Astor Geo. F. Trumper 1880 Cologne
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Top Rezension
Ein modernes Wässerchen
Er legte seine Zeitung vom 3. Oktober 1880 zur Seite. Nichts von Belang war geschehen. Ein Tag wie jeder andere im 19. Jahrhundert. Es war nun angebracht, zu seinem bevorzugten Barbourshop zu gehen und seinen Bart stutzen zu lassen. Wenn die Zeit es zuließe, nahm er nicht selbst sein Rasiermesser zur Hand, er ging stattdessen zu Trumpers in der Curzon Street, einem der besten Hersteller feiner Dufterzeugnisse. Als er den Laden betrat, schlug ihm ein fremder Geruch entgegen. Der junge Mann, der gerade frisiert und rasiert worden war, bekam soeben ein Rasierwasser aufgelegt, das seine Aufmerksamkeit erregte. Es roch neu und aufregend. So etwas kannte er nicht. Hervorstechend war die Kopfnote von Kümmel, eingebettet in weichere Komponenten von Hesperiden, leicht zitronig duftend. Mehr konnte er zunächst nicht unterscheiden. Gleich nahm er sich vor, diesen Duft nach seiner eigenen Rasur zu wählen. Viel zu langsam verging die Zeit, bis er an der Reihe war, viel zu langsam verging die Zeit des Haareschneidens und der Rasur. Schließlich kam der entscheidende Moment. Ob er wieder seinen Lieblingsduft Marlborough wähle, eine der neueren Kompositionen von Geo F. Trumper aus dem Jahre 1877? Nun ja, eigentlich schon gerne, aber was denn mit diesem anderen Duft sei, den der junge Mann vor ihm gewählt habe. Dies, so erfuhr er, sei ein Duft der erst vor wenigen Wochen neu eingeführt worden sei. Ob man ihm diesen noch nicht vorgestellt habe? Er wählte den neuen Duft, nur notdürftig seine Neugierde unterdrückend. Astor sei der Name der neuen Komposition. Seine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Nach der frischen Kopfnote aus Kümmel und Zitrone roch er bald schon Komponenten von exotischen Blumen, vielleicht Jasmin. Erst zu Hause nahm er wahr, dass auch die Klassiker der englischen Toiletterie, Amber und vor allem Sandelholz, enthalten waren. Ein Duft, gleichzeitig neu und doch vertraut. Er würde ihn von nun an jedes Mal wählen.
Mehr als 120 Jahre später: Der Gentleman, der das Geschäft in der Curzon Street in London besuchte, lebt längst nicht mehr, aber Astor riecht immer noch neu und anders. Der Kümmel in der Kopfnote verliert in der Basis aus Sandelholz und Jasmin seine Schärfe und wird weich und rein. Die Duftentwicklung ist immer noch spannend und auf jeder Haut anders.
Mehr als 120 Jahre später: Der Gentleman, der das Geschäft in der Curzon Street in London besuchte, lebt längst nicht mehr, aber Astor riecht immer noch neu und anders. Der Kümmel in der Kopfnote verliert in der Basis aus Sandelholz und Jasmin seine Schärfe und wird weich und rein. Die Duftentwicklung ist immer noch spannend und auf jeder Haut anders.
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ich bin eigentlich kein fan von story kommentaren, aber wenn sie so toll geschrieben und informativ sind wie diese, vergebe ich gerne einen pokal! mit genuss gelesen, sogar 2 mal.