08.07.2022 - 11:37 Uhr

Parma
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Parma
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Less is more
Frisches, kühles, leicht feuchtes Holz. Natürlich und urban. Melancholisch und robust. Zum Durchatmen und sich kleiden. Erinnert mich an Paul Schützes 'Behind the rain', aber weniger grün, weniger dunkel, weniger synthetisch. Eine etwas hellere Version. Ohne Säuerlichkeit. Ein im Prinzip mineralisch-holziger Duft, von den Elementen durchdrungen, wie ein grauer trockener Stein auf dem die letzten Wasserreste lautlos verdampfen, dazu eine wunderbar aromatische Kiefern-Zypressen-Ätherik mit - fast weicher - grüner Einlassung. Diese Andersartigkeit wird noch verstärkt durch einen zurückhaltend eingesetzten Weihrauch, der ihm Tiefe und etwas Geheimnisvolles verleiht. Ebenso wie die tendenziell etwas süßlicheren Harze Myrrhe und Elemi, die mit dieser Eigenschaft die Tragbarkeit erhöhen. Alles unheimlich feinnervig abgestimmt, sich wunderbar zügelnd ohne zu schüchtern zu sein. Eine trotz der Ernsthaftigkeit anbetungswürdige Leichtigkeit ausstrahlend. Eine selbstverständliche Eleganz. Diese Komposition kommt für mich an Giacobettis transparent-sensible Bestarbeiten wie ‚En Passant‘ oder ‚L‘Original‘ heran. Lyn Harris‘ less is more-Stil der absoluten Unaufgeregtheit, Einfach- und Unbeschwertheit, sowie der so wohltuende Verzicht auf populäre, moderne, ewig haltbare, spätestens im Drydown oft unangenehm riechende Synthetikbausteine, zeigt sich hier par excellence. Aufgrund der „schwergewichtigen“ Bestandteile ausdrucksstärker als vieles ihrer noch recht jungen Eigenmarke. Und doch kann ich mir nicht vorstellen, dass man diese Idee müheloser komponieren kann. Für mich eine ihrer besten Arbeiten.
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