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Laalyskh
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Baxêr Hatî!
Wenn ich irgendwo „orientalische Düfte“ sehe, zieht sich bei mir innerlich alles zusammen. Zu oft habe ich mich durch Parfums getestet, die genau diesen „Vibe“ einfangen wollen, aber dabei nichts weiter tun, als fragwürdige Stereotypen zu reproduzieren: Man soll riechen wie ein reicher Ölscheich, wie ein Märchen aus 1001 Nacht, umhüllt von exotischen Stoffen und Geheimnissen.
Abgesehen davon, dass diese Bilder längst überholt und problematisch sind, riechen viele dieser sogenannten orientalischen Düfte in Wahrheit nach etwas ganz anderem: Ambroxan-Monster, Billig-Oud-Bomben… Kompositionen, von denen man zu Recht lieber Abstand hält. Wenn so ein Duft dann noch in der Hand eines übermotivierten Teenagers landet, ist das Desaster perfekt. Das Urteil vieler lautet dann schnell: „Orientalische Düfte sind nichts für mich.“
Als jemand, der die arabische Duftkultur durch familiäre Prägung wirklich kennt, kann ich darüber nur still in mich hineinlachen. Denn was hier als orientalisch vermarktet wird, hat mit der eigentlichen Parfümtradition unserer Regionen oft rein gar nichts zu tun. Deshalb waren meine Erwartungen an Al-‘Ula auch entsprechend niedrig. Ich rechnete schon mit dem nächsten, auf luxuriös getrimmten, aber billig umgesetzten Oud-Massaker. Aber dann kam der erste Sprühstoß und mit ihm eine Überraschung.
Kein billiges Oud, kein aufdringlicher, alles überdeckender Duft, keine olfaktorische Beleidigung meiner Ahnen. Stattdessen: Ein seltener Moment der Authentizität. Al-‘Ula riecht nicht nach der westlichen Fantasie des Orients. Er riecht nach echter, gelebter Erfahrung. Und auch wenn ich Saudi-Arabien bislang noch nicht bereisen konnte, bringt dieser Duft mich gedanklich ganz in die Nähe. Wenn ich ihn trage, sitze ich wieder in unserem Garten in Erbil. Unter dem Feigenbaum. Es ist Nacht, kurz vor dem Morgengebet. Die Stadt ist stiller geworden, ein laues Lüftchen streift durch die Bäume und trägt einen Atemzug der Innenstadt zu mir. Nicht überwältigend, sondern wie ein Tanz um meine Schultern. In der Ferne umarmen sich Himbeere und Rose, während das Oud um sie herumschleicht.
Das erste Mal seit Langem, und abgesehen von Amouage, hat ein Haus etwas geschaffen, das der arabischen Duftkultur gerecht wird. Al-’Ula riecht nach Heimat. Und das macht mich glücklich.
* Baxêr Hatî: Kurdisch für „Willkommen“.
* Danke an Parfumo und Les Destinations für die Möglichkeit diesen Duft zu testen.