vor 11 Jahren
Dachauer85:
(...)Was allerdings hinter diesem Phänomen des Nachreifens steckt weiß ich auch nicht. Es scheint aber bei sehr hochwertigen Parfums mit entsprechend wenig "Synthetik" häufiger vorzukommen, als bei anderen. So zumindest mein Eindruck.
Natur: ja. Hochwertig: nicht unbedingt.
Erik Kormann erzählte uns bei unserem Interviewtermin, dass nach seiner Erfahrung Mischungen von natürlichen Duftstoffen eine Zeit der Äquilibrierung, Reifung benötigen. Mischungen synthetischer Duftstoffe hingegen seien gleich fertig und änderten sich nicht mehr. Das ist ja auch verständlich, da natürliche Duftstoffe i.d.R. komplexe Mischungen sind und einige Nebenbestandteile können noch mit dem Alkohol und anderen Bestandteilen reagieren. Hier ist der Vergleich zum Wein recht treffend, bei dessen Reifung auch noch diverse Umesterrungen, Glykosidspaltungen u.ä. passieren, die letztendlich zu einem komplexeren und tieferen Bouquet führen können.
Diese Reifung eines Parfums ist nicht unbedingt abgeschlossen, wenn der Duft in den Verkauf kommt.
Synthetische Duftstoffe sind i.d.R. so designt, dass sie im Parfum nicht mehr reagieren.
Freilich mag ich widersprechen, dass "natürlich" grundsätzlich hochwertiger wäre als "synthetisch". Schon klar, dass die Harzqualitäten, die Amouage einsetzt, ganz schön teuer sind (diese Wertigkeit wird ja auch immer sehr betont in ihren Parfums), aber es gibt viele Naturöle mit geringem Preis und viele extrem teure synthetische Substanzen.
Außerdem kann man aus teuren Rohstoffen sehr, sehr schlechte Parfums machen - genau so, wie ein talentierter Parfumeur aus günstigen Rohstoffen gute Parfums machen kann.