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Sehr hilfreiche Rezension
„He’s a sweet-talking sugar-coated candyman!“
„He’s a sweet-talking sugar-coated candyman!“
Christina Aguilera - Candyman (2009)
Wer? Dieser Candy hier?
Nein, der ist eher so eine Packung Macarons, Inhalt: 3 Stück. Oben Zitrone (so, wie dieser Guss, für den man Puderzucker mit Zitronensaft vermengt), sowas wie Karamell und zu guter Letzt Karamell.
Aber von vorne.
Wo war ich stehen geblieben?
Ach jaaaa, genau! Da WAR doch was!
Herzlich Willkommen, meine Damen und Herren, zu einer der neuesten Episoden „Tschajbukoshka und der Italiener“. Diesmal ist sie tatsächlich neu. Sie spielt sich ab im Frühling 2021, in dem Tschajbukoshka sich ihren treuen Begleiter für ebendiesen zurückerobert. Der große Candy L‘Eau Flakon ist leer, da muss dringend ein neuer her, denn wie für die Einen richtige Macarons ist für Tschajbukoshka, die immer noch ihren Winterspeck mit sich herumträgt und (noch) nicht unglücklich genug ist, ernsthaft zu diäten, der kleine Candyman unabdingbar, ein Dauerbrenner, der sie tatsächlich schon länger begleitet als Signor Il Herzensbrecher, genauer: seit 2016. Und Madame Verfressovitsch-Tschajbukoshka ist noch nicht satt, hat die Nase noch nicht voll, nein.
Es ist Frühling und den feiert sie jedes Jahr mit ihrem Candyman. Unbeschwert und leicht.
So auch heute.
Und heute... begegnet sie dem anderen Candyman.
Die wunderschönen Locken hat er glattgeföhnt, die Haare sind frisch geschnitten und an den Seiten rasiert, er kommt aus der Post und obwohl er noch immer seine OP-Maske trägt - und damit auf Anhieb jedes Doktorspiel-Cosplay gewinnen würde - ist auf den ersten Blick erkennbar:
Hier haben wir ein Zuckerstück vor uns.
CANDYMAN!
Tschajbukoshka sieht ihn und... hätte ihn beinahe mit ihrem Drahtesel überfahren, so überwältigt ist sie.
Freihändig fahrend, Musik hörend und absolut nichtsahnend kommt sie bei der Post an (im Übrigen, um ein getauschtes Parfum zu verschicken, haha) und hält gerade Ausschau nach einem freien Platz für ihr treues Gefährt, ihr Lieblingsfahrrad Charly (Scharliieee ausgesprochen, benannt nach Charly Gaul), als er zwischen zwei Autos auftaucht. Früh genug, um zu bremsen, aber niemals früh genug, um Tschajbukoshka auf den nächsten Herzinfarkt vorzubereiten.
„Es ist so lustig, wie das Schicksal ihn immer wieder vor deine Füße wirft!“, hört sie später am Tag eine Freundin sinnieren. Nein, ist es nicht.
Dieser Tag hatte so schön begonnen. Das Wetter ist toll, frühlingshaft, sonnig, zwar zu kalt für das, was Tschajbukoshka da trägt, aber dennoch wundervoll und leicht.
Tschajbukoshka, in eine zarte, für niemanden außer ihr selbst wahrnehmbare Duft- und Schutzhülle guter Laune mit Macarons eingepackt, die sie dem Candyman zu verdanken hat.
Der andere Candyman so: „Du kannst freihändig Rennrad fahren? Sto cazo!“ (Das werde ich nicht übersetzen, sorry.)
- „Mhmmmm. Ist auch nicht viel anders als Einrad, zumindest auf geraden Strecken.“
„Wie geht es dir?“
- „Tutto apposto, danke!“ (Das ist eine LÜGE!)
„Das freut mich! [Blablabla]... (Dann Stille. Tschajbukoshka bemüht sich, Haltung zu bewahren und zu lächeln.) Du... Was ich noch sagen wollte... Es tut mir leid, dass ich neulich auf deine Einladung nicht mehr geantwortet habe. Es tut mir leid, ich habe es dir versprochen und ich bin dir so viel schuldig. Wir wissen beide, dass es dir nicht um meine Hilfe bei deinem Projekt ging. Das geht einfach nicht.“
- (Tschajbukoshka lächelt halbwegs überzeugend und versucht, die gute Laune von vorhin wieder zu beschwören.) „Ich verstehe.“ (Nein, tut sie nicht. Aber welchen Unterschied macht das schon?)
Signor, der seinem Namen auch heute wieder alle Ehre macht, breitet die Arme aus und gibt Tschajbukoshka einen Kuss auf ihr mit größter Mühe hoch erhobenes Haupt(haar). Er atmet tief ein, das riecht förmlich nach Abschied. „Du schaffst das. Ich habe großen Respekt vor dir und du bist mir viel mehr wert als das.“
Sekunden vergehen wie Minuten, Minuten wie Stunden. Diesen einen Moment hätte Tschajbukoshka gerne eingefangen und noch etwas länger behalten.
Aber wie es eben so ist, hat alles Schöne ein Ende. Candymans sind eben nicht für die Ewigkeit bestimmt. Aber, wenn sich ihre Wege dann doch wieder kreuzen, wird Tschajbukoshkas Herz wieder vor Freude Purzelbäume schlagen, aussetzen und sie sich unglaublich leicht fühlen lassen, zumindest für einen Moment. Und ein Moment kann gut und gerne mal vier Stunden anhalten.
Sie geht nach Hause und stellt den anderen Candyman in den Schrank.
Vier Stunden dauert(e) dieses Vergnügen an. Schön anzusehen ist er auch.
Was bleibt noch zu sagen?
Der Flakonkopf, man möge ihn nicht aus lauter Verzweiflung abreißen, ist er doch formvollendet und schön, der ein bisschen wie ein Pilz oder ein Regenschirm anmutet, ist beim kleinen Flakon besser gemacht, denn unter dem Schirm dort, der eigentlich ein Deckel ist, befindet sich ein Sprühknopf. Beim großen ist die Konstruktion nicht sooo stabil, jedenfalls ist er bei der schusseligen Tschajbukoshka öfters mal abgefallen. Eventuell, weil der Flakon mal runtergefallen ist, sie erinnert sich nicht mehr. Sie versucht, zu vergessen und die Laune des Morgens wieder heraufzubeschwören.
„Und es ist, es ist okay
Alles auf dem Weg
Und es ist Sonnenzeit
Unbeschwert und frei!
Und der Mensch heißt Mensch
Weil er vergisst
Weil er verdrängt
Und weil er schwärmt und stählt
Weil er wärmt, wenn er erzählt
Und weil er lacht
Weil er lebt
Du fehlst!“
- Herbert Grönemeyer: Mensch (2002)
Bis zum nächsten Frühling und zur nächsten Begegnung mit dem Candyman!
Entschuldigt, ich meine natürlich: dem Italiener.
Christina Aguilera - Candyman (2009)
Wer? Dieser Candy hier?
Nein, der ist eher so eine Packung Macarons, Inhalt: 3 Stück. Oben Zitrone (so, wie dieser Guss, für den man Puderzucker mit Zitronensaft vermengt), sowas wie Karamell und zu guter Letzt Karamell.
Aber von vorne.
Wo war ich stehen geblieben?
Ach jaaaa, genau! Da WAR doch was!
Herzlich Willkommen, meine Damen und Herren, zu einer der neuesten Episoden „Tschajbukoshka und der Italiener“. Diesmal ist sie tatsächlich neu. Sie spielt sich ab im Frühling 2021, in dem Tschajbukoshka sich ihren treuen Begleiter für ebendiesen zurückerobert. Der große Candy L‘Eau Flakon ist leer, da muss dringend ein neuer her, denn wie für die Einen richtige Macarons ist für Tschajbukoshka, die immer noch ihren Winterspeck mit sich herumträgt und (noch) nicht unglücklich genug ist, ernsthaft zu diäten, der kleine Candyman unabdingbar, ein Dauerbrenner, der sie tatsächlich schon länger begleitet als Signor Il Herzensbrecher, genauer: seit 2016. Und Madame Verfressovitsch-Tschajbukoshka ist noch nicht satt, hat die Nase noch nicht voll, nein.
Es ist Frühling und den feiert sie jedes Jahr mit ihrem Candyman. Unbeschwert und leicht.
So auch heute.
Und heute... begegnet sie dem anderen Candyman.
Die wunderschönen Locken hat er glattgeföhnt, die Haare sind frisch geschnitten und an den Seiten rasiert, er kommt aus der Post und obwohl er noch immer seine OP-Maske trägt - und damit auf Anhieb jedes Doktorspiel-Cosplay gewinnen würde - ist auf den ersten Blick erkennbar:
Hier haben wir ein Zuckerstück vor uns.
CANDYMAN!
Tschajbukoshka sieht ihn und... hätte ihn beinahe mit ihrem Drahtesel überfahren, so überwältigt ist sie.
Freihändig fahrend, Musik hörend und absolut nichtsahnend kommt sie bei der Post an (im Übrigen, um ein getauschtes Parfum zu verschicken, haha) und hält gerade Ausschau nach einem freien Platz für ihr treues Gefährt, ihr Lieblingsfahrrad Charly (Scharliieee ausgesprochen, benannt nach Charly Gaul), als er zwischen zwei Autos auftaucht. Früh genug, um zu bremsen, aber niemals früh genug, um Tschajbukoshka auf den nächsten Herzinfarkt vorzubereiten.
„Es ist so lustig, wie das Schicksal ihn immer wieder vor deine Füße wirft!“, hört sie später am Tag eine Freundin sinnieren. Nein, ist es nicht.
Dieser Tag hatte so schön begonnen. Das Wetter ist toll, frühlingshaft, sonnig, zwar zu kalt für das, was Tschajbukoshka da trägt, aber dennoch wundervoll und leicht.
Tschajbukoshka, in eine zarte, für niemanden außer ihr selbst wahrnehmbare Duft- und Schutzhülle guter Laune mit Macarons eingepackt, die sie dem Candyman zu verdanken hat.
Der andere Candyman so: „Du kannst freihändig Rennrad fahren? Sto cazo!“ (Das werde ich nicht übersetzen, sorry.)
- „Mhmmmm. Ist auch nicht viel anders als Einrad, zumindest auf geraden Strecken.“
„Wie geht es dir?“
- „Tutto apposto, danke!“ (Das ist eine LÜGE!)
„Das freut mich! [Blablabla]... (Dann Stille. Tschajbukoshka bemüht sich, Haltung zu bewahren und zu lächeln.) Du... Was ich noch sagen wollte... Es tut mir leid, dass ich neulich auf deine Einladung nicht mehr geantwortet habe. Es tut mir leid, ich habe es dir versprochen und ich bin dir so viel schuldig. Wir wissen beide, dass es dir nicht um meine Hilfe bei deinem Projekt ging. Das geht einfach nicht.“
- (Tschajbukoshka lächelt halbwegs überzeugend und versucht, die gute Laune von vorhin wieder zu beschwören.) „Ich verstehe.“ (Nein, tut sie nicht. Aber welchen Unterschied macht das schon?)
Signor, der seinem Namen auch heute wieder alle Ehre macht, breitet die Arme aus und gibt Tschajbukoshka einen Kuss auf ihr mit größter Mühe hoch erhobenes Haupt(haar). Er atmet tief ein, das riecht förmlich nach Abschied. „Du schaffst das. Ich habe großen Respekt vor dir und du bist mir viel mehr wert als das.“
Sekunden vergehen wie Minuten, Minuten wie Stunden. Diesen einen Moment hätte Tschajbukoshka gerne eingefangen und noch etwas länger behalten.
Aber wie es eben so ist, hat alles Schöne ein Ende. Candymans sind eben nicht für die Ewigkeit bestimmt. Aber, wenn sich ihre Wege dann doch wieder kreuzen, wird Tschajbukoshkas Herz wieder vor Freude Purzelbäume schlagen, aussetzen und sie sich unglaublich leicht fühlen lassen, zumindest für einen Moment. Und ein Moment kann gut und gerne mal vier Stunden anhalten.
Sie geht nach Hause und stellt den anderen Candyman in den Schrank.
Vier Stunden dauert(e) dieses Vergnügen an. Schön anzusehen ist er auch.
Was bleibt noch zu sagen?
Der Flakonkopf, man möge ihn nicht aus lauter Verzweiflung abreißen, ist er doch formvollendet und schön, der ein bisschen wie ein Pilz oder ein Regenschirm anmutet, ist beim kleinen Flakon besser gemacht, denn unter dem Schirm dort, der eigentlich ein Deckel ist, befindet sich ein Sprühknopf. Beim großen ist die Konstruktion nicht sooo stabil, jedenfalls ist er bei der schusseligen Tschajbukoshka öfters mal abgefallen. Eventuell, weil der Flakon mal runtergefallen ist, sie erinnert sich nicht mehr. Sie versucht, zu vergessen und die Laune des Morgens wieder heraufzubeschwören.
„Und es ist, es ist okay
Alles auf dem Weg
Und es ist Sonnenzeit
Unbeschwert und frei!
Und der Mensch heißt Mensch
Weil er vergisst
Weil er verdrängt
Und weil er schwärmt und stählt
Weil er wärmt, wenn er erzählt
Und weil er lacht
Weil er lebt
Du fehlst!“
- Herbert Grönemeyer: Mensch (2002)
Bis zum nächsten Frühling und zur nächsten Begegnung mit dem Candyman!
Entschuldigt, ich meine natürlich: dem Italiener.
6 Antworten
Clarabella vor 11 Monaten
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So schön deine Geschichte!
Poesiefanny vor 4 Jahren
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Solche Candyman-Episoden sind genau das, was Tschaibabushka später mal ihren pubertierenden Enkelkindern am prasselnden Kamin erzählt, wenn sie ein glückliches langes Leben mit einem netten Normalo verbracht hat - dafür sind die süßen Candymen mit ihrem unverbindlichen Blabla ja da. Wenn die alt werden und so bleiben, werden sie höllisch anstrengend. Dramaqueen kann Frau selber am besten sein, wenn sie mit einem Nicht-Dramo zusammenlebt:-) der ihr den Rücken freihält und ein Stabilo ist .
Lenka85 vor 5 Jahren
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Hach... ich leide ein bisschen mit dir mit und denke der Candyman im Flakon ist wohl der treuere Begleiter ;-)
Alysande vor 5 Jahren
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Ein herrlicher und herziger und luftiger und lustiger Kommentar! Am Ende habe ich mitgesungen...
Pollita vor 5 Jahren
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Das tut mir so leid für Dich meine Liebe. Wir kennen das ja alle, oder nicht?
Behmi vor 5 Jahren
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Schöner hätten der Candyman und die Songtexte und deine Geschichte nicht den Morgen versüßen können ,ganz ganz lieben Dank!

