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Top Rezension
Nach Eckernförde
Eine halbe Stunde nördlich von Kiel an einer eigens nach ihr benannten Bucht liegt eine kleine Stadt mit Namen Eckernförde. Die schleswig-holsteinische Ostseeküste führt ja noch immer ein etwas stiefkindliches Dasein zwischen der raueren Nordseeküste mit Gezeiten und Wattenmeer und Inseln wie Amrum oder Sylt und den traditionsreichen Seebädern Mecklenburg-Vorpommerns, die so viel glamouröser sind. Das ist einerseits bedauerlich, denn es gibt viel zu entdecken zwischen Flensburg und Lübeck, und andererseits ganz wunderbar, weil man - von wenigen Orten abgesehen - an Schleswig-Holsteins östlichen Stränden noch so viel stille Schönheit finden kann. An Eckernförde ist nichts mondän und nichts dramatisch, herrlich ist das!
Der Textchef Politik von Spiegel Online, Johannes Korge, schrieb 2013 über seine Heimatstadt: 'Es ist Sommer in Eckernförde - und plötzlich ist alles vergessen. Der endlose Herbstwintermischmasch ohne richtigen Schnee. Der Sturm, der waagerechte Dauerregen. Die Monate, in denen der Strand ohne Ganzkörperölzeug tabu war. Waren es wert: Jetzt ist Sommer. (...) Die Fußgängerzone, die an heißen Tagen nach Sonnencreme und Softeis riecht. Der Sand in den Geschäften, von Strandbesuchern eingeschleppt. Leer gekaufte Eistruhen, mysteriöse Autokennzeichen auf dem Supermarktparkplatz, endlose Abende an versteckten Stränden irgendwo in der Bucht. Dieses Gefühl, dass der Sommer einfach nicht mehr aufhört. Dass man nie wieder Ölzeug braucht.'
Dieses Einfache und Ehrliche - und das Wissen, dass das Meer - auch wenn man es gerade nicht sehen kann - nie weit ist, Strandhafer und Dünengras, graublaues Wasser und Plastikförmchen im nassen Sand - all das finde ich in Heeleys Sel Marin. Aquatische Düfte stehen ja immer vor der Entscheidung, ob sie ein südliches oder ein nördliches Wasser repräsentieren möchten - Sel Marin entscheidet sich für ein nördliches. Er hat nichts Tropisches, nichts Glamouröses, keine weißen Palmenstrände, nicht die fernste Andeutung von Raffaello. Stattdessen feuchtes Graugrün und Sonne auf der Haut, Delial und Ostseesand und eine Ahnung der Fußgängerzone von Eckernförde und der Duft von nassen Badesachen im Kofferraum.
Der eigentliche Wasserakkord ist nicht das Besondere - das ist er eigentlich nie. Besonders - ohne sich dabei 'besonders' zu gebärden, das passte nicht zu diesem zurückhaltenden Duft - ist das Arrangement aus krautig grünen Noten, die während seines ganzen Verlaufs wahrnehmbar bleiben, und einem durchaus selbstbewussten Hautakkord. Das sind Moschus und Zeder, die das bewirken, was ich im vorherigen Abschnitt als 'Delial und Ostseesand' umschrieben habe. Die Sel Marin zu eben mehr machen als einem gewöhnlichen Wasserduft, sondern alles erzählen - den ganzen, endlosen Sommer in der stillen Bucht von Eckernförde. Unaufgeregt und bodenständig - und manchmal so viel schöner als Warnemünde oder Westerland.
Fazit: fahrt doch mal hin im nächsten Sommer - aber bitte nicht alle auf einmal! Und die anderen trösten sich mit ein paar Tropfen Sel Marin.
Der Textchef Politik von Spiegel Online, Johannes Korge, schrieb 2013 über seine Heimatstadt: 'Es ist Sommer in Eckernförde - und plötzlich ist alles vergessen. Der endlose Herbstwintermischmasch ohne richtigen Schnee. Der Sturm, der waagerechte Dauerregen. Die Monate, in denen der Strand ohne Ganzkörperölzeug tabu war. Waren es wert: Jetzt ist Sommer. (...) Die Fußgängerzone, die an heißen Tagen nach Sonnencreme und Softeis riecht. Der Sand in den Geschäften, von Strandbesuchern eingeschleppt. Leer gekaufte Eistruhen, mysteriöse Autokennzeichen auf dem Supermarktparkplatz, endlose Abende an versteckten Stränden irgendwo in der Bucht. Dieses Gefühl, dass der Sommer einfach nicht mehr aufhört. Dass man nie wieder Ölzeug braucht.'
Dieses Einfache und Ehrliche - und das Wissen, dass das Meer - auch wenn man es gerade nicht sehen kann - nie weit ist, Strandhafer und Dünengras, graublaues Wasser und Plastikförmchen im nassen Sand - all das finde ich in Heeleys Sel Marin. Aquatische Düfte stehen ja immer vor der Entscheidung, ob sie ein südliches oder ein nördliches Wasser repräsentieren möchten - Sel Marin entscheidet sich für ein nördliches. Er hat nichts Tropisches, nichts Glamouröses, keine weißen Palmenstrände, nicht die fernste Andeutung von Raffaello. Stattdessen feuchtes Graugrün und Sonne auf der Haut, Delial und Ostseesand und eine Ahnung der Fußgängerzone von Eckernförde und der Duft von nassen Badesachen im Kofferraum.
Der eigentliche Wasserakkord ist nicht das Besondere - das ist er eigentlich nie. Besonders - ohne sich dabei 'besonders' zu gebärden, das passte nicht zu diesem zurückhaltenden Duft - ist das Arrangement aus krautig grünen Noten, die während seines ganzen Verlaufs wahrnehmbar bleiben, und einem durchaus selbstbewussten Hautakkord. Das sind Moschus und Zeder, die das bewirken, was ich im vorherigen Abschnitt als 'Delial und Ostseesand' umschrieben habe. Die Sel Marin zu eben mehr machen als einem gewöhnlichen Wasserduft, sondern alles erzählen - den ganzen, endlosen Sommer in der stillen Bucht von Eckernförde. Unaufgeregt und bodenständig - und manchmal so viel schöner als Warnemünde oder Westerland.
Fazit: fahrt doch mal hin im nächsten Sommer - aber bitte nicht alle auf einmal! Und die anderen trösten sich mit ein paar Tropfen Sel Marin.
8 Antworten


Bis ich im Herbst wieder nach Kappeln fahre, lass ich mal einen Pokal da. ;-)