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Top Rezension
Das hat die Welt noch nicht gesehen
17.12.16, 19:34 Uhr, 4°C, Hansastraße 24. Dunkelblauer Mantel, schwarze Strumpfhose, nachtblaue Tasche, braune Stiefel, verschwitztes Gemüt, geduschte Haut, dampfender Atem. Kein Sex der Geschlechtsteile, aber doch Sex der Leiber, tanzender Leiber. Ein Paralleluniversum in diesem provisorischen Studio, Amateure auf der Spitze ihrer Füße und emotionalen Leistung. Kampf mit Balance und gegen Schwerkraft, für Ästhetik und gegen Erschöpfung. Seit 3 Jahren versuchte ich mich schon im Tanzen, seit einem ging ich durch die Hölle. Er gefiel mir von Anfang an, ich ihm offenbar erst später, dafür dann aber mit doppelter Intensität. Er wollte mich, vielleicht leidenschaftlicher als diese andere Frau, aber wohl nicht so beständig. Ich hab es akzeptiert, hab viel geweint, wenig gegessen, mäßig geschlafen. Ich kam mir so eigenartig vor, entkoppelt von meiner Selbst, wie ein Roboter, der funktioniert weil er's muss, um anderer Leute willen, nicht für sich selbst. L'amour pour l'amour, moi-même pour le toi. Ich hatte in dieser Zeit nur einen Wunsch, und dieser Wunsch warst nicht mal du. Ich wollte endlich wieder sehen können, eine Perspektive die nicht nach dir benannt war.
Erst als ich meine Wege verlassen hatte, konnte ich auch dich verlassen und mit dir diese Abgründigkeit. Du hast all das weggesteckt wie einen alten 5 Euro-Schein, ich wie eine schwere Niederlage.
Fast zwei Jahre später sitze ich hier, deinen Brief vor mir mit der Bitte um ein Wiedersehen. Ich habe nichts mehr von dir, nicht einmal das uralte Passbild, das ich dir abgeluchst hatte. Ich muss trotzdem nicht lange denken, um mich an all das, was wir (nicht) waren zu erinnern. Und was waren wir? Nun, wir waren viel Ballett, gemeinsame Abende in deiner Küche, Abgründigkeit, Verliebtheit, Hoffnung, Verzweiflung, Schaumbäder und brennende Haare, Tränen, Ignoranz, Leidenschaft, arabische Restaurants und spanische Musik, und viel zu viel Angst.
Du warst eine Gewitterwolke, und ich war ein Parfüm. Du warst Égoïste und ich war Arabesque. Nicht, dass es für dich wichtig gewesen wäre; du wusstest nicht mal, welchen Duft ich trage. Aber ich wusste es. Ich stand in deinem Badezimmer und benebelte mich mit deinem Duftwasser, besorgte mir selbst eine Flasche, um die etlichen Ungewissheiten wegzusprühen. Und immer wenn ich wollte, dass ich dich nicht mehr wollte, griff ich zu Arabesque. Weil ich mich schön fühlte damit, weil ich selbstsicherer war, und vor allem, weil es mich getröstet hat, ein bisschen Wärme in den Haaren zu haben in unserer abgekühlten Romanze. Ich spürte kalte Abendluft und warmen Zimt, klare Sinne in beschwipster Pflaume, fade Einsamkeit mit würzigem Tabak. Es hat meine Nächte ein bisschen zärtlicher, meine Tage ein bisschen wohliger gemacht. Ja, dieser Duft hat mich abgelenkt von dem deinen. Ich konnte besser entspannen, sogar meditieren, und mal wieder auf mich selbst besinnt sein. Viele Badewannenfüllungen und gute Bücher später hab ich dann angefangen aufzuhören auf dich zu warten. Irgendwann war der Duft dann leer und mit ihm meine Gefühle für dich. Nachbestellt hab ich ihn nie, obwohl ich ihn sehr mochte.
Nun halte ich deinen Brief in meinen Händen, eindeutig, das ist Égoïste. Ich werde dir antworten, um der alten Zeiten willen. Doch vorher gönn ich mir ne Flasche Arabesque - und zwar um meinetwillen.
Erst als ich meine Wege verlassen hatte, konnte ich auch dich verlassen und mit dir diese Abgründigkeit. Du hast all das weggesteckt wie einen alten 5 Euro-Schein, ich wie eine schwere Niederlage.
Fast zwei Jahre später sitze ich hier, deinen Brief vor mir mit der Bitte um ein Wiedersehen. Ich habe nichts mehr von dir, nicht einmal das uralte Passbild, das ich dir abgeluchst hatte. Ich muss trotzdem nicht lange denken, um mich an all das, was wir (nicht) waren zu erinnern. Und was waren wir? Nun, wir waren viel Ballett, gemeinsame Abende in deiner Küche, Abgründigkeit, Verliebtheit, Hoffnung, Verzweiflung, Schaumbäder und brennende Haare, Tränen, Ignoranz, Leidenschaft, arabische Restaurants und spanische Musik, und viel zu viel Angst.
Du warst eine Gewitterwolke, und ich war ein Parfüm. Du warst Égoïste und ich war Arabesque. Nicht, dass es für dich wichtig gewesen wäre; du wusstest nicht mal, welchen Duft ich trage. Aber ich wusste es. Ich stand in deinem Badezimmer und benebelte mich mit deinem Duftwasser, besorgte mir selbst eine Flasche, um die etlichen Ungewissheiten wegzusprühen. Und immer wenn ich wollte, dass ich dich nicht mehr wollte, griff ich zu Arabesque. Weil ich mich schön fühlte damit, weil ich selbstsicherer war, und vor allem, weil es mich getröstet hat, ein bisschen Wärme in den Haaren zu haben in unserer abgekühlten Romanze. Ich spürte kalte Abendluft und warmen Zimt, klare Sinne in beschwipster Pflaume, fade Einsamkeit mit würzigem Tabak. Es hat meine Nächte ein bisschen zärtlicher, meine Tage ein bisschen wohliger gemacht. Ja, dieser Duft hat mich abgelenkt von dem deinen. Ich konnte besser entspannen, sogar meditieren, und mal wieder auf mich selbst besinnt sein. Viele Badewannenfüllungen und gute Bücher später hab ich dann angefangen aufzuhören auf dich zu warten. Irgendwann war der Duft dann leer und mit ihm meine Gefühle für dich. Nachbestellt hab ich ihn nie, obwohl ich ihn sehr mochte.
Nun halte ich deinen Brief in meinen Händen, eindeutig, das ist Égoïste. Ich werde dir antworten, um der alten Zeiten willen. Doch vorher gönn ich mir ne Flasche Arabesque - und zwar um meinetwillen.
14 Antworten


Die Antwort, ob Du ihn anhören sollst, hast Du Dir eigentlich schon selbst gegeben: Du schreibst, Du würdest es nur für ihn tun. Tu doch lieber etwas für Dich! Eine Badewanne, ein Glas Rotwein, ein paar melancholische Gedanken vielleicht - und dann bist Du wieder im Hier und Jetzt, mit Dir im Reinen :-) .