4.1 Le Musc & La Peau 2016

Naninonunom
27.04.2023 - 19:17 Uhr
37
Top Rezension
4
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft

Das Parfum von Patrick Süskind

Ich war in einer kleinen Boutique, als ich diesen Duft das erste Mal gerochen habe. Es war nach einem anstrengenden Arbeitstag, ich war zufällig in der Gegend, eigentlich war ich erschöpft, aber ich konnte dem Versuch nicht widerstehen, einen kurzen Abstecher zu machen.
Trotz dem, dass mir der Laden sehr gefiel, fühlte ich mich unwillkürlich unwohl. Ich war eindeutig underdressed, wenn ich mich mit der Kundin vor mir verglich, und der Blick des Ladeninhabers dieser Haute Parfumerie bestätigte leider dieses Gefühl. Wie gerne hätte ich meine Nase an all diese Flakons gehalten, aber mein Mut reichte genau für das Aufsprühen (lassen - niemand würde wagen, die Flakons in diesem Laden selbstständig zu berühren!) ..also das Aufsprühen lassen von drei Düften, die ich (war es nur mein Eindruck?) etwas unwillig von dem Herrn, auf Federn, statt Duftstreifen ausgehändigt bekam.
Einer davon war 4.1 Le Musc & La Peau. Ich war zuerst verwundert, denn der Duft roch eindeutig gekippt. Ich fragte, ob mit dem Duft alles in Ordnung sei, was mir streng und gar nicht amused bejaht wurde. Ich roch immer wieder an der Feder, aber der beißende Geruch von Alkohol wollte einfach nicht verschwinden. Etwas enttäuscht - war ich doch wirklich sehr gespannt auf diesen Duft gewesen - verließ ich den Laden.

Auf dem Heimweg holte ich die Feder mit dem Duft noch ein paar mal aus der Tasche..
Und dann plötzlich war es soweit: der Alkohol war verflogen, und zum Vorschein kam eine wunderbare Frische.. plötzlich wehte mir eine sanfte Meeresbrise um die Nase, ganz fein und leise. Warm und ein bisschen würzig.

Als ich nicht viel später dann die Abfüllung das erste mal auf die Haut sprühte, war ich überrascht. Der Duft war anders. Näher, intimer. Statt Natur und Gischt roch ich plötzlich an einer unglaublich duftenden Haut.
Ich kenne Menschen, deren Haut so oder so ähnlich stark duftet..
Was für ein Meisterwerk, das so einen Geruch einfangen kann.

Und damit war ich auch sofort bei dem großen Problem, was ich mit diesen Duft habe. Ich fühlte mich unmittelbar wie Jean-Baptiste Grenouille. Als hätte ich einen anderen Menschen seinem Duft beraubt! Einen Menschen mit tollem Eigengeruch.. als hätte ich mir eine andere Haut übergestülpt, die zwar unglaublich gut riecht, aber einfach nicht meine ist.

Es ist wie eine innige Umarmung mit einer komplett fremden Person. Die Umarmung könnte schön sein, aber sie passt in diesem Moment einfach nicht. Sie ist der Situation nicht angemessen.

Ein Teil von mir möchte diesen schönen Duft gerne oft riechen, und ein anderer Teil sagt gleichzeitig ganz laut „Nein, das ist falsch!“ und ist sogar leicht davon abgestoßen, wenn ich ihn an mir rieche.
Nichts desto trotz kann ich für mich nur sagen, dass ich ihn unglaublich besonders finde.

Ich habe zwar eine gespaltene Beziehung zu diesem Duft, bin aber einmal mehr begeistert, was Gerüche für eine psychologische Macht ausüben, und bin dankbar für die Erfahrung, die mir 4.1 Le Musc & La Peau beschert hat.
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