18.10.2020 - 06:14 Uhr
Kovex
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Kovex
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Schubladendenken - Endstation
Ich mag schwierige Düfte. Düfte, die das breite Spektrum der Empfindungen die sie auslösen nicht gleich Preis geben wollen. Düfte die man sich erarbeiten muss. Die von Mal zu Mal neue Facetten zeigen, zwischen den Polen changieren und herausfordern. Die mir zuzurufen scheinen: ich offenbare meine Qualitäten erst, wenn Du mich besser kennengelernt hast. Gemeinsam ist diesen Parfüms bei mir meist das Unbekannte, noch nie zuvor Gerochene. Dabei ist die Spannbreite des ersten Eindrucks enorm groß. So löst nicht jeder dieser Düfte unbedingt das Verlangen aus, ihn ein zweites Mal testen zu wollen.
Tambour Sacré startet ganz anders als die angegebenen Kopfnoten es vermuten lassen. Da ich Düfte gerne in Farben kategorisiere, spiegelt der Inhalt des Flakons bzw. dessen Farbe genau das wider was ich rieche: Braun, hier bitter, sperrig und völlig ungewohnt. Das Schubladen-Denken endet hier bereits, denn mir fällt keine Duftnote ein, die verantworten könnte, was ich rieche. Was bei den ersten Tests möglicherweise noch verstörend wirkte, entpuppt sich nach mehrmaligen Tragen zu dem Verlangen es immer wieder haben zu wollen und erinnert mich an Situationen im Leben, die man nicht sehen möchte, nicht erleben möchte und dennoch fasziniert immer wieder hinstarren muss, obwohl man es nicht will.
Ich verstehe, wenn der Duft zunächst abschreckend auf den einen oder anderen wirkt. Der Ekelreflex ist schließlich im limbischen System unseres Gehirns angelegt. Dort wo auch Emotionen und Triebe verarbeitet werden. Dort wo uns Düfte berühren oder anwidern können. Ist der Geruch mit einer Erinnerung verknüpft, kann dies schnell zu einer nicht mehr neutralen Empfindung führen, die den Versuch einer objektiven Beurteilung des Duftes entgegen wirkt. Tambour Sacré jedoch wirkt so neu auf mich, dass ich mich völlig unbeeinflusst auf ihn einlassen kann.
Das Bittere verläuft ganz sacht und behutsam im Laufe der ersten halben Stunde und gibt den Raum frei für eine hellbraune ungesüßte Mokka-Note die den Duft in den nächsten Stunden bestimmen wird. Hier differenziere ich klar zwischen dunklem schwarzen Kaffee und dieser ungezuckerten Mokka-Note hier, die den bitteren Beginn gekonnt in sich aufnimmt, abrundet und geschmeidiger macht. Vergleiche zu anderen authentischen Kaffee-Düften wie zum Beispiel Awake von Akro oder Mancera´s Aoud Café bieten sich hier kaum an, denn während die vorgenannten eher an Lebensmittel, um genau zu sein, an gezuckerten Instant-Kaffee erinnern, entzieht sich Tambour Sacré dieser Kategorisierung und möchte mit natürlich wirkendenden, aber nicht all zu präsenten Kaffeearomen punkten, die jenseits der Assoziation zu einem Heißgetränk liegen.
Dies mag auch der Tuberose geschuldet sein, die hier allenfalls in homöopathischer Dosierung in Erscheinung tritt und dem Duft mehr Tiefe und Volumen verleiht. Eine leichte Fleischigkeit, der aber die typischen blumigen Noten der Tuberose entzogen wurden, steuert ein wenig Animalik bei, welche dem Duft zusätzliche Spannung verleiht. Hier ist sie dann auch wieder: die Faszination des Unbekannten, das Verlangen diese neuen Dufteindrücke zu verarbeiten, einzusortieren, in Schubladen zu stecken. Aber es mag nicht gelingen, Tambour Sacré passt in keine Schublade.
Im Laufe der nächsten Stunden wird es sukzessive gefälliger, wärmer und milder. Eine winzige Prise Zimt und eine allenfalls angedeutete Süße schleichen sich kaum merklich ein. Helle trockene Hölzer, angedeutet nur, denn das Aroma der ebenfalls hell gerösteten Kaffeebohnen bleibt für mich über lange Zeit erhalten.
Der Flakon ist jenes schlichte und gängige Modell, welches von vielen kleineren Nischen-Marken verwendet wird und sich lediglich durch den Deckel unterscheidet. Ein schönes Detail ist die Umverpackung aus zwei Iroko-Holz-Schalen, welches recht selten ist und nur im tropischen Teil Afrikas, unter anderem in Äthiopien zu finden ist (der Hersteller versichert, dass es ausschließlich aus recyceltem Holz hergestellt wurde).
Tambour Sacré – die heiligen Trommeln Äthiopiens sind es auch, die uns Cristiano Canali mit seinem Duft näher bringen will. Ein Land voller fremdartiger Gerüche von Gewürzen und Hölzern, deren Rauch sich von dem hiesigen Duft verbrannten Holzes unterscheidet, Nuancen hinzufügt, die Sinneseindrücke neu justiert.
Wer hätte gedacht, dass sich Tambour Sacré zunehmend versöhnlicher zeigt, und nach vielen Stunden noch gut wahrnehmbar auch eine sinnliche Seite offenbart, die aber immer noch etwas Andersartiges in sich trägt, als würde man das Bett mit einem fremden Menschen teilen.
Das ist aufregend, wenngleich es schon wieder gelüstet nachzusprühen, um diese herrlich bitteren ersten Minuten zu genießen. Nein, Tambour Sacré ist nicht einfach und in eine meiner Schubladen passt es schon mal gar nicht. Was bleibt, ist die Faszination des Unbekannten und das Wissen darum einen Duft gefunden zu haben, der jenseits des gängigen Duftgeschmacks liegt.
Tambour Sacré startet ganz anders als die angegebenen Kopfnoten es vermuten lassen. Da ich Düfte gerne in Farben kategorisiere, spiegelt der Inhalt des Flakons bzw. dessen Farbe genau das wider was ich rieche: Braun, hier bitter, sperrig und völlig ungewohnt. Das Schubladen-Denken endet hier bereits, denn mir fällt keine Duftnote ein, die verantworten könnte, was ich rieche. Was bei den ersten Tests möglicherweise noch verstörend wirkte, entpuppt sich nach mehrmaligen Tragen zu dem Verlangen es immer wieder haben zu wollen und erinnert mich an Situationen im Leben, die man nicht sehen möchte, nicht erleben möchte und dennoch fasziniert immer wieder hinstarren muss, obwohl man es nicht will.
Ich verstehe, wenn der Duft zunächst abschreckend auf den einen oder anderen wirkt. Der Ekelreflex ist schließlich im limbischen System unseres Gehirns angelegt. Dort wo auch Emotionen und Triebe verarbeitet werden. Dort wo uns Düfte berühren oder anwidern können. Ist der Geruch mit einer Erinnerung verknüpft, kann dies schnell zu einer nicht mehr neutralen Empfindung führen, die den Versuch einer objektiven Beurteilung des Duftes entgegen wirkt. Tambour Sacré jedoch wirkt so neu auf mich, dass ich mich völlig unbeeinflusst auf ihn einlassen kann.
Das Bittere verläuft ganz sacht und behutsam im Laufe der ersten halben Stunde und gibt den Raum frei für eine hellbraune ungesüßte Mokka-Note die den Duft in den nächsten Stunden bestimmen wird. Hier differenziere ich klar zwischen dunklem schwarzen Kaffee und dieser ungezuckerten Mokka-Note hier, die den bitteren Beginn gekonnt in sich aufnimmt, abrundet und geschmeidiger macht. Vergleiche zu anderen authentischen Kaffee-Düften wie zum Beispiel Awake von Akro oder Mancera´s Aoud Café bieten sich hier kaum an, denn während die vorgenannten eher an Lebensmittel, um genau zu sein, an gezuckerten Instant-Kaffee erinnern, entzieht sich Tambour Sacré dieser Kategorisierung und möchte mit natürlich wirkendenden, aber nicht all zu präsenten Kaffeearomen punkten, die jenseits der Assoziation zu einem Heißgetränk liegen.
Dies mag auch der Tuberose geschuldet sein, die hier allenfalls in homöopathischer Dosierung in Erscheinung tritt und dem Duft mehr Tiefe und Volumen verleiht. Eine leichte Fleischigkeit, der aber die typischen blumigen Noten der Tuberose entzogen wurden, steuert ein wenig Animalik bei, welche dem Duft zusätzliche Spannung verleiht. Hier ist sie dann auch wieder: die Faszination des Unbekannten, das Verlangen diese neuen Dufteindrücke zu verarbeiten, einzusortieren, in Schubladen zu stecken. Aber es mag nicht gelingen, Tambour Sacré passt in keine Schublade.
Im Laufe der nächsten Stunden wird es sukzessive gefälliger, wärmer und milder. Eine winzige Prise Zimt und eine allenfalls angedeutete Süße schleichen sich kaum merklich ein. Helle trockene Hölzer, angedeutet nur, denn das Aroma der ebenfalls hell gerösteten Kaffeebohnen bleibt für mich über lange Zeit erhalten.
Der Flakon ist jenes schlichte und gängige Modell, welches von vielen kleineren Nischen-Marken verwendet wird und sich lediglich durch den Deckel unterscheidet. Ein schönes Detail ist die Umverpackung aus zwei Iroko-Holz-Schalen, welches recht selten ist und nur im tropischen Teil Afrikas, unter anderem in Äthiopien zu finden ist (der Hersteller versichert, dass es ausschließlich aus recyceltem Holz hergestellt wurde).
Tambour Sacré – die heiligen Trommeln Äthiopiens sind es auch, die uns Cristiano Canali mit seinem Duft näher bringen will. Ein Land voller fremdartiger Gerüche von Gewürzen und Hölzern, deren Rauch sich von dem hiesigen Duft verbrannten Holzes unterscheidet, Nuancen hinzufügt, die Sinneseindrücke neu justiert.
Wer hätte gedacht, dass sich Tambour Sacré zunehmend versöhnlicher zeigt, und nach vielen Stunden noch gut wahrnehmbar auch eine sinnliche Seite offenbart, die aber immer noch etwas Andersartiges in sich trägt, als würde man das Bett mit einem fremden Menschen teilen.
Das ist aufregend, wenngleich es schon wieder gelüstet nachzusprühen, um diese herrlich bitteren ersten Minuten zu genießen. Nein, Tambour Sacré ist nicht einfach und in eine meiner Schubladen passt es schon mal gar nicht. Was bleibt, ist die Faszination des Unbekannten und das Wissen darum einen Duft gefunden zu haben, der jenseits des gängigen Duftgeschmacks liegt.
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