Naninonunom

Naninonunom

Rezensionen
Naninonunom vor 3 Monaten 12 6
6
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Zerbrochenes Herz glühender Liebe
Nicht deine, meine.
Ein Sturzregen im Hochsommer brachte den Schleier, undurchsichtig und dicht.
Verschwommen nehme ich deine Silhouette wahr, wie sie im Türrahmen steht.
Es ist dunkel
da, wo ich bin.

Dieser Duft ist wie dafür gemacht, ihn in einer leidenschaftlich traurigen Situation am Haaransatz im Nacken zu riechen.
Wenn die Wangen glühen und Tränen der Verzweiflung die Haut benetzen.
Keine einzelne Träne, keine verträumte Romantik, keine Eleganz.
Die Augen rot, während der Rotz gleichermaßen aus der Nase läuft und das Schluchzen nicht unterdrückt werden kann. Pure Emotion, überladen, real.

"Tears | Régime des Fleurs" riecht satt, fleischig und würzig.
Wie der Geschmack salziger Tränen umgewandelt in üppige Blüten.
Nicht durchsichtig, nicht klar - angereichert und trüb.
Diese Fliederumgebung ist weder leicht, noch im klassischen Sinne süß, eher tief und gehaltvoll - im unklassischsten Sinn. Und ist dabei minimal frisch. Fast ein bisschen wie Schüttelfrost bei Fieber.
Trotz der Blumen denkt man unmittelbar an Haut.
Man riecht „ungewaschen gut“, als wenn der Eigengeruch Zeit hatte sich anzusammeln.

Ein leiser, intimer Duft. Nicht dafür gemacht weit auszustrahlen.
Dieses stille Wasser ist tief. Komm ganz nah und du weißt, wie es sich anfühlt..
6 Antworten
Naninonunom vor 6 Monaten 16 5
7
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Die 20er Jahre Diva
Du bist nicht die Art von Typ, die in den Raum kommt und deine bloße Aura lässt alle Köpfe drehen. Du hast eine gewisse Eleganz, gar keine Frage, aber du bist von keiner erhabenen, natürlichen Schönheit oder gar Göttlichkeit. Nein, du kommst in den Raum und jede:r nimmt dich durch dein vollmundiges Lachen wahr - melodisch, auffällig und leicht aufdringlich.
Die Pfauenfeder in deinem Haar, die Perlenketten, deine Smokey Eyes, überall Goldglitzerfuzz, irgendwie alles too much!

Wer ist das, lasst mich mal durch, ich will die Person genauer ansehen..
„Wow!“
Kein leichtes, ausgehauchtes „woahhh“.. sondern: „Wow! What a girl!“

Du rauchst eine lange, dünne Zigarette und trinkst Rosé aus einem prunkvoll geschliffenen Champagnerglas.
Im nächsten Moment schwingt deine in ellenbogenlange, feine Lederhandschuhe gekleidete Hand über einen Teller mit Vanillecremetorte. Du scheinst das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Wenn ein Sahnetupf auf deinen Lippen verbleibt, ist man versucht, die Hand auszustrecken, sie um dein Kinn zu legen und mit dem Daumen über deine vollen, dunkelrot schimmernden Lippen zu streichen, dir ganz nah zu kommen und.. da hat deine Zunge die Sahne schon verschwinden lassen.
Du bist verführerisch, deine Fröhlichkeit steckt an, ist für einen Moment intensiv, dann schweifst du weiter, amüsierst dich mit der nächsten Person und man möchte dir hinterher, mehr von dieser süßen, dezent obszönen Leichtigkeit.
Wenn man dich nur einmal richtig festhalten würde, mit dir tanzen, dich lieben, man wäre doch bestimmt schnell befriedigt, schnell satt.. Aber du kommst immer nur gerade nahe genug, dass deine Plüsch-Stola in der Nase kitzelt - dann entgleitest du der leichten Handberührung auf der Hüfte und es bleibt nur die süße Erinnung an deine bezaubernde, fast erotische Sinnlichkeit.

Ich mochte "Shalimar Millésime Iris | Guerlain" nicht von Anfang an.
Zu süß, zu gourmand, zu alles. Irgendwie drüber.. Vielleicht war es noch nicht die richtige Jahreszeit..?
Dann, zwei Monate später (Oktober) hat‘s mich richtig erwischt! Diese sanfte und doch volle Pudrigkeit mit der puderzuckerweichen und trotzdem tiefen Vanillesüße.. hach. Man kann sie gut erkennen, die dunkle, leicht rauchige Guerlain Vanille, die irgendwie was Anzügliches hat und gleichzeitig elegant daherkommt.
Am Anfang beinah trocken, wird der Duft im Verlauf immer cremiger, fast buttrig und gleichzeitig würziger.

Über Wochen schon ist das jetzt mein Einschlafduft und ich bekomme einfach nicht genug davon..
Das war so wirklich nicht geplant. Ich würde gern auch mal wieder anderen Düften den Vortritt lassen. Hmpf. Mal gucken, wie lange es noch anhält..
Man muss aber auch dazu sagen, dass Iris und Vanille grade meine absoluten Lieblingsnoten sind.. kein Wunder also :)

Objektiv betrachtet, im Vergleich, finde ich die Mami (Tante?) "Shalimar (Eau de Toilette) | Guerlain" immer noch viel besser, weil einfach interessanter, rauer und erfahrener. Aber was soll ich machen.. ich bin willenlos addicted.
5 Antworten
Naninonunom vor 1 Jahr 37 26
4
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Das Parfum von Patrick Süskind
Ich war in einer kleinen Boutique, als ich diesen Duft das erste Mal gerochen habe. Es war nach einem anstrengenden Arbeitstag, ich war zufällig in der Gegend, eigentlich war ich erschöpft, aber ich konnte dem Versuch nicht widerstehen, einen kurzen Abstecher zu machen.
Trotz dem, dass mir der Laden sehr gefiel, fühlte ich mich unwillkürlich unwohl. Ich war eindeutig underdressed, wenn ich mich mit der Kundin vor mir verglich, und der Blick des Ladeninhabers dieser Haute Parfumerie bestätigte leider dieses Gefühl. Wie gerne hätte ich meine Nase an all diese Flakons gehalten, aber mein Mut reichte genau für das Aufsprühen (lassen - niemand würde wagen, die Flakons in diesem Laden selbstständig zu berühren!) ..also das Aufsprühen lassen von drei Düften, die ich (war es nur mein Eindruck?) etwas unwillig von dem Herrn, auf Federn, statt Duftstreifen ausgehändigt bekam.
Einer davon war 4.1 Le Musc & La Peau. Ich war zuerst verwundert, denn der Duft roch eindeutig gekippt. Ich fragte, ob mit dem Duft alles in Ordnung sei, was mir streng und gar nicht amused bejaht wurde. Ich roch immer wieder an der Feder, aber der beißende Geruch von Alkohol wollte einfach nicht verschwinden. Etwas enttäuscht - war ich doch wirklich sehr gespannt auf diesen Duft gewesen - verließ ich den Laden.

Auf dem Heimweg holte ich die Feder mit dem Duft noch ein paar mal aus der Tasche..
Und dann plötzlich war es soweit: der Alkohol war verflogen, und zum Vorschein kam eine wunderbare Frische.. plötzlich wehte mir eine sanfte Meeresbrise um die Nase, ganz fein und leise. Warm und ein bisschen würzig.

Als ich nicht viel später dann die Abfüllung das erste mal auf die Haut sprühte, war ich überrascht. Der Duft war anders. Näher, intimer. Statt Natur und Gischt roch ich plötzlich an einer unglaublich duftenden Haut.
Ich kenne Menschen, deren Haut so oder so ähnlich stark duftet..
Was für ein Meisterwerk, das so einen Geruch einfangen kann.

Und damit war ich auch sofort bei dem großen Problem, was ich mit diesen Duft habe. Ich fühlte mich unmittelbar wie Jean-Baptiste Grenouille. Als hätte ich einen anderen Menschen seinem Duft beraubt! Einen Menschen mit tollem Eigengeruch.. als hätte ich mir eine andere Haut übergestülpt, die zwar unglaublich gut riecht, aber einfach nicht meine ist.

Es ist wie eine innige Umarmung mit einer komplett fremden Person. Die Umarmung könnte schön sein, aber sie passt in diesem Moment einfach nicht. Sie ist der Situation nicht angemessen.

Ein Teil von mir möchte diesen schönen Duft gerne oft riechen, und ein anderer Teil sagt gleichzeitig ganz laut „Nein, das ist falsch!“ und ist sogar leicht davon abgestoßen, wenn ich ihn an mir rieche.
Nichts desto trotz kann ich für mich nur sagen, dass ich ihn unglaublich besonders finde.

Ich habe zwar eine gespaltene Beziehung zu diesem Duft, bin aber einmal mehr begeistert, was Gerüche für eine psychologische Macht ausüben, und bin dankbar für die Erfahrung, die mir 4.1 Le Musc & La Peau beschert hat.
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