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Unterhalb der Gürtellinie

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vor 11 Jahren
Weinkenner nehmen da kein Blatt vor den Mund. Sie sprechen ungeniert von "Katzenpipi" - etwa bei der Beurteilung von Sauvignon, dem man diese Note nachsagt -, und keiner stört sich daran.
Ich glaube, mit einem Zwinkern vorgetragen - dabei "Pisse" zu "Pipi" abgeschwächt - hätte das die Verkäuferin vielleicht nicht in die Flucht geschlagen.
vor 11 Jahren
Ich bilde mir ein, mich, was diese Situation betrifft, in die Verkäuferin hineinversetzen zu können, weil ich ähnliche Situationen aus meinem Arbeitsalltag kenne: man will kompetent wirken und plötzlich kommt irgendsoein derber Spruch unter jeglichem Niveau, der die mühevoll aufrechterhaltene professionelle Ebene mit einem Schlag durchbricht, wo man sich nur denkt: "the fuck did I just hear???" - man fühlt sich auf einmal nicht mehr ernstgenommen, respektlos behandelt etc. Die Verkäuferin wollte vielleicht eine ihr angemessen erscheinende persönliche Distanz wahren, die du missachtet hast. Hat jetzt nicht unbedingt mit ihrer Einstellung zum Parfum zu tun.
Re: Unterhalb der Gürtellinie vor 11 Jahren
FrauBlume:
...als ich bei einem Duft das Wort Katzenpisse zur Beschreibung der Kopfnote in den Mund nahm....

Aufgrund dieser Formulierung bin ich ganz klar davon ausgegangen, das es sich trotz dessen um ein "kultiviertes" Gespräch gehandelt hat. Deshalb sollte man sich nicht irritieren lassen. Ich gehe auch nicht davon aus, dass das Gespräch weiter abgekippt wäre. Da gibt es schlimmere Bemerkungen und Situationen, zumal indolische und animalische Duftnoten bekannt sind.

Vielleicht liegt es aber auch daran, das ich nicht nur in Berlin lebe, sondern hier auch aufgewachsen bin. Uns sagt man ja gerne mal ein lockereres und direktes Mundwerk nach...na dann ey Wink...

Mich würde diese Formulieung auch in Kommentaren nicht stören, wenn wenn die Kommentare durchgehend fundiert und weiterhin mit leicht angzogener Handbremse formuliert wären. Aber oft macht hier leider der berühmte "Ton die Musik." Einmal drüberwalzen kann jeder Cool .
vor 11 Jahren
Pipette:
Wenn ich "Katzenurine" riechen wuerde beim Testen mit der Verkaeuferin, wuerde ich sie fragen: "Kann es sein, dass in diesem hier indolische Noten sind? Oder vielleicht Zibet? Oder vielleicht Oud?"

Das Verkaufsgespraech wird dann technisch. Der Ton macht die Musik.

Es hat aber nicht jeder gleich die passenden Fremdwörter zur Hand, geschweige denn im Mund.

Es gibt nun einmal unangenehme Gerüche und wenn ich diese mit mir bekannten Gerüchen assoziiere, dann darf ich durchaus Wörter verwenden die im deutschen Sprachgebrauch Verwendung finden. Katzenpisse ist, mit Sicherheit, eines er harmlosesten, aber sicherlich auch eines der bekanntesten.
Und ehrlich gesagt, für mich duften manche Düfte genau so LaughingWink
vor 11 Jahren
Ich kann mich ja nun mal gut in die Verkäuferin hineindenken Cool und ich glaube, dieses Verkaufsgespräch hätte mir richtig Spaß gemacht. So jemand war mir bedeutend lieber als Kunden, denen man jedes Wort rauskitzeln musste, um überhaupt heraus zu bekommen, was gefällt und was nicht. Man kann auch "Katzenpisse" mit einem bedauernden Lächeln ansprechen.

Ich habe in meiner Laufbahn zwei mal einen Kunden stehen lassen, bzw. eine Kollegin gebeten, weiter zu bedienen, da wurde ich aber persönlich verletztend angesprochen.
vor 11 Jahren
Das waere vielleicht ein Thema fuer einen Blog, warum ueberhaupt ein Parfuemkauf soooo wichtig ist, und wie man dabei behandelt, unterstuetzt und verwoehnt werden moechte.

Man ist also bereit, Geld loszuwerden, und dann soll es das ganze tolle prima sein.

Die armen Tuerkiesen werden hier kritisiert und eine Verkaeuferin soll beinahe erraten, was die Seele und Vorstellungskraft moechte, wenn sich die Person in einen Parfuemladen begibt.

Macht doch einmal langsam. Vor allem, wenn die Behandlung des Kaeufers nicht 100%ig perfekt ist, muss man doch nicht seinen Unwillen an der Verkaeuferin auslassen.

Und dann die Wortwahl. Der Ton macht bekanntlich die Musik.

Parfuem, in aller seiner Schoenheit, ist doch nur ein Gegenstand.
vor 11 Jahren
Bei vertrauten Personen kann mir auch schon mal was derbes rausrutschen, gegenüber fremden Personen und vor allem online (das Internet vergisst nichts!) greife ich lieber zu Umschreibungen.
In diesem Fall wäre wohl 'stechend, beißend, nach Ammoniak' die diplomatischere Wortwahl gewesen, ohne die Abneigung gegen den Duft zu überspielen.
Wenn das Hirn total blockiert, geht immer noch dieser >- Shocked<- Gesichtsausdruck und blitzschnelles Entfernen der Nase vom Geruchsträger ... ich denke, das missversteht auch kein Verkäufer.
vor 11 Jahren
Also diesen Gesichtsausdruck werde ich mir merken! Laughing
Kann man für alle möglichen Situationen verwenden...
vor 11 Jahren
Ich hab die Begebenheit von mir erzählt weil ich nicht mit dem Finger auf andere zeigen mochte. Ganz einfach. Die Sache liegt auch lange zurück und seitdem versuche ich es anders zu machen. Meiner Meinung nach passen solche Worte nicht wenn man es wirklich leidenschaftlich meint. Und ich denke, wir können hier über diese Gedanken einen Austausch haben. Mich persönlich interessiert dabei der eigene Standpunkt. Das war auch die Idee bei der Frage zum Kitsch. Wie kitschig sind meine Beschreibungen, meine Einstellungen zum Parfum usw.
vor 11 Jahren
FrauBlume:
Ich hab die Begebenheit von mir erzählt, weil ich nicht mit dem Finger auf andere zeigen mochte. Ganz einfach...
Um etwas zu zeigen ohne ausgestreckten Zeigefinger, ist das ein guter Weg. Der beste. Danke Smile.
FrauBlume:
...Meiner Meinung nach passen solche Worte nicht, wenn man es wirklich leidenschaftlich meint. ...
Völlig einverstanden, denn solche Wortwahl wertet ab. Zunächst mal die Sache. Aber es kann sein, dass jemand, der just diese Sache mag, sich da auch persönlich getroffen oder abgestoßen fühlt.

Andererseits dient auch eine harsche Beschreibung der Klarheit, der Deutlichkeit, ist ein Verständigungsmittel. Es ist ein schmaler Grat... Turandot hat ausgemalt, wie man ein hartes Wort nonverbal mildern könnte. Das wäre eine Möglichkeit.

Wobei ein mündlicher Austausch, auch im Verkaufsgespräch, immer noch was anderes ist als schriftlich festgehaltene Beschreibungen. Im Gespräch gilt nicht allein der Wortlaut; denn man hört ja den Ton, in dem der/ die andere redet, sieht Mimik und Gestik. Da geht es allemal impulsiver zu als beim Schreiben, da sind Ausrutscher bei der Wortwahl wahrscheinlicher, aber auch leichter zu verschmerzen. In schriftlicher Kommunikation - auch im I-Net - ist das ganz anders. Die nonverbale Komponente fehlt, man hat nur die Worte; also sollten die mit Bedacht gewählt sein.
vor 11 Jahren
"Katzenpisse" ist natürlich ein derber und abwertender Ausdruck. Auch wenn ich an der Stelle der Verkäuferin anders reagiert hätte, so kann ich doch verstehen, dass sie sich an dieser Wortwahl gestört hat.
Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich Parfums, die für die eigene Nase tatsächlich eine sehr urinöse Anwandlung besitzen. Ich bin einmal auf ein Parfum gestoßen, dass für mich tatsächlich nach Nagerurin roch. Und damit meine ich nicht "indolisch" oder "ein Unterton von Ammoniak", sondern damit will ich sagen, dass ich es bei einem Blindtest tatsächlich mit der Pinkelecke eines Nagerkäfigs verwechselt hätte: Uringetränkte Sägespäne. Ich habe früher Ratten gehalten, ich kenne den Geruch also. Wie drückt man so etwas aus, wenn es nun mal das ist, was man wahrnimmt?

In Gesprächen unter Freunden nehme ich da kein Blatt vor den Mund. Fäkalsprache muss auch da nicht sein, aber ich sage es so deutlich, wie ich es hier getan habe. Im Verkaufsgespräch würde ich aber auch lieber zu Begriffen wie "stechend, beißend, Ammoniak" greifen, wenn ich mit dem Personal nicht gut vertraut bin. Manche Beurteilungen sind einfach eine verbale Ohrfeige, ganz gleich, wie sachlich man sie ausdrückt.
vor 11 Jahren
das Thema finde ich interessant. Denn mir geht es manchmal so, dass ich mich im realen Leben von Menschen die mich nicht kennen, missverstanden fühle. Dann verhalte ich mich z.T. übertrieben zurückhaltend oder werde unsicher, weil ich nicht möchte, dass das Gesagte jemandem, der mich und meine Art nicht kennt, komisch oder unsympathisch rüberkommt. Ich persönlich finde es in Internet-Foren noch schwieriger, denn, wie schon erwähnt, fehlt der Ton, der ja bekanntlich die Musik macht, sowie Mimik und Gestik.

Vielleicht hätte man "Pisse" durch "Urin" oder "Pipi" ersetzen können. Allerdings halte ich die Reaktion der Mitarbeiterin für übertrieben.
Eventuell hatte sie einen ätzenden Tag und das kam dann noch oben drauf. Darum geht´s hier aber wohl gar nicht...
Mir fällt allerdings auf, dass ich mich nur bedingt in die Mitarbeiterin hineinversetzen kann, denn bei meiner Arbeit geht´s sowieso nicht um die schönen Dinge des Lebens... und manchmal tatsächlich um "Pipi"... Wink
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