Wie lernt man das mit den Düften?

Hallo zusammen,

ich bin recht neu hier und lese aber schon eine Weile still mit.
Parfums mochte ich schon immer und finde sie absolut faszinierend.
Aber ich kann wirklich nur nach "mag ich" vs "mag ich nicht", "süß", "fruchtig" oder "frisch" unterscheiden. Ich könnte nie einzelne Bestandteile herausriechen (außer es handelt sich um eine wirklich dominante Frucht).
Wie habt ihr euch das angeeignet? Kann man das lernen?

(Falls es einen derartigen Thread schon gibt, tut es mir leid. Ich habe mich mit der Suche etwas schwer getan...)

Viele Grüße,
euer Nordlicht

Je mehr du dich interessierst, desto mehr wirst du, sofern du die Möglichkeit hast, ausprobieren. Und wenn dir irgendwas richtig gut gefällt, wirst du rauskriegen wollen, woran das liegt. Du wirst nachlesen, welche Duftnoten drin sind. Und dann stellst du vielleicht fest, dass dir der Duft von Maiglöckchen gefällt. Und probierst dann einen weiteren Maiglöckchenduft aus. Und dann merkst du, dass du irgendwann in der Lage bist, Maiglöckchen zu erkennen. Noch einfacher fällt es meist mit Duftnoten, die einem nicht gefallen. Wenn du immer wieder angeekelt bist von bestimmten Düften, und dann mal recherchierst, dann findest du vielleicht raus, dass sie alle etwas gemeinsam haben, zum Beispiel Pflaume. Und dann wirst du lernen, Pflaume zu erkennen und sie zu meiden.
Kurz gesagt: das kommt von ganz alleine.
Und wenn nicht, machen Parfüms trotzdem Spaß.

Willkommen.

Ja, man muss Schnittmengen über mehrere ähnliche Düfte bilden. Tuberose z.B. wird dann ganz einfach. Oder Amber. Oder Orangenblüten. Oder Vetiver.

Ohne mehrere Düfte zu vergleichen, wird es im Allgemeinen schwierig sein, beim ersten getesteten Duft genau zu wissen, wie die genannten Beispiele nun genau duften. Auch wenn man weiß, dass sie drin sind. Gibt ja viele Variationen und oft sind die einzelnen Elemente gut eingebettet.

Einiges kennt man auch aus dem Alltag, wie z.B. Vanille, Zimt oder Rose.

Aber sonst hast Du Recht, das ist ein sehr schwieriges Unterfangen.

Habe einen alten thread dazu gefunden

http://www.parfumo.de/forum/viewtopic.php?t=47 82&postdays=0&postorder=asc&highlight=noten+er kennen&start=0

Ooh, vielen Dank, porcelain.
Da steht ja viel interessantes drin. Ich bin dann mal lesen.

Und Sorry fürs doppelt eröffnen.

Und danke Mareike und MrWhite für die Antworten und die nette Begrüßung!

Ich zitiere da immer gerne die Geschichte vom japanischen "Hühnergeschlechtsunterscheidungsmeister" (ja, ein scheiße langes Wort). Bei Interesse erzähle ich die Geschichte gerne. Hat viel mit Zen und Intuition zu tun und ist auf viele Bereiche des Lebens anwendbar. Kurz - mit ausreichender Erfahrung erkennst du einfach Dinge/Duftzutaten, ohne bewußt zu wissen, warum das so ist. Glaube mir, denn es ging mir genauso.

Hühnergeschlechtsunterscheidungsmeister Haha!

Das hab ich noch nie gehört, aber ich werde meine Mutter morgen anrufen und werde ihr erzählen, dass ich mein Studium schmeiße und mich zum Hühnergeschlechtsunterscheidungsmeiser ausbilden lasse! Endlich hab ich Perspektiven!

Kann man das evt. mit der westlichen Variante von Freud vergleichen und diesem Ansatz, dass irgendwie alle Handlungen und Interessen usw. einen sexuellen Hintergrund/Kern besitzen? (mal ganz vereinfacht zusammengefasst)

Nein, es geht darum, daß man richtige Entscheidungen intuitiv trifft, ohne dafür eine "vernünftige" und nachvollziehbare Erklärung geben zu können. Nenne es "Instikt".

Instinkt ist definitiv nachvollziehbar und erklärbar!

Aber ich werde dich auf jeden Fall nach dem Hühnermann umsehen Dank also für den Input!

*meld*
Ich erhebe jetzt mal 1x Anspruch aufs Geschichte erzählen.
Irgendwann einmal, gerne im Kreise erleuchteter Oldschooler/Powerhouseanbeter zum Zwecke der Gemeinsamen Inkarnation.

... eine Tasse begleitende Hühnersuppe wäre schön.

OT:
Beschäftige dich einfach mit den Düften, die du selber nie kaufen würdest, da du sie einfach nicht kennst.
Sei mutig. Geh nach Douglas, lass dir Sachen zeigen.
Ich selber finde Herrendüfte sehr gut geeignet, um zu lernen. Da geht die Bandbreite einfach weiter, von Süß bis Abgrundtief würzig.
Nimm das dann als Probe mit, keiner kann einen Duft so schnell erfassen.

Mit welchen Sachen wurdest du denn sozialisiert?

Such' dir 'nen Job als Sauna-Aufgießer irgendwo. Durch die ganzen verschiedenen Düfte, lernst du perfekt, wie was riecht.

Es ist einfach eine Erfahrungssache.
Und dazu die Bereitschaft, durch Erfahrung den ganzen Bullshit, die vielen selbstgebastelten Ideen, das Vakuum und die Missverständnisse, die man so im Hirn rumträgt, mit einer gewissen selbstkritischen Bescheidenheit zu revidieren.
Die von Cappelusman angeführte - und völlig zutreffende - Zen-Instinkt-Sensibilität kommt dann von alleine mit der Zeit.
Das ist wie mit jeder Wahrnehmung: Du kannst auch schlecht erklären, wie Dein Blau-Sehen funktioniert. Es funktioniert halt einfach und ist meist eine klare Sache. Oder wie erkennst Du eigentlich einen bitteren Geschmack? Woher weißt Du, dass irgendwas auf der Zunge jetzt bitter ist oder nicht?
Riechen ist seltenst sehr präzise und bei Parfum werden Reizimpulse ja bewusst gemischt (komponiert), demnach gibt es bei Geruchserfahrung anhand von Parfum immer eine Grauzone und ein mehr oder minder großes Fragezeichen. Dazu kommt die extrem hohe emotional-subjektive Verknüpfung der Geruchssinnesempfindung (neurologisch und gehirnkonstitutiv)... aber im Grunde ist es reduzierbar auf die simple Formel:
Erfahrung und selbstkritische immer neue Aktualisierung des Wissens ergibt Sicherheit und eine begrenzte Selbstverständlichkeit.

Als ich mich zum ersten Mal bewusster und engagierter an Parfum gerochen habe, ging es mir ziemlich so wie Dir, das Ergebnis war eher noch bescheidener (mag ich/mag ich nicht, nach meinen Vorstellungen sexy/unsexy und hell-leicht/dunkel-schwer waren meine Resultate). Dass ich einzelne Noten differenzieren gelernt habe und mir inzwischen sogar bei einigen Noten zutraue, zu sagen, wie sie inzeniert und wozu sie in der jeweiligen Komposition benutzt werden, dauerte etwas.
Und ich weiß, dass ich in einem Jahr mein heutiges "Wissen" als schmal, ungefähr und ungenügend belächeln werde.

Ach ja... und das Sauna-Lernen ist großartig!!!
Es gibt einen Unterschied, ob ein Duft extrem heiß sofort verdunstet oder ob er langsam von Haut verdunstet und viele Saunaaufgüsse tragen ihren Namen nicht zu Recht ("Zeder", "Schokolade" oder "Anis" können "zederähnlicher Ersatzstoff", "Billigpatchouliersatz" oder "Hit-in-the-Face-Ouzo" sein)... aber unterm Strich bleibt eine sehr eindrückliche, klare Erfahrung, gekoppelt an einzelne Geruchsnoten.

Hihi... seit Ronin und ich eine hauseigene Sauna nutzen können, sammeln wir Aufgüsse und mixen lustig rum. Minze-Mango oder Haselnuss-Orange wollten wir zwar nicht als Parfum haben, aber unsere bisherigen Lieblingskombos stellen sicher, dass wir mit schlafwandlerischer Sicherheit das kleinste Einzelmolekül von Minze, Mango, Nuss oder Orange erkennen können.

Einfach viel testen. Der Geruchssinn läßt sich hervorragend trainieren. Vergleiche die Duftnoten mit ähnlichen Düften und irgendwann kannst Du sie herausriechen. Das dauert eben nur seine Zeit.

Mir gehts auch ähnlich. Deswegen kann ich eigentlich nur noch testen. Duftnoten rieche ich schon heraus aber nur die Prägnanten (Vor allem die die ich nicht leiden kann). Mein Problem ist eher dass die Parfums für mich oft nicht nach den Duftnoten und/oder Beschreibungen riechen. Ein Parfüm dass eigentlich in Richtung "süß" gehen sollte riecht dann schonmal "frisch" oder ein Parfüm dass "grün und leicht" sein sollte riecht total süß... keine Ahnung ob das nur an meiner Nase liegt oder die Beschreibungen einfach doof sind

Hallo Nordlicht, schön, dass Du zu Parfumo gefunden hast.
Was das Erkennen von Gerüchen angeht, bin ich mir ziemlich sicher, dass Du sehr viel mehr davon kennst, als Dir vielleicht bewusst ist. Ein "fruchtiger" Duft ist Dir bekannt, sagst Du. Du erkennst sicherlich eine Zitrone und Orange an ihrem jeweiligen Geruch, wahrscheinlich auch Erdbeeren, Aprikosen, Mandarinen, nicht? Schneide mal eine (möglichst frische) Ingwerwurzel auf. Ich finde, sie riecht wunderbar zitrisch-frisch.

Aber es gibt so unendlich viele Gerüche, die uns umgeben. Der von Schokolade zum Beispiel, oder Vanillesoße (die mache ich am liebsten mit echter Vanille) oder einer frisch aufgeschnittenen Kokosnuss.
Und dann natürlich die Blüten und Pflanzen, ebenfalls "ein weites Feld"
Der Geruch von frischem Holz, von Leder (z.B. Lederjacke) und Tannen, Fichten & Co. ist Dir bestimmt auch schon irgendwann mal in die Nase gestiegen. Du müsstest schon in einem Bunker gelebt haben, wenn nicht.

So könnte ich noch lange weitermachen. Ich bin überzeugt, auch Du kennst den Duft sehr vieler Dinge, die Dich umgeben, Du musst sie Dir nur bewusst machen und die Begegnung damit bewusst erneuern. Dann hast Du "das mit den Düften" ganz schnell drauf.

Schau dich doch mal in einem Laden um, wo es Ätherische Öle gibt.
Die sind ev nicht immer von Top Qualität, aber so könnte man einen
kleinen Schnupperkurs machen Wenn Du dann weist wie Bergamotte
riecht , dann könnte es sein das Du sie in einem Parfum herausrichst