03.09.2020 - 13:31 Uhr
Parfümlein
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Parfümlein
Top Rezension
19
Ein weites Feld
Was macht man nach einem langen Arbeitstag? Man langweilt sich, hat gerade keine Serie zu gucken, keine Lust auf Hausarbeit, keinen Spaß am Kochen, keine Kraft für Sport, man kann nur ermattet auf dem Bett liegen und über die Frage nachdenken, wie lange man noch in diesem Hamsterrad verweilen möchte.
So geschehen heute. Aber: Parfumas und Parfumos haben es natürlich besser als die meisten anderen Menschen, da sie sich immer noch ein wenig durch ihre Sammlung testen können, das geht auch liegend und ist häufig höchstinspirierend.
Ich griff also ahnungslos zu einer kleinen Abfüllung, die ich vor Monaten in den höchsten Tönen gelobt hatte: Last night.
Und das war höchst inspirierend, in der Tat - denn ich komme und komme und komme nicht darauf, an was mich dieser Duft erinnert. Und es ist beileibe keine vage Erinnerung, kein "so ähnlich wie", sondern eine klipp und klare Aussage, eine hundertprozentige Deckungsgleichheit, von der ich hier spreche.
Nun - auch wenn ich mir noch so sicher bin, diesen Duft in- und auswendig zu kennen, ich komme trotzdem nicht darauf. Das macht mich extrem nervös, auch ein bisschen gereizt, aber auch absolut hellwach. Diesen positiven Erweckungseffekt kann ich dem Parfum also absolut attestieren.
Wenn man sich nicht erinnern kann, an was einen ein Duft erinnert, muss man sich normalerweise recht weit zurückerinnern, und ich überlege krampfhaft, was da früher war, was so roch wie Last night, überblicke mein kärgliches Dasein, lasse Bilder in Lichtgeschwindigkeit vor meinem inneren Auge vorüberziehen.
Und sehe meine Mutter und mich zur Heißmangel laufen, jeder eine Hand am Wäschekorb, in der sich die frisch gestärkte, nur schranktrockene Wäsche befindet.
Ist es dieser Geruch? Von Bügelstärke, von Flüssigstärke, dieser absolut cleane, schneeweiße Duft, den ich hier in all seiner Eindimensionalität wahrnehme? Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher.
Aber ganz sicher bin ich mir über dies: Der über Monate im stockdunklen Parfumschrank verwahrte kleine Taschenzerstäuber riecht weder nach Rose noch nach Rauch noch nach Leder.
Ich zermartere mir weiter das Hirn, die Nase dicht am Handrücken, die Augen fest geschlossen, ein Bild meines Vaters mit einer Flasche Haarwasser in der Hand, nein, die Nase schüttelt energisch den Kopf, das ist es nicht.
Langsam zeichnet sich ein klareres Bild vor mir ab, das Bild einer Badewanne mit einem laufenden Strahl heißen Wassers, das Bild eines Badezusatzes, der sich grün in die Wanne ergießt. Welcher ist es? Ich komme weiterhin nicht darauf und fange überhaupt an zu zweifeln, noch zu wissen, in was ich gebadet habe, als ich noch bei meinen Eltern wohnte...
Doch ja, das ist es. Ich bin mir nun ganz sicher, dass wir einen Badezusatz hatten, der exakt so roch. Ich gebe es zu, ich schäme mich, dass ich nicht präziser Auskunft geben kann. Ich habe leider momentan keine Ahnung, werde mich aber an meine Geschwister wenden, versprochen. Eins kann ich auf jeden Fall sagen: Ich bin enttäuscht, maßlos. Ich fand den Geruch schon als Kind sehr nervtötend. Das hat sich bis heute nicht geändert. Ich finde es umso bedauerlicher, dass ich mir diesen Duft als Parfum zugelegt habe, kann aber jubeln, dass es nur eine kleine Abfüllung ist. Ich verspüre nur selten den Wunsch, wie eine vollgelaufene Badewanne riechen zu wollen. Es ist, wie es ist, und dieser Kommentar hat auch nur wenig Konstruktives zu sagen, außer vielleicht über das zwanghafte Konstruieren von Erinnerung, und ich hoffe, Ihr möget mir das genauso verzeihen wie meine nun deutlich schlechtere Bewertung dieses Nischenduftes, den ich nimmermehr tragen möchte. Denn das ist die sich entwickelnde Wahrnehmung von Parfums doch wirklich: ein weites Feld.
So geschehen heute. Aber: Parfumas und Parfumos haben es natürlich besser als die meisten anderen Menschen, da sie sich immer noch ein wenig durch ihre Sammlung testen können, das geht auch liegend und ist häufig höchstinspirierend.
Ich griff also ahnungslos zu einer kleinen Abfüllung, die ich vor Monaten in den höchsten Tönen gelobt hatte: Last night.
Und das war höchst inspirierend, in der Tat - denn ich komme und komme und komme nicht darauf, an was mich dieser Duft erinnert. Und es ist beileibe keine vage Erinnerung, kein "so ähnlich wie", sondern eine klipp und klare Aussage, eine hundertprozentige Deckungsgleichheit, von der ich hier spreche.
Nun - auch wenn ich mir noch so sicher bin, diesen Duft in- und auswendig zu kennen, ich komme trotzdem nicht darauf. Das macht mich extrem nervös, auch ein bisschen gereizt, aber auch absolut hellwach. Diesen positiven Erweckungseffekt kann ich dem Parfum also absolut attestieren.
Wenn man sich nicht erinnern kann, an was einen ein Duft erinnert, muss man sich normalerweise recht weit zurückerinnern, und ich überlege krampfhaft, was da früher war, was so roch wie Last night, überblicke mein kärgliches Dasein, lasse Bilder in Lichtgeschwindigkeit vor meinem inneren Auge vorüberziehen.
Und sehe meine Mutter und mich zur Heißmangel laufen, jeder eine Hand am Wäschekorb, in der sich die frisch gestärkte, nur schranktrockene Wäsche befindet.
Ist es dieser Geruch? Von Bügelstärke, von Flüssigstärke, dieser absolut cleane, schneeweiße Duft, den ich hier in all seiner Eindimensionalität wahrnehme? Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher.
Aber ganz sicher bin ich mir über dies: Der über Monate im stockdunklen Parfumschrank verwahrte kleine Taschenzerstäuber riecht weder nach Rose noch nach Rauch noch nach Leder.
Ich zermartere mir weiter das Hirn, die Nase dicht am Handrücken, die Augen fest geschlossen, ein Bild meines Vaters mit einer Flasche Haarwasser in der Hand, nein, die Nase schüttelt energisch den Kopf, das ist es nicht.
Langsam zeichnet sich ein klareres Bild vor mir ab, das Bild einer Badewanne mit einem laufenden Strahl heißen Wassers, das Bild eines Badezusatzes, der sich grün in die Wanne ergießt. Welcher ist es? Ich komme weiterhin nicht darauf und fange überhaupt an zu zweifeln, noch zu wissen, in was ich gebadet habe, als ich noch bei meinen Eltern wohnte...
Doch ja, das ist es. Ich bin mir nun ganz sicher, dass wir einen Badezusatz hatten, der exakt so roch. Ich gebe es zu, ich schäme mich, dass ich nicht präziser Auskunft geben kann. Ich habe leider momentan keine Ahnung, werde mich aber an meine Geschwister wenden, versprochen. Eins kann ich auf jeden Fall sagen: Ich bin enttäuscht, maßlos. Ich fand den Geruch schon als Kind sehr nervtötend. Das hat sich bis heute nicht geändert. Ich finde es umso bedauerlicher, dass ich mir diesen Duft als Parfum zugelegt habe, kann aber jubeln, dass es nur eine kleine Abfüllung ist. Ich verspüre nur selten den Wunsch, wie eine vollgelaufene Badewanne riechen zu wollen. Es ist, wie es ist, und dieser Kommentar hat auch nur wenig Konstruktives zu sagen, außer vielleicht über das zwanghafte Konstruieren von Erinnerung, und ich hoffe, Ihr möget mir das genauso verzeihen wie meine nun deutlich schlechtere Bewertung dieses Nischenduftes, den ich nimmermehr tragen möchte. Denn das ist die sich entwickelnde Wahrnehmung von Parfums doch wirklich: ein weites Feld.
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