14.11.2024 - 16:05 Uhr

Marieposa
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Marieposa
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Zwischen Traum und Erwachen
Mit verschwommenem Blick aus halb geschlossenen Augen frage ich mich, ob es nicht doch nur das Echo eines Traumes ist, das sich über meine Gedanken gelegt hat wie Frostspuren von Novembernebel auf Wacholderstacheln. Und doch flüstern Birkenzweige Leder auf meine Haut. Eine vernehmliche Erinnerung an das Parfum des vergangenen Tages in meinen Haaren. Ob du es wohl riechst? Ob du irissanft auf den blonden Flaum an meinen Armen pusten wirst, bis sich die feinen Härchen aufstellen? Oder das Frösteln meiner bloßen Schultern bemerken und deine warme Hand auf meinen Rücken legen wirst? Aber vielleicht ist da auch nur das fremde Laken aus dem Schrank mit den Lavendelzweigen. Mit geschlossenen Lidern spüre ich deine Wärme und das erblühen von Rosenblüten auf meiner Haut, wo deine Lippen Gedichte schrieben.
Wo sich Traum und Erwachen treffen, fühle ich deine Gegenwart.
**
Lyn Harris ist eine Meisterin der leisen Töne mit einer prägnanten Handschrift. Häufig sind ihre Düfte mehr Aura als Parfum, mehr fühl- als riechbar und manchmal scheinen sie das Echo von etwas Vertrautem in sich zu tragen, das noch lange in mir resoniert, wenn der Duft bereits verklungen ist. Im Fall von Leather ist es eine Ahnung von Cuir de Russie Eau de Toilette . Ein zarter Hauch, der mit meiner Haut verschmilzt und mich mit diesem suggestiven Flüstern von Iris und Birkenteer begleitet. Ein bisschen so, als wäre da noch eine Erinnerung an Cuir de Russie vom Vortag in meinen Haaren, die nur ganz gelegentlich mein Bewusstsein streift, aber dann stellt sich klammheimlich dieses wohlige Erschauern und der beschleunigte Herzschlag ein. Auch die anderen luftig vernetzten Noten sind so zart, dass sie sich kaum isolieren oder analysieren lassen. Da ist eine herbe Kühle wie Waldeshauch im Novembernebel, die ich einfach mal dem gelisteten Wacholder zuschreiben würde, ein Anflug von sanfter Süße, die von Rosen stammen könnte – zumindest riecht es so, wie es sich anfühlt, ein frisches Rosenblatt zu berühren – und eine so zarte, krautige Lavendelnote wie in einem Bettlaken, das mit den getrockneten Blüten gelagert wurde.
All das macht Leather zu einem klassisch komponierten Duft, der weit davon entfernt ist, konventionell zu sein. So federleicht und flüchtig, dass er mich heute nicht nur einmal zu einem sehnsuchtsvollen Nachsprühen verlockt hat, und dabei doch so klar in seiner Form und Aussage, dass Erinnerung und Suggestion die Lücken zwischen den Sprühern schier nahtlos schließen.
„Kennst du den Platz zwischen Schlafen und Wachen? Der Platz wo deine Träume noch bei dir sind? … Dort werde ich auf dich warten“, heißt es in J. M. Barries „Peter Pan“, und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass auch Lyn Harris diesen Ort sehr genau kennt.
Wo sich Traum und Erwachen treffen, fühle ich deine Gegenwart.
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Lyn Harris ist eine Meisterin der leisen Töne mit einer prägnanten Handschrift. Häufig sind ihre Düfte mehr Aura als Parfum, mehr fühl- als riechbar und manchmal scheinen sie das Echo von etwas Vertrautem in sich zu tragen, das noch lange in mir resoniert, wenn der Duft bereits verklungen ist. Im Fall von Leather ist es eine Ahnung von Cuir de Russie Eau de Toilette . Ein zarter Hauch, der mit meiner Haut verschmilzt und mich mit diesem suggestiven Flüstern von Iris und Birkenteer begleitet. Ein bisschen so, als wäre da noch eine Erinnerung an Cuir de Russie vom Vortag in meinen Haaren, die nur ganz gelegentlich mein Bewusstsein streift, aber dann stellt sich klammheimlich dieses wohlige Erschauern und der beschleunigte Herzschlag ein. Auch die anderen luftig vernetzten Noten sind so zart, dass sie sich kaum isolieren oder analysieren lassen. Da ist eine herbe Kühle wie Waldeshauch im Novembernebel, die ich einfach mal dem gelisteten Wacholder zuschreiben würde, ein Anflug von sanfter Süße, die von Rosen stammen könnte – zumindest riecht es so, wie es sich anfühlt, ein frisches Rosenblatt zu berühren – und eine so zarte, krautige Lavendelnote wie in einem Bettlaken, das mit den getrockneten Blüten gelagert wurde.
All das macht Leather zu einem klassisch komponierten Duft, der weit davon entfernt ist, konventionell zu sein. So federleicht und flüchtig, dass er mich heute nicht nur einmal zu einem sehnsuchtsvollen Nachsprühen verlockt hat, und dabei doch so klar in seiner Form und Aussage, dass Erinnerung und Suggestion die Lücken zwischen den Sprühern schier nahtlos schließen.
„Kennst du den Platz zwischen Schlafen und Wachen? Der Platz wo deine Träume noch bei dir sind? … Dort werde ich auf dich warten“, heißt es in J. M. Barries „Peter Pan“, und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass auch Lyn Harris diesen Ort sehr genau kennt.
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