02.07.2025 - 12:32 Uhr

ElAttarine
82 Rezensionen

ElAttarine
Top Rezension
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Memory Flashbacks am Strand
Schön ist es hier am Strand. Was machen diese Menschen hier? Sie reiben sich mit duftenden Ölen ein, der Geruch von Kokos, Sonnencreme und ihrer salzigen Haut mischt sich angenehm in der milden Brise… Ich bin so müde. So lange war ich unterwegs. Hier kann ich mich endlich ausruhen. Wenn mir die Augen zufallen, sehe ich grün-orange schillernde herbe Mandarinen aus dem Weltraum auf mich zufliegen, irgendwie entspringen sie aus Astronautenhelmen aus Plastik… In meinen Träumen gleite ich nach Zentralasien und China, wo der Duft fruchtig- ledriger Osmanthusblüten sich mit dem rauchigen Aroma aus großen Behältern mit Gunpowder-Tee vermischt und in wechselnden Fäden an mir vorbeizieht. Ich möchte einfach nur ruhen, aber mit meinen geschlossenen Augen sehe ich, wie hinter den Menschen mit der Sonnencreme fleischig-ledrige Räucherpfirsiche flackern, und auch der Rauchgeruch der im Krieg verbrannten Orte ist nicht weg, er hängt noch in meiner Nase und meinen Nerven. All die Erinnerungen an die überstandenen Reisen. Wo bin ich hier? Wer bin ich? Hyperion? Marco Polo? Odysseus?
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Dieser Duft hätte mich von manchen der Noten her (Kokos! Tee, Osmanthus) gar nicht besonders interessiert, aber er ist ja von Rubini und schon deswegen testenswert, und jetzt schleicht er sich hier so einfach tief in mein Herz und meine Gedanken. Das Team Rubini/Canali schafft es hier, das Stereotyp der Strandidylle (Beach/ Sonnencreme/ Ausruhen/ Entspannen) gerade so weit aufzurufen, dass das Bild funktioniert, um es dann zugleich hintergründig mit raffinierten Durchkreuzungen anzureichern.
Gleich den schön herb-fruchtigen grün-orangenen Mandarinen im Auftakt haftet nach kurzer Zeit etwas vom haustypischen leichten Plastikgeruch an, Mandarinen im Raumanzug also, was sie für mich die Verbindung zu Raumfahrt und Rubinis „Hyperion“ sein lässt. Und in der weiteren Duftentwicklung gibt es dann mehrere Schichten, die einander immer wieder neu überlagern: Da ist die Schicht, die zum Beachduftklischee gehört: Sonnencreme und Kokos. Die ist durchaus vorhanden, wird aber durch die anderen Aspekte gekontert: zunächst fruchtig-ledriger Osmanthus, der (vermutlich zusammen mit dem Moschus) den Pfirsichnoten etwas besonders Körperliches gibt; dann die Rauchnoten des grünen Tees, für mich ganz klar Gunpowder - so riecht es, wenn ich meine Gunpowder-Dose öffne -, die aber zusammen mit Champaka hell und süßlich bleiben. Mit diesen Aspekten erzählt mir der Duft von Marco Polos Asienreisen und führt über die rauchigen Noten auch noch zu Odysseus, der tief schlafend und erschöpft am Strand von Ithaka an Land gesetzt wird, nachdem er auf all seinen Fahrten seine posttraumatische Belastungsstörung durch seine Kriegserlebnisse mitgeschleppt hat. Idyll ja, aber mit jeder Menge Erinnerungs-Flashbacks.
Insofern ist auch der Text auf der Homepage, der Duft ehre die Harmonie nach überstandenem Sturm oder überstandener Reise, ein bisschen hinterlistig, denn in dieser Harmonie (oder „Idylle“) sind zumindest noch die Reste von Hyperions Spacetravel oder Odysseus‘ Seereisen mit rauchend hinterlassenen Schlachtfeldern spürbar anwesend.
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Dieser Duft hätte mich von manchen der Noten her (Kokos! Tee, Osmanthus) gar nicht besonders interessiert, aber er ist ja von Rubini und schon deswegen testenswert, und jetzt schleicht er sich hier so einfach tief in mein Herz und meine Gedanken. Das Team Rubini/Canali schafft es hier, das Stereotyp der Strandidylle (Beach/ Sonnencreme/ Ausruhen/ Entspannen) gerade so weit aufzurufen, dass das Bild funktioniert, um es dann zugleich hintergründig mit raffinierten Durchkreuzungen anzureichern.
Gleich den schön herb-fruchtigen grün-orangenen Mandarinen im Auftakt haftet nach kurzer Zeit etwas vom haustypischen leichten Plastikgeruch an, Mandarinen im Raumanzug also, was sie für mich die Verbindung zu Raumfahrt und Rubinis „Hyperion“ sein lässt. Und in der weiteren Duftentwicklung gibt es dann mehrere Schichten, die einander immer wieder neu überlagern: Da ist die Schicht, die zum Beachduftklischee gehört: Sonnencreme und Kokos. Die ist durchaus vorhanden, wird aber durch die anderen Aspekte gekontert: zunächst fruchtig-ledriger Osmanthus, der (vermutlich zusammen mit dem Moschus) den Pfirsichnoten etwas besonders Körperliches gibt; dann die Rauchnoten des grünen Tees, für mich ganz klar Gunpowder - so riecht es, wenn ich meine Gunpowder-Dose öffne -, die aber zusammen mit Champaka hell und süßlich bleiben. Mit diesen Aspekten erzählt mir der Duft von Marco Polos Asienreisen und führt über die rauchigen Noten auch noch zu Odysseus, der tief schlafend und erschöpft am Strand von Ithaka an Land gesetzt wird, nachdem er auf all seinen Fahrten seine posttraumatische Belastungsstörung durch seine Kriegserlebnisse mitgeschleppt hat. Idyll ja, aber mit jeder Menge Erinnerungs-Flashbacks.
Insofern ist auch der Text auf der Homepage, der Duft ehre die Harmonie nach überstandenem Sturm oder überstandener Reise, ein bisschen hinterlistig, denn in dieser Harmonie (oder „Idylle“) sind zumindest noch die Reste von Hyperions Spacetravel oder Odysseus‘ Seereisen mit rauchend hinterlassenen Schlachtfeldern spürbar anwesend.
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