L'Avion Harry Lehmann
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Top Rezension
Tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten
L'Avion. Das Flugzeug. Auch ich habe mich sowohl vor dem Testen, als ich hier las "grasig, grün, blumig", als auch nach dem Testen gefragt, warum zum Kuckuck dieser Duft einen areonautischen Namen bekommen hat. Nach Technik, brüllenden Motoren, Kerosin, flirrender Hitze an den Düsentriebwerken und dergleichen riecht hier jedenfalls nichts (wen das interessiert, der sollte mal "Mirage" aus dem gleichen Hause testen).
Meine erste Idee dazu war eher ein Bild: Eine kleine Propellermaschine landet (vielleicht eine Notlandung in der Wildnis) in einer Lichtung oder auf der Heide, das Fahrwerk reißt die Erde auf, der Pilot springt aus der Kanzel, nimmt seine Leder-Pilotenkappe ab und riecht die weite, ihn umgebende Natur (das Bild des Piloten an seiner Maschine könnte man übrigens grafisch schön im Vintage-Stil gestalten, das Ganze als Etikett verwenden und den Duft zum fünffachen Preis vermarkten).
Als ich dann allerdings die wirklich ungewöhnlichen Sprünge bemerkt hatte, die dieses Wässerchen so drauf hat, kam mir die zweite Idee, worum es hier in der Luft gehen könnte: Um abnorme fliegerische Dynamik in Krisenlagen (Turbulenzen! Reparatur des Propellers während des Fluges!) und im Kunstflug (Sturzflug! Rolle! Loopings!)...
Von daher lässt sich der Name schon rechtfertigen (und ich habe versucht, meine beiden Ideen in der Überschrift zu diesem Kommentar miteinander zu verbinden), auch wenn ich dem Duft dann doch eher einen mehr tellurischen, bodenverhafteten Namen gegeben hätte - ich erkläre gleich warum.
L'Avion hat typische Stärken eines Lehmann-Duftes (die Kraft, den eigenwilligen Charakter, die Kantigkeit, die Haltbarkeit), aber er ist anders als die meisten Lehmänner, es wurde gerade schon gesagt, alles andere als linear. Zu Beginn nehme ich ihn als sehr grün und dunkel-satt-frisch wahr, ein wenig blumig und auch ein wenig erdig vielleicht (aber nie dumpf). Er ist mir von der ersten Sekunde an enorm sympathisch, obwohl ich das anhand der Beschreibungen nicht einmal erwartet hatte und ihn eigentlich nur aus Neugier und der Vollständigkeit halber probieren wollte. Nach einer knappen Stunde rieche ich nochmal gezielt; jetzt dominiert für mich eine viel hellere, aromatisch-pfefferminzige Frische. Zwischendurch mischt sich kurz etwas Süßes ein, das lange Ende (beginnend etwa ab 3 bis 4 Stunden nach dem Einsprühen, und in sich nochmal wandelbar) würde ich dann als pudrig-feinseifig, aber auch noch immer kräuterfrisch bezeichnen. Und ja, der Vorkommentator hat recht, in diesem Feinen, Pudrigen steckt auch wahrhaftig eine witzige kleine Bleistiftminennote, da wäre ich aber alleine nie drauf gekommen.
Was ich überhaupt nicht wahrnehme, ist das Zitrische, das nach Ansicht mancher so dominant sein soll, und ebensowenig sind mir irgendwelche orgiastischen Blumenexzesse aufgefallen. Vielleicht meine Schuld.
Ich finde das alles richtig schön und richtig faszinierend!
Obwohl der Duftverlauf also wirklich Überraschungen birgt, habe ich L'Avion nie als disharmonisch, als Tour de Force, als Actionfilm empfunden. Trotz der plötzlichen Wendungen gibt es auch etwas Konstantes, und das liegt in der sanft-kühlen "Temperatur" des Duftes und seinen durchweg erdig-natürlichen "Farben" (Grün- und Brauntöne vor allem). So ist das für mich ein durchweg gutartiger, fast schon bukolischer Duft, der einen zwar immer mit einem anderen Gesichtsausdruck anschaut, aber dabei trotzdem immer lächelt.
Dem Näschen an meiner Seite gefällt er auch. Ergo: Kommt bei mir auf die Wunschliste!
P.S.: Ich empfehle diesen Duft auch dem Frisörsalon Korianke in Berlin. Ich denke, er könnte das Zeug haben, dem ein oder anderen Stammkunden dieses Etablissemangs, und womöglich sogar dessen Inhaber, ebenfalls zuzusagen. Jedenfalls aber wären wir erfreut, die Einschätzung des Maestros kennenzulernen!
Meine erste Idee dazu war eher ein Bild: Eine kleine Propellermaschine landet (vielleicht eine Notlandung in der Wildnis) in einer Lichtung oder auf der Heide, das Fahrwerk reißt die Erde auf, der Pilot springt aus der Kanzel, nimmt seine Leder-Pilotenkappe ab und riecht die weite, ihn umgebende Natur (das Bild des Piloten an seiner Maschine könnte man übrigens grafisch schön im Vintage-Stil gestalten, das Ganze als Etikett verwenden und den Duft zum fünffachen Preis vermarkten).
Als ich dann allerdings die wirklich ungewöhnlichen Sprünge bemerkt hatte, die dieses Wässerchen so drauf hat, kam mir die zweite Idee, worum es hier in der Luft gehen könnte: Um abnorme fliegerische Dynamik in Krisenlagen (Turbulenzen! Reparatur des Propellers während des Fluges!) und im Kunstflug (Sturzflug! Rolle! Loopings!)...
Von daher lässt sich der Name schon rechtfertigen (und ich habe versucht, meine beiden Ideen in der Überschrift zu diesem Kommentar miteinander zu verbinden), auch wenn ich dem Duft dann doch eher einen mehr tellurischen, bodenverhafteten Namen gegeben hätte - ich erkläre gleich warum.
L'Avion hat typische Stärken eines Lehmann-Duftes (die Kraft, den eigenwilligen Charakter, die Kantigkeit, die Haltbarkeit), aber er ist anders als die meisten Lehmänner, es wurde gerade schon gesagt, alles andere als linear. Zu Beginn nehme ich ihn als sehr grün und dunkel-satt-frisch wahr, ein wenig blumig und auch ein wenig erdig vielleicht (aber nie dumpf). Er ist mir von der ersten Sekunde an enorm sympathisch, obwohl ich das anhand der Beschreibungen nicht einmal erwartet hatte und ihn eigentlich nur aus Neugier und der Vollständigkeit halber probieren wollte. Nach einer knappen Stunde rieche ich nochmal gezielt; jetzt dominiert für mich eine viel hellere, aromatisch-pfefferminzige Frische. Zwischendurch mischt sich kurz etwas Süßes ein, das lange Ende (beginnend etwa ab 3 bis 4 Stunden nach dem Einsprühen, und in sich nochmal wandelbar) würde ich dann als pudrig-feinseifig, aber auch noch immer kräuterfrisch bezeichnen. Und ja, der Vorkommentator hat recht, in diesem Feinen, Pudrigen steckt auch wahrhaftig eine witzige kleine Bleistiftminennote, da wäre ich aber alleine nie drauf gekommen.
Was ich überhaupt nicht wahrnehme, ist das Zitrische, das nach Ansicht mancher so dominant sein soll, und ebensowenig sind mir irgendwelche orgiastischen Blumenexzesse aufgefallen. Vielleicht meine Schuld.
Ich finde das alles richtig schön und richtig faszinierend!
Obwohl der Duftverlauf also wirklich Überraschungen birgt, habe ich L'Avion nie als disharmonisch, als Tour de Force, als Actionfilm empfunden. Trotz der plötzlichen Wendungen gibt es auch etwas Konstantes, und das liegt in der sanft-kühlen "Temperatur" des Duftes und seinen durchweg erdig-natürlichen "Farben" (Grün- und Brauntöne vor allem). So ist das für mich ein durchweg gutartiger, fast schon bukolischer Duft, der einen zwar immer mit einem anderen Gesichtsausdruck anschaut, aber dabei trotzdem immer lächelt.
Dem Näschen an meiner Seite gefällt er auch. Ergo: Kommt bei mir auf die Wunschliste!
P.S.: Ich empfehle diesen Duft auch dem Frisörsalon Korianke in Berlin. Ich denke, er könnte das Zeug haben, dem ein oder anderen Stammkunden dieses Etablissemangs, und womöglich sogar dessen Inhaber, ebenfalls zuzusagen. Jedenfalls aber wären wir erfreut, die Einschätzung des Maestros kennenzulernen!
10 Antworten


Nummer 33 ist allerdings Oud :-S - nun ja...