur 3 Stunden hält, dann hört der Spaß für mich auch irgendwann auf.

Dennoch habe ich mir nun Tabarome Millesime zu meinem 40. Geburtstag gegönnt, bzw. mir von meiner Frau schenken lassen. Es ist auch mein erster Creed und zu meinem runden Jubiläum sollte es auch etwas Besonderes sein. Aber warum ausgerechnet diesen Duft, mag sich der ein oder andere fragen, ist Tabarome Millesime doch einer der am schlechtesten bewerteten Düfte von Creed (im Übrigen völlig zu Unrecht). Ich verrate euch wieso.

Für mich ist Tabarome Millesime einer der Top 3 Creed-Düfte und spielt ganz oben neben "Silver Mountain Water (Eau de Parfum) | Creed" und Bois du Portugal mit. Und gerade wer Letzteren kennt, mag auch schon etwas mehr verstehen, warum ich mich für Tabarome Millesime entschieden habe. Ich mag klassische oder auch „old-school“ Düfte, die eine gewisse erwachsene Aura versprühen. Und dieser Creed tut genau dies. Hier vereinen sich warmer Ingwer und verführerisches Sandelholz und werden durch die Zugabe von Vetiver zu einem tollen maskulinen Mix. Dabei soll der Name „Tabarome“ das Tabakaroma ehren, das diesem Duft seine englischen Club-Atmosphäre verleiht.
Der Duft startet aber erstmal überraschend frisch, was beim Anblick des Flakons und beim Hören des Namens einem zunächst merkwürdig vorkommt. Aber genau diese Frische ist es, die diesen Duft für mich so besonders macht. Bergamotte, Ingwer, Mandarine und Zitrone sind hier wirklich meisterhaft verwoben.

Gleich danach schwingt aber diese so wunderbare und butterweiche Tabaknote mit, dass man sich am liebsten in diese betten möchte. Das Sandelholz verleiht dem Duft dann noch eine tolle Cremigkeit und die Teenote lässt die Gesamtkomposition dann so edel und kultiviert, ja man möchte fast sagen, britisch, wirken. Nicht umsonst soll nicht nur Churchill, sondern angeblich auch Humphrey Bogart diesen Duft als ihren Signaturduft getragen haben. Es ist einfach ein zeitloser Duft, der stets klassisch, aber auch gleichzeitig modern wirkt.

Aber viele Rezensenten schreiben, der Duft sei langweilig. Und diesen Leuten sei gesagt – ja, das stimmt. Aber genau dies macht den Duft für mich so elegant und zeitlos. Es kann ja schließlich nicht jeder Duft ein Interlude Man oder ein "XJ 1861 Naxos | XerJoff" sein, welche schreiend durch die Gegend laufen und rufen „Ich bin ich, ich bin etwas Besonderes“. Ich mag solche Düfte auch, aber diese sind eben weit davon entfernt klassisch oder „Understatement“ zu sein. Aber genau dies schafft Tabarome Millésime auf bravouröse Weise und genau deshalb mag ich den Duft so sehr.

Kommen wir aber nun zum Elefanten im Raum – die Haltbarkeit. Diese ist, gerade für einen frischen Duft, besser als man erwarten würde, gerade von einem Creed. Auf meiner Haut bekomme ich 6-7 Stunden hin und dies war letztlich dann auch der Grund, warum ich mir diesen tollen Duft dann doch zugelegt habe (nachdem ich in meinem Kommentar noch von einer miserablen Haltbarkeit sprach). Bei 4 Stunden oder weniger wäre ich raus gewesen, aber so begleitet mich Tabarome Millesime dann doch recht lang durch den Tag. Natürlich muss man 1-2-mal am Tag nachlegen, wenn man den Duft 24 Stunden um sich haben möchte, aber dies ist vertretbar, gerade weil man für den 100ml Flakon auch mal ein gutes Angebot erhaschen kann, wenn man geduldig ist. Aber da ich meine Düfte auch gerne mal öfters am Tag wechsle, z.B. einen für den Tag und einen für den Abend, finde ich eine moderate Haltbarkeit ab und an gar nicht so schlimm. Die Sillage ist zwar auch eher hautnah, aber auch hier habe ich bereits Schwächeres erlebt.

Den Flakon finde ich Creed-typisch sehr gelungen und auch die Farbe spricht mich an. Allerdings finde ich die Farbgestaltung etwas irreführend, und für den einen oder anderen vielleicht sogar abschreckend, da er Duft doch wesentlich frischer ist, als das Braun vermuten ließe.

Als Fazit kann ich nur festhalten, dass die ganzen Kommentare und Rezension dem Duft (für mich) absolut nicht gerecht werden. Ich empfinde den Duft als elegant, zeitlos und kultiviert und ich kann jedem nur raten, sich von den schlechten Bewertungen nicht abschrecken zu lassen und dem Duft einfach mal eine Chance zu geben. Ich werde Ihn jedenfalls mit viel Genuss und Stolz durch meine 2. Lebenshälfte tragen.
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