Lumen Naturae

Fluxit
03.07.2018 - 16:26 Uhr
11
Sehr hilfreiche Rezension
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Grünes Licht

Tomatengrün polarisiert als Geruch. Und seitdem ich das "Leaf to Root"-Kochbuch gelesen habe, scheint das auch im kulinarischen Bereich so zu sein, denn während Tomatengrün allgemein als eher giftig klassifiziert wird, gibt es einige Sterneköche, die damit - vorsichtig dosiert - ihre Speisen würzen. Wem das fahrlässig vorkommt, empfehle ich die INCI-Zutatenliste seines Lieblingsduftes ;)

Für mich ist wiederum Tomatengrün eine Art Lieblingsduft und bisher hab ich es nur selten in Parfums klar wahrnehmen können. Höhepunkt der Enttäuschung war der so verheißungsvoll benannte "Tomato Leaf" von Illuminium. Umso schöner, dass bei Lumen Naturae unverhofft das Licht anging. Schöner Kopf, klar die grüne Tomatennote eingeprägt und zitrisch unterlegt. Gefällt mir gut, ist aber viel zu schnell vorbei.
Die nächste Phase erinnert mich an Blumenwasser, recht unverbraucht, aber im Vergleich zum frischen Auftakt nicht mehr das Gewinnerlos. Ein florales Element duftet bereits mit durch, ich hätte auf einen fernen Vertreter des Geranienhauses getippt. Und dann, unerwartet, Harz. Nicht knarzig, sondern in der leichten Schwüle eher etwas feucht und einen Tick klebrig bis cremig. Deutlich ist seine Wärme erkennbar, die den munteren Kopf ablöst.
Nach etwa einer Stunde ist im Hintergrund eine fast staubig pudrige, pfeffrige Schärfe hinzugekommen. Frisch geriebene Muskatnuss. Vielleicht Kardamom. Diese Trockenheit steuert dem humidgen Eindruck zügig gegen und begleitet Lumen Naturae für ein bis zwei weitere Stunden, bis er sich in die bereits vorher angedeutete honigharzigliche Süße einpendelt hat, in der er nach 10 Stunden ausklingt.

Viele Gegensätze vereinen sich hier. Ich gebe 8.0 Punkte, finde Lumen Naturae aber eher interessant als schön. Hätte er doch nur mehr vom tollen Tomatenblatt behalten. Dann gäbe es grünes Licht für weitere Verwendung.
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