Ode to Dullness 2023

First
02.02.2024 - 17:10 Uhr
14
Sehr hilfreiche Rezension
6
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft

Ode an die Wasserblumen

Ode to Dullness hat es geschafft: Nach längerer Zeit ohne Schreiben neuer Rezensionen drängt es mich, meinem Eindruck hier Ausdruck zu verleihen: Einerseits, weil dieser JhaG wieder etwas Faszinierendes hat, nachdem die letzten Neuerscheinungen der Marke mich nicht recht überzeugen konnten, andererseits, weil ich den Duft anders wahrnehme als er in den bisherigen Statements und Rezensionen geschildert wird: Ich finde ihn nämlich toll!

Ja, auch dieser JhaG ist sehr synthetisch, er reiht sich somit in die neueren JhaGs ein, die sich in dieser Hinsicht noch extremer ausnehmen als die früheren der Marke. Ich denke, das Verwenden von sehr vielen künstlichen Riechstoffen gleichzeitig ist auch der Grund, warum die Wahrnehmung für diesen Duft so unterschiedlich ist, denn wer für einen oder auch mehrere der verwendeten Kunstriechstoffe ansomisch ist, wird viel weniger riechen und den Duft als bestenfalls als schwach empfinden, wenn nicht gar unausgewogen.

Interessant ist, dass Einige schreiben, es sei vornehmlich Ambroxan, Iso-E Super oder gar Moschus, was sie röchen und der Duft sei cremig. Ich empfinde das nicht so. Und das, obwohl ich bestimmten künstlichem Moschus oftmals viel stärker wahrnehme als andere. Wir kennen das alle: Das was wir nicht mögen, riechen wir in kleinsten Mengen heraus. Hier wurde Haarspray erwähnt. Ich selbst hätte es nicht so genannt, weil das Haarspray meiner Kindheit und Jugend anders roch und ich heute kein Haarspray mehr benutze. Aber dennoch, jetzt wo ich es las: Es gibt Haarsprays, die im Anflug ähnlich riechen wie dieser JhaG.

Ich rieche bei Ode to Dullness vor allem eines: "Wasserblumen".
Wasserblumen ist ein Begriff, den ich von Parfumo habe. Ich weiß dabei gar nicht, um welche Blumen es sich dabei handeln soll. Vielleicht Lotus? Es ist auch egal, denn Ihr kennt diesen Begriff von Parfumo aus einigen Pyramiden bestimmt auch und wisst, welcher Geruch damit normalerweise gemeint ist. Mich lässt es in der Regel ambivalent werden, wenn ich diesen Begriff in einer Pyramide lese. Normalerweise verbirgt sich dahinter für meine Nase etwas wässrig-schönes Blumiges, das sich von anderen Blütendüften unterscheidet, sehr fein und hell und betörend, ohne dass es stechend oder gar schwülstig wird. Ambivalent bin ich deshalb, weil dazu in verlässlicher Regelmäßigkeit leider ein Gammelfaktor kommt, als seien diese Blumen in stehendem Süßwasser schon leicht am Vergehen.

In Ode to Dullness rieche ich Wasserblumen ohne den Gammelfaktor und das ist der Grund, warum ich hier eine Lanze für diesen Duft brechen möchte.

Noch etwas Interessantes ist mir aufgefallen: Ich bekam die Herstellerprobe in einem Paket einer Parfumerie als Zugabe. Das Paket war beduftet und die Parfumerie hatte mir geschrieben, Ode to Dullness sei der dafür verwendete Duft. Natürlich hatte ich beim Öffnen des Paketes gleich bemerkt, dass es beduftet war. In diesem ersten Moment aus dem frisch geöffneten Paket roch ich nur helle, freundliche, sanfte, weiche Blüten, ohne dass ich hätte sagen können, um welche Blüten es sich handelte. Kein ubiquitärer Jasmin, keine momentan so moderne Rose, kein Tiare, keine Tuberose, auch nicht mein geliebtes Ylang-Ylang, nichts Krautiges wie mancher Lavendel, keine Lilie, keine Gardenie,....aber auch keine Wasserblumen.
Ich bin ziemlich sicher, dass dieser JhaG einen recht neuen Riechstoff für Blüten enthält, der, weil er so künstlich ist, spontan keiner echten Blüte zugeordnet werden kann, aber dennoch blumig duftet, und zudem zu changieren scheint: Im Paket keine Wasserblumen, auf meiner Haut ganz klar Wasserblumen.

Was ist nun mit der Pyramide? O.k., die Freesie ist eine Blume. Ich rieche sie nicht heraus, aber blumig ist Ode to Dullness für mich sehr. Blumige Noten - ja, auch das - wir hatten es schon.

Sandelholz ist groß geschrieben. Ich rieche aber weder den schönen Sandelholzduft des echten Holzes noch den für meine Nase grässlichen, leider inzwischen so oft verwendeten Ersatzstoff. Ich rieche von beidem schlicht nichts.

Sternanis. In der Tat, jetzt wo ich es lese, kann ich es im Duft ausmachen. Zart, mehr am Anfang, weniger im Verlauf, am Ende wieder mehr, ja, Sternanis kann ich wahrnehmen, wenn auch gut eingebettet und im Hintergrund, so dass ich von allein nicht darauf gekommen wäre. Auch ist da eine minimale Süße. Sie könnte vom Sternanis stammen.

Moschus, auch das hatten wir schon: Ich rieche keinen Moschus.

Tonka. Hm. Tonka rieche ich auch nicht wirklich, aber schon etwas Weiches, Warmes, das nicht von den Blüten kommt. Das könnte ich Tonka zuordnen.

Es kann durchaus sein, dass das Ganze mit Iso-E-Super und Ambroxan unterlegt ist, für mich sind sie hier jedoch nur wenig wahrnehmbar, weil für mich die Wasserblumen im Vordergrund stehen.

Die Sillage empfinde ich als eher gering, die Haltbarkeit ist aber sehr ordentlich: Am Tag nach dem Tragen rieche ich auf meiner Kleidung intensiv Wasserblumen mit Sternanis.

Ich habe den Duft jetzt zweimal getestet und hatte ja noch das beduftete Paket. Normalerweise teste ich dreimal bevor ich eine Rezension verfasse. So schreibe ich diese Rezension vorbehaltlich, dass sich bei öfterem Riechen vielleicht doch noch das Gefühl einstellt, der Duft nerve nach einer Zeit. Das Gefühl habe ich bei so künstlichen Düften öfter und leider ist so ein Duft dann auch erstmal für mich verbrannt.

Bis hierhin jedoch lautet mein Fazit: Toll! Endlich Wasserblumen ohne Gammelambivalenz!

P.S. Über den Namen des Duftes müssen wir, glaube ich, nicht reden. Am besten merken bis man die Abfüllung oder den Flakon gekauft hat und dann den Namen schell vergessen.
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