Hallo, ich bin seit ca. 2000 wirklich duftbegeistert, anfängliche Streifzüge in Pafümerien und Duty Free Shops (berufsbedingt) aus Neugier und zahlreiche Tests in Kaufhäusern mit guten Parfümerie-Abteilungen, nach meinem Umzug in die Hauptstadt, haben mich dann komplett zur "Süchtigen" werden lassen.
Nun weiß ich nicht ob wir Féminité du Bois in der Urversion mitzählen - ist das holzig? Orientalisch? Ein Chypre? Das war eine meiner ersten großen Parfum-Lieben, damals noch im gerundeten Shiseido-Körper.
Mein allererster Gehversuch mit einem "echten" Chypre war Mitsouko. ich muss zugeben, ich musste mich erst gewöhnen an dieses moosige pfirsichhärene Herbstlaub in der Flasche - danach war ich ihm verfallen. Ich fing an, Inhaltsstoffe und Duftnoten, Pyramiden und Nasen zu recherchieren, gezielt nach Düften oder Marken zu suchen, meldete mich in Parfumforen an (damals gabs nur englischsprachig) und entdeckte nach kurzer Zeit, das die Chypre-Familie viele Verzweigungen und Tanten, Nichten und Großcousinen hat.
Einige meiner Lieblinge in chronologischer Reihenfolge, in der ich sie getestet habe:
Anais Anais, als 18-jährige geschenkt bekommen, es war damals schon "alt" aber ich mag es bis heute
Tosca (von Omi, ich habe immer eine kleine Erinnerungsflasche im Schrank, den Schüttflacon natürlich)
La Nuit (meine Mutter trug das)
Cabochard
Mitsouko (EdT oder EdP)
Paloma Picasso (hier lieber das EdP)
Aromatics Elixir (interessanterweise viel "milder"und sommertauglicher im EdT anstelle EdP)
Y von YSL
Yvresse
Femme - ein Chypre mit dem ich ab und zu Probleme habe. Der Süße wegen.
Miss Dior (vintage)
Dioressence (der auch teilweise als Orientale einsortiert wird), Diorella
Soir de Lune
Eau de Soir
Maja (welches jedoch ursprünglich eines der seltenen weiblichen Fougères ist!!)
No. 19, Vent Vert und Cristalle (wobei hier schon eine Grauzone, oder sollte ich sagen Grünzone erreicht wird...)
Aliage
Azuree
Und dann:
White Patchouli - Tom Ford (vielleicht der schönste moderne Chypre den es gibt, man liebt oder man hasst ihn, ich tue ersteres!)
Womit ich mich nicht wirklich anfreunden kann, bis jetzt zumindest, sind lederlastige Varianten wie Bandit, Jolie Madame, Miss Balmain und teilweise auch Ma Griffe.
Dann kamen die "Fruitchoulis" (Coco Mademoiselle, Midnight Poison) und das chyprige Narciso Rodriguez for her (ebenfalls lieber im EdT), sowie Lancômes Magie Noire (oh, ich liebe es, spät entdeckt, aber wie!).
Heute zähle ich zu meinen Chypre-Favoriten
Eau de Rochas (ich trage es zufälligerweise heute)
Tom Ford White Patchouli
und das schon erwähnte Magie Noire.
Auch Paloma Picasso ist eine große Liebe, die nicht fehlen darf, wird immer schwerer zu bekommen.
Ich weiß, dass zB Knot Absolue oder Opium definitiv als orientalische Düfte gelten aber ich kann nicht umhin, in ihnen auch eine gewisse Chypre-Andeutung festzustellen, zumindest in einer ihrer Phasen. Also so ganz lässt das Thema mich nicht los und ich möchte es auch nicht missen.
Chypres sind übrigens wahnsinnig beliebt (eventuell etwas weniger bei sehr jungen Frauen...?) in den warmen Mittelmeerländern (Spanien, Griechenland und Süditalien). Ich führe das darauf zurück, dass man hier weniger Bedenken vor Geschlechterklischees hat, was Düfte angeht, wohlgemerkt, da sprüht sich ein älterer Herr schonmal Chanel No. 5 oder Opium auf und eine Dame trägt das Aramis ihres Mannes. Azuree ist ja ohnehin entsprechend ähnlich (gewesen...). Außerdem garantieren natürlich die langanhaltenden Duftstoffe Patchouli und Eichenmoos, dass der Duft auch bei großer Hitze auf der Haut haftet und immer kühl und erfrischend wirkt. Lancômes Ô oder Eau de Rochas sind ja nicht ohne Grund DIE Frischekicks für heiße Tage.
Ich habe mal gelesen, dass in Spanien und Griechenland zB extrem gerne echte Chypres (also AE, Paloma, Cabochard) getragen werden, verkaufen sich da auch sehr gut.
Alles in Allem: nein, ich möchte sie bitte nicht missen sondern vielmehr noch viele andere kennenlernen, elegante, distanzierte, warmherzige, strahlende, charaktervolle Chypres.