Chizza
Top Rezension
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Zunächst bekannt, dann muss er kennengelernt werden
Nachdem die Mannschaft versehentlich Ombre Leather mit Kirschlikör verwechselte und die synthetische Kopfschmerznote auf eine Begleiterscheinung einer günstigen Eigenmarke aus dem Discounter schob, woraufhin nahezu alle Rocker bis auf drei bis auf Weiteres ins Krankenhaus mussten, nahm es sich Wolle mit seinen zwei verbliebenen Recken zur Aufgabe, ein Parfum wie Ombre Leather zu finden. Nur in tragbar für echte Kerle und möglichst nicht zum Trinkverzehr geeignet. Verblieben waren neben ihm Udo, der bekanntermaßen als Kind in eine Badewanne Selbstgebrannten fiel und daher
Mühelos diverse Flakons Ombre Leather hinunterkippen konnte und Hotte, der nun jeden Monat, wo was anderes ausgerufen worden ist, dem Motto folgte. Der Januar, als Monat für „Fasten“ was Alkohol und Fleisch angeht, führte dazu, dass er nur Club Cola trank und daher noch stehen konnte.
Wolle wollte hier auch einsteigen, hielt aber nicht durch und scheiterte mit seinen Betrugsversuchen. Das Problem war, dass sein Flachmann zwar in die Bibel oder Die Brüder Karamasow passte, niemand glaubte aber, dass er diese Werke lesen würde. In den Playboy wiederum passte der Flachmann nicht. So war Wolle recht schnell entlarvt.
Jedenfalls kam man dank der bekannten Dating-Plattform Parfumo auf Oakmoss von Morris Motley, hier berichteten die Tester über Kongruenzen zu Tuscan Leather und zu Ombre Leather. Flux gekauft, ein paar weibliche Profilbilder gestalked und bei viel Bier auf den Duft gewartet. Kurzzeitig kam man auf die Idee, die Freunde im Krankenhaus zu besuchen aber da gab es kein Bier und dann war das Thema rasch erledigt.
Also getestet:
„Wie Tuscan Leather riecht der Flakon ja nun nicht.“
„Hast recht, Hotte. Für mich eher in Richtung Ombre Leather. Inklusive der stechenden künstlichen Süßledernote. Jetzt hab ich Lust auf Amaretto.“
Dafür wurde Wolle von Udo links und rechts geohrfeigt.
„Entschuldigt, Männer, ich nehme natürlich Bier! Aber wisst ihr, wonach der wirklich riecht? Classic Leather von Oudh Al Anfar und auch wenn Oakmoss von den Ingredienzen her hochwertiger sein dürfte, das Ergebnis ist identisch. Die ersten Minuten wenigstens.“
„Naja, dieses lieblich grün, dieses Eichenmoos-Leder-Geplänkel ist später auch nicht so dolle. Dieser hintergründige Vetiver ohne die erdigen Noten auch nicht.“
„Soll ja Kokain drin sein. So olfaktorisch.“
„Wir sind doch harte Männer, wer hat das schon mal probiert? Seid ehrlich!“, forderte Wolle.
Betretenes Schweigen. „Keiner?“
„Du denn, Wolle?“
„Ich hab nur mal so getan mit Zucker aber hab mir das Röhrchen schmerzhafterweise zu weit in die Nase gesteckt, da flog ich auf.“
Man betrank sich und testete später erneut ob sich was getan hatte. Das hatte sich auch.
„Jetzt kommt der Safran aber durch, Männer.“
„Ist ja keiner drin laut Pyramide.“
„Riecht aber so.“
„Egal, schreiben wir lieber schön Note für Note wie das wirkt, dann sieht’s so aus, als hätten wir den Durchblick.“
„Ja, so wie dieser Chizza, der kann in echt doch auch Leder nicht von einer Tulpe unterscheiden, geruchstechnisch. Und auch so.“
„Jetzt erinnert Oakmoss mich aber an Cuoio von Pal Zileri nur ohne die strengere Wildnote, vielleicht dabei auch etwas grüner.“
Man war zufrieden, hatte den Duft fertig analysiert. Die Frau von Hotte kam und die Männer berichteten ihr.
„Wow, ihr seid ja richtige Experten! Schreibt doch auch mal auf Parfumo!“
„Wolle ist da längst angemeldet. Mehrfach. Als Pollito, MarioMmmmhhh und MonsieurBiertest.“
Oakmoss ist am Ende ein würzig grüner Lederduft, bei welchem das Leder deutlich eingefärbt ist. Auch wenn er Ähnlichkeiten zu anderen Lederdüften besitzt, so entfernt er sich sukzessive davon. Die sogenannte Kokainnote ersetzt dabei den Safran, wird durch den Pfeffer etwas würzig. Die Zeder spielt im Hintergrund, man erahnt eine leicht holzige Beinote. Der Beginn verursacht bei mir persönlich Assoziationen und damit Kopfschmerzen ob der Künstlichkeit an Ombre Leather. Danach geht es, duftet ordentlich aber kann mich nicht gewinnen. An Tuscan Leather erinnert Oakmoss nicht, außer man ist von der bitteren safranartigen Facette so eingenommen, dass man den Duft darauf reduziert. Dann passt der TL-Vergleich sehr wohl.