Kraftstoff Rammstein 2025

Rammstein und Provokation waren einst.
Heute ist ihre Duftlinie gut massentauglich geworden, die Grenzen des Verstörenden sind längst erreicht worden.
Umso mehr wunderten mich die anfänglichen Hinweise hier im Forum auf den Duft, das Wort kontrovers erschien ja fast wie ein Werbebanner.

Bei all den lieben Zutaten doch so polarisierend?
Selbst der Name, abgesehen vom deutschen KRRRR und FFFFF nach Rammstein-Aussprache, wirkt doch recht alltagstauglich.
Und, oh Wunder, ist es auch.

Der Flakon ist stets im Gleichklang der Reihe gestaltet worden, der nervige Plastikdeckel auch.
Aber man bekommt einen ordentlichen Sprühstoß der Soße beim Drücken ab.

Zisch!

Ich würde jetzt gerne in Fraktur weiterschreiben, aber der Kalauer ist mächtig abgelutscht.

Also, wo bleibt der Duft?

Ich erhalte zunächst eine recht alkoholisch neutrale Eröffnung, so, als würde die Formel erst mit meiner Haut chemisch reagieren müssen.

Dann kommen sehr sehr vage die ersten zitrischen Noten hervor.

Spätestens an dieser Stelle merke ich, dass man Sonnenenergie in flüssigen Kraftstoff umgewandelt hat.
Denn es riecht, wen wundert es, recht iberisch sonnendurchflutet zitrisch, aber nicht nach Reinigungsmittel.
(Hmm, vielleicht der nächste Gag der Marke. RRRein!)

Es ist eine ausgewogene Mischung der tatsächlich gelisteten Zitrusfrüchte, nicht mehr, nicht weniger.
Der Ingwer gibt noch diese schöne Schärfe ab.

Dann lange lange nichts mehr an Entwicklung.

Ungefähr eine gute halbe Stunde später meldet sich ein cremiger Moschus, der mich an die 1970er Kreationen von Jovan denken lässt.
Etwas dumpf, leicht schwitzig, körperwarm mit einer Hautnote an Schmuddel.

Ah ja, die Umwandlung der Sonnenenergie in Zitruskraft, dann in körperverdaute Kalorien und schließlich in Körperwärme haut hin.
Aber ich vermute mal, dass der gute Till uns hier nicht gerade mit biophysikalischen Refrains zudrrrröhnen möchte.

Was mich schon etwas enttäuscht, weil gelungen und leider leider super leise dosiert, ist die Zusammenstellung von Ledernoten und Johannisbeere.
Das könnte eventuell der nächste große Schrei werden bei entsprechender Weiterentwicklung, Himbeere und Kirsche hatten wir schon zur Genüge.

Diese säuerlich fruchtige Note passt sehr gut zum Leder, welches hier vermutlich mit den modischen Molekülen des Patchouli und Labdanum nachempfunden wird.
Akigalawood?
Werrr weiß!

Die Rosengeranie dürfte auf jeden Fall als Verstärkung drinnen sein, ist aber durch die erneute Erfrischung an Neroli kaum auszumachen.
Floral schon, aber eher als Gesamtkonzept.

Besagte Ledernote wird leicht holzig und abgerundet gestaltet, das gute alte Iso-E-Super leistet wohl gute Dienste.
Klingt hier passend zur Zapfsäule, wer hätte das gedacht.

Vom Amber merke ich recht wenig zum Glück, sonst wäre der Duft in eine recht süßliche Richtung abgebogen.
Es dient quasi als weitere Abfederung des Holzigen.

Jau, das war es auch schon.
Der Hauptverlauf wird ein Zusammenspiel von körperlichem Moschus und recht frisch zitrischen Noten mit blumigem Beigeschmack sein.
Der leise Kontrapunkt, diese schöne Kombi Leder Johannisbeere, ist zwar da, aber eher in der zweiten Reihe. Schade an dieser Stelle.
Erst gegen Ende zeigt sich die schöne Seite der Basis.
Und ja, Akigalawood ist, wohl interpretiert, recht angenehm. Sollte dieses Molekül verwendet worden zu sein.

Was die H/S betrifft, so bleibt der Duft lange riechbar, gute acht Stunden. Die Duftaura hingegen ist nach kurzer Zeit recht körpernah.

Also, ich bin im Grunde zufrieden mit diesem Frischling, was wohl auch die Absicht der Nase dahinter sein soll.
Kein Kopfzerbrechen, keine schrille Nummer, einfach mal frisch und körperbetont riechen.

Ich bin gespannt, wann der Duft Lederriemen der Marke rauskommt.
Damit lockt man mich blind!

Hähähä mit deutschem Ä.