Porsche Design | 180 Blue Porsche Design 2020
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Sehr hilfreiche Rezension
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Eine künstlich-fruchtige Frische. Synthetik bis zum Abwinken. Ohne Spur von Natürlichkeit. Alles verschwimmt fast unkenntlich im olfaktorischen Nirwana.
Melozone, Cashmeran und eine diffus-pudrige Muskatwürzigkeit bestimmen etwa gleichberechtigt diesen linearen, durchdringend kühlen Aromachemie-Freshie.
Melozone, ein Riechstoff des amerikanischen Duftherstellungs-Giganten IFF wird als ozonisch, aldehydartig und nach Melone riechend beschrieben. Was passt. Er verströmt eine wässrige, mentholig-metallische, mäßig angesüßte, durchdringende, „gummibärchenhafte“ Duschgelfruchtigkeit, der ein zitrischer Grundton (Yuzu-ähnlich) inne wohnt.
Cashmeran, ebenfalls ein von IFF entwickelter synthetischer Duftstoff, wird oft als holzig-moschig (auch wenn er kein primärer Moschusduftstoff ist) charakterisiert, aber auch als würzig, fruchtig, balsamisch, chypre- und vanilleartig mit seidigweicher Textur. Er bildet hier die Basis und ich empfinde ihn als leicht schwülstig sowie undeutlich künstlich ambrigholzig-weichmoschig-süßlich. Mit dezenter Vanilleanmutung/Tonkasüße. Wie als wenn die genannten Aspekte zu einer angedickten, minimal unsauberen Masse verrührt wurden, die allen individuellen Ausdruck verschluckt. Hineinverschliert ist eine deutliche Muskatwürze, die durch die Einbindung pudrig-diffus erscheint und eine maskuline Konnotation erkennen lässt.
Die beiden letztgenannten Bestandteile verleihen dem Duft eine weiche Haptik und runden ihn. Die leicht dominierende „aquatische“ Fruchtnote trägt neben einer zurückgenommenen Fruchtigkeit eine unterkühlte Note mit sich, die mich an die „Eisbonbon“-Mentholigkeit des ‚Almost Transparent Blue‘ von A Lab on Fire erinnert. Mit ebenfalls metallischer Nuance. Überhaupt weisen beide Düfte viele Ähnlichkeiten auf. Sie konzentrieren sich auf eine prägnant zitrisch-wässrige, fast spiegelglatte, leicht süßliche Fruchtigkeit und versuchen diese so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Dies gelingt dem Almost Transparent Blue aus meiner Sicht überzeugender, da er keine so stark interferierenden Basisnoten wie der 180 Blue aufweist und auf eine ambrige Weichzeichnung komplett verzichtet. Er erscheint im Vergleich noch kühler, sauberer und dadurch distanzierter. Ihm fehlt zudem die Duschgelcharakteristik des Porsche-Dufts, die jenem eine eindeutige Designer-Formensprache verleiht. Beiden stark gemein ist ihre – trotz aller vollsynthetischen Bestandteile – relative Unaufdringlichkeit.
Wenn man sich die Arbeiten des verantwortlichen Parfumeurs Nicolas Beaulieu anschaut, so fallen vor allem seine Arbeiten für Paco Rabanne (u.a. Invictus) auf. Das erklärt, weshalb Assoziationen zu diesem Duftprofil (fruchtig-süßlich-aquatische Duschgelfrische) und zu der verwischten, schwülstig-ambrigen Würzigkeit eines 1 Million aufkommen.
Alles in allem ist dies ein sehr simpel gehaltener, reiner Funktionsduft, der die kühle und moderne Ästhetik des Porsche-Unternehmens bedient. Ohne Nuancen, ohne Seele. Er riecht frischsauber nach einem Geruchsbild, welches vertraut und massenkompatibel ist: Duschgel. Für eine solche Marke mit ihrer Marktposition sicherlich nicht verwerflich. Aber auch ohne jede Ambition.
Für Liebhaber*innen komplexer, künstlerischer Düfte ist diese Art sicherlich so etwas wie ein Antiparfum. Wenn man mit diesem Duftcharakter und einer unverhohlenen Designersynthetik allerdings kann, findet man aus meiner Sicht einen noch annehmbaren Vertreter, der seine Artifizialität - verglichen mit dem Status quo - fast erholsam zurückhaltend präsentiert.
Melozone, Cashmeran und eine diffus-pudrige Muskatwürzigkeit bestimmen etwa gleichberechtigt diesen linearen, durchdringend kühlen Aromachemie-Freshie.
Melozone, ein Riechstoff des amerikanischen Duftherstellungs-Giganten IFF wird als ozonisch, aldehydartig und nach Melone riechend beschrieben. Was passt. Er verströmt eine wässrige, mentholig-metallische, mäßig angesüßte, durchdringende, „gummibärchenhafte“ Duschgelfruchtigkeit, der ein zitrischer Grundton (Yuzu-ähnlich) inne wohnt.
Cashmeran, ebenfalls ein von IFF entwickelter synthetischer Duftstoff, wird oft als holzig-moschig (auch wenn er kein primärer Moschusduftstoff ist) charakterisiert, aber auch als würzig, fruchtig, balsamisch, chypre- und vanilleartig mit seidigweicher Textur. Er bildet hier die Basis und ich empfinde ihn als leicht schwülstig sowie undeutlich künstlich ambrigholzig-weichmoschig-süßlich. Mit dezenter Vanilleanmutung/Tonkasüße. Wie als wenn die genannten Aspekte zu einer angedickten, minimal unsauberen Masse verrührt wurden, die allen individuellen Ausdruck verschluckt. Hineinverschliert ist eine deutliche Muskatwürze, die durch die Einbindung pudrig-diffus erscheint und eine maskuline Konnotation erkennen lässt.
Die beiden letztgenannten Bestandteile verleihen dem Duft eine weiche Haptik und runden ihn. Die leicht dominierende „aquatische“ Fruchtnote trägt neben einer zurückgenommenen Fruchtigkeit eine unterkühlte Note mit sich, die mich an die „Eisbonbon“-Mentholigkeit des ‚Almost Transparent Blue‘ von A Lab on Fire erinnert. Mit ebenfalls metallischer Nuance. Überhaupt weisen beide Düfte viele Ähnlichkeiten auf. Sie konzentrieren sich auf eine prägnant zitrisch-wässrige, fast spiegelglatte, leicht süßliche Fruchtigkeit und versuchen diese so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Dies gelingt dem Almost Transparent Blue aus meiner Sicht überzeugender, da er keine so stark interferierenden Basisnoten wie der 180 Blue aufweist und auf eine ambrige Weichzeichnung komplett verzichtet. Er erscheint im Vergleich noch kühler, sauberer und dadurch distanzierter. Ihm fehlt zudem die Duschgelcharakteristik des Porsche-Dufts, die jenem eine eindeutige Designer-Formensprache verleiht. Beiden stark gemein ist ihre – trotz aller vollsynthetischen Bestandteile – relative Unaufdringlichkeit.
Wenn man sich die Arbeiten des verantwortlichen Parfumeurs Nicolas Beaulieu anschaut, so fallen vor allem seine Arbeiten für Paco Rabanne (u.a. Invictus) auf. Das erklärt, weshalb Assoziationen zu diesem Duftprofil (fruchtig-süßlich-aquatische Duschgelfrische) und zu der verwischten, schwülstig-ambrigen Würzigkeit eines 1 Million aufkommen.
Alles in allem ist dies ein sehr simpel gehaltener, reiner Funktionsduft, der die kühle und moderne Ästhetik des Porsche-Unternehmens bedient. Ohne Nuancen, ohne Seele. Er riecht frischsauber nach einem Geruchsbild, welches vertraut und massenkompatibel ist: Duschgel. Für eine solche Marke mit ihrer Marktposition sicherlich nicht verwerflich. Aber auch ohne jede Ambition.
Für Liebhaber*innen komplexer, künstlerischer Düfte ist diese Art sicherlich so etwas wie ein Antiparfum. Wenn man mit diesem Duftcharakter und einer unverhohlenen Designersynthetik allerdings kann, findet man aus meiner Sicht einen noch annehmbaren Vertreter, der seine Artifizialität - verglichen mit dem Status quo - fast erholsam zurückhaltend präsentiert.
20 Antworten
Immerhin geht es hier um einen recht generisch anmutenden Leichtverdaulichen.
Apropos Verdauung, bei dem Molekül Melozone muss ich an Melanzane denken. Ach, jetzt eine Parmigiana…
😅
Aber mal im Ernst, ich vermisse den Mut des Schöpfers, mit den vorhandenen Molekülen waghalsiger zu spielen.
Vielleicht kriegen wir irgendwann eine völlig verdrehte Duschgel-Variante mit Charakter!
Wie immer super gerne gelesen!
☺️