Wie Bellemorte schon schrieb, von der ich dieses Parfum ertauschte, duftet dieses Parfum überwiegend nach Litsea Cubeba. Ich wußte nicht genau, wie diese Duftnote riechen soll, jetzt weiß ich es.
Litsea ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lorbeergewächse. Aus den Blüten, Blättern und Früchten wird Citral hergestellt, und dieses ist wiederum der Hauptbestandteil vom Lemongrasöl.
Als ich den Duft auftrug, erinnerte ich mich, diese Note schon einmal gerochen zu haben, und wurde bei den Pflegeprodukten von Weleda fündig, die ich immer mal gerne wieder benutze. Citral ist dort in einer ganzen Reihe von Produkten enthalten.
Leider fiel mir auch schnell wieder ein, dass ich diese leicht zitrisch-süße Duftnote nicht besonders mag.
Ein Hauch davon kann Parfums und Pflegeprodukte aufwerten, aber hier ist es so dominant, dass von den anderen Noten nichts zu erschnuppern ist. Wo ist der Lavendel, das Patchouli?
Einzig das Zedernholz wagt sich irgendwann vor die Tür. Stunden später, als ich mich schon mit Dana „Tabu“ von Kopf bis Fuß eingedieselt hatte, konnte ich tatsächlich noch einen Resthauch Litsea auf der Haut erahnen, und da roch es richtig gut, dezent, fein. Aber über weite Strecken ist es hier sehr überdosiert und dominant.
Interessanterweise fand ich es in der zweiten Testrunde besser, gefälliger, und konnte sogar Lavendel kurz erahnen, leider wirklich nur sehr kurz, bevor das Litsea wieder mit voller Wucht zuschlug.
Der Flakon kommt relativ grobschlächtig und simpel daher und hat einen leichten Rasierwasser-Pitralon-Vibe. Er ist quadratisch, und für meine kleinen Hände nicht gut zu bedienen, aber es soll halt auch ein Herrenparfum sein.
Auffallend ist noch ein rechteckiger, brauner Deckel, der aus etwas besteht, was ich nur als Holzanmutung bezeichnen kann, wohl aber aus Plastik besteht, was nicht ganz zum Image der Marke passen will, bei der alle Inhaltsstoffe dieses Parfums biozertifiziert sind.
An dieser Stelle entsteht vor meinem geistigen Auge das Bild eines potentiellen Käufers, eine Art Naturbursche, ein französischer Reinhold Messner, mit breiten Händen, um den quadratischen Flakon auch gut umfassen zu können. Er ist nicht sehr anspruchsvoll, was Düfte angeht, und lehnt gängige Parfums wegen ihrer Künstlichkeit ab.
(Neulich in Frankreich, im Bio-Laden um die Ecke:
Sie: Schatz, schau mal, Florame hat jetzt auch ein paar Herrenparfums!
Er: Hmmm.
Sie: Das wäre doch mal was! Willst Du das nicht mal probieren?
Er: Hmmm.
Sie: Ich packe das jetzt einfach mal mit ein, oder?
Er: Hmm.)
Ich sehe ihn dann durch den Wald stapfen, eine kräftige Fahne Litsea hinter sich her ziehend, geschützt vor allem Ungeziefer, denn ich habe so eine Ahnung, dass es Mücken und andere Krabbeltiere abwehren kann. Also perfekt für die sommerliche Grillparty, oder eben die Wanderung durch den zeckenverseuchten Wald. Interessanterweise ist Citral laut Wikipedia auch das Alarmpheromon der Blattschneiderameise, so dass man zumindest von diesen nicht mehr angefallen wird.
Letztlich müssen sich für mich Naturparfums immer daran messen lassen, ob ich die gleiche Mischung nicht günstiger mit einem hochwertigen ätherischen Öl in kosmetischem Alkohol gelöst herstellen kann. Da ich so gut wie keine anderen der angegebenen Duftnoten wahrnehme, wäre das hier der Fall, und es gäbe keinen Grund für mich, das Parfum zu kaufen.
Wer diese Duftnote mag und in den Genuss der aromatherapeutischen Eigenschaften kommen möchte, darunter erfrischend, stärkend, beruhigend, stimulierend, aufhellend, konzentrationsfördernd, vitalisierend und antiviral, der wird mit diesem Parfum gut bedient sein. Und, wie erwähnt, es hilft gegen Blattschneiderameisen.
Nachtrag:
Vialas Kommentar machte mir deutlich, dass ich vielleicht etwas zu harsch mit der Marke umgesprungen bin. Ich würde auf alle Fälle noch ein oder zwei Parfums von Florame testen. Für ein Parfum, das aus ätherischen Ölen besteht, fand ich dieses hier nicht schlecht gemacht. Die Haltbarkeit und Intensität war zumindest besser als bei vielen anderen Bio-Parfums, und ich finde generell die Idee gut, natürliche Inhaltsstoffe zu verwenden. Das Parfum ist bei mir vor allem wegen der Hauptnote durchgefallen, die mir nicht liegt.