vor 7 Jahren
Einheitliche Preise wären aus Verbrauchersicht sicherlich wünschenswert, da dann jeder weiß, was er für ‚sein Geld‘ bekommt.
Fakt ist jedoch, dass es in jedem europäischen Mitgliedsstaat (und im Übrigen auch in jeden anderen Staat dieser Welt) schon einmal ein Stadt-Land-Gefälle ebenso wie ein regionales Gefälle gibt, darüber hinaus auch ein Gefälle innerhalb einer Staatengemeinschaft, bedingt durch die individuelle Wirtschaftskraft. Das führt nun einmal zu unterschiedlichen Einkommens- (und damit auch Renten-), Mietpreis- und Lebenshaltungskosten-Niveaus. Differierende Verbrauchs- und Märchensteuer-Sätze lassen wir mal außen vor.
‚Preisgerechtigkeit‘ herzustellen würde demnach voraussetzen, dass all diese Niveaus egalisiert werden, was in einer freien Marktwirtschaft durch das Prinzip ‚Angebot und Nachfrage regeln den Preis‘ nun einmal nicht möglich ist. In Deutschland versucht man dieser Tatsache in gewissem Maße durch den immer wieder zu Streit führenden Länder-Finanz-Ausgleich (den ich, selbst in einer finanzstarken Region ansässig, durchaus ok finde) in gewisser Weise Rechnung zu tragen. Absolute Gerechtigkeit wird es aber nie geben.
Wie negativ sich solche Egalisierungsbestrebungen von heute auf morgen auswirken, lässt sich doch eindrücklich am Beispiel der finanzschwächeren EU-Länder nachvollziehen: die Einführung des Euro hat den finanzstarken Mitgliedsstaaten Spaß gemacht, und gefällt auch nach wie vor. Statt eine Handvoll Scheine eigener Währung in Säcke voller Lire, Pesos, Escudos, Drachmen usw. umzutauschen, lässt es sich bequem mit einer Währung reisen und handeln. Noch dazu haben z.B. wir in Deutschland einen ‚Wechselkurs‘ von annähernd 2:1 erhalten, andere Länder waren da wesentlich schlechter gestellt.
Für die betroffenen schwächeren Länder aber bedeutete es, und tut es auch noch (!), dass die dort lebenden Menschen sich plötzlich viel weniger leisten können als zuvor. Wer seinen Urlaub so wie ich gerne in Südeuropa verbringt, hat sicherlich auch schon festgestellt: die Preise im Supermarkt, an der Tankstelle usw. haben annähernd dasselbe Niveau wie zuhause. Nur leider haben sich die Gehälter nicht angeglichen… Die sogenannte Griechenland-Krise ist haus- bzw. europa-gemacht, und das gilt sinngemäß auch für alle anderen ‚Sorgenkinder‘ der EU.
Unter diesen gegebenen Tatsachen finde ich es – sorry Abraxas13 – hochnotpeinlich, aus Eigeninteresse nach EU-weit gleichen Preisen im Online-Handel und -Zugänglichkeiten für alle zu krähen. Prio 1 ist, dass wir erst einmal auch unseren EU-Mitbürgern in finanzschwächeren Regionen überhaupt eine breite Teilnahme am Markt ermöglichen, anstatt sie abzuhängen. Nur so werden wir auf Dauer auch eine stabile Nachfrage und damit Umsätze etablieren können, die die EU weiter stärken.