Wie das Riechen lernen?

Hallo zusammen,

ich bin recht neu in der Welt der feinen Düfte. Okay, ich habe schon öfters EdT getragen, nun hat es mich aber richtig gepackt.

Ehrlich gesagt zahlreiche der Reviews hier machen mich platt. Wie kann ich meine Nase so trainieren? Ja, ich rieche, ob mir etwas gefällt. Auch kann ich Grundrichtungen wie zitrisch und holzig unterscheiden. Aber die Detailgenauigkeit in den Reviews ist unglaublich.

Wie seid ihr daran herabgegangen?

Danke schon mal im Voraus!

Üben, üben, üben - und nochmal üben, üben, üben, .
Je mehr Du riechst, kennst und vergleichst, desto mehr erkennst Du wieder.
Vor allem, wenn Du bewußt riechst und in Deinem Duftgedächtnis nach Bekanntem forschst.
Und nicht irritieren lassen: Nicht alles, was in der Duftpyramide steht, mußt Du auch wirklich riechen können - manchmal nimmst Du auch Noten wahr, die nirgendwo gelistet sind, denn jede Nase tickt ein bißchen anders.
Vor allen Dingen jedoch: Herzlich willkommen in der Welt der Düfte und in dieser großartigen Community - ich bin sicher, Du wirst viel Spaß bei uns mit uns haben!

Das klingt überzeugend. Ich übe auf jeden Fall. Es macht ja auch sehr Spaß.

Herzlichen Dank. Bis jetzt habe ich das definitiv schon. Bin auch mal gespannt darauf wie sich mein „Geschmack“ weiterentwickelt. Zumindest einige der Favoriten hier wie Aventus gefallen mir gar nicht.

Das ist absolut ok. Vielleicht findest Du ja heraus, dass Du voll auf schwere Orientalen abfährst, da wäre Aventus dann eher die falsche Wahl Absolut "gut" und "schlecht" gibt es bei sowas extrem Subjektivem wie Parfum sowieso nicht. Was Dir gefällt, ist für Dich gut!

Ich habe damals ziemlich früh angefangen, mir eine Datenbank mit Testeindrücken zu erstellen, und es ist ganz interessant, das später wieder mal nachzulesen. Manches überfordert am Anfang und es braucht etwas Erfahrung, um einen Duft zu verstehen. Manchmal versteht man ihn und er gefällt einem (ging mir so), manchmal versteht man ihn und er gefällt einem trotzdem nicht (ging mir ebenfalls so).

Am besten einfach ganz viele Proben und Abfüllungen besorgen und nicht gleich ganze Flakons. Manche Noten nimmt man glaube ich leichter wahr als andere, entweder weil sie einem gut gefallen oder gar nicht gefallen. Wenn man sich das aufschreibt, stellt man später vielleicht Gemeinsamkeiten fest. Es gibt auch so "Gemeinplätze", die oft vorkommen (z.B. Amber (also Labdanum plus Vanille) oder Rose+Oud), wenn man das einmal gerochen hat, erkennt man es leicht wieder. Am Anfang riecht man vielleicht nur "frisch", später kann man dann unterscheiden, ob es Zitronen oder andere Zitrusnoten sind. Oder aus "süß" wird dann etwas detaillierter, wie sich der Eindruck zusammensetzt. Auch haben viele Marken und Parfümeure eine "DNA", bei Creed ist das für mich z.B. recht deutlich. Ein wiederholter Test einzelner Proben ist auch deshalb sinnvoll, weil man seine Eindrücke vom letzten Mal vielleicht etwas präzisieren kann. Ich habe zu vielen Düften sechs, sieben Tests mit meinen Eindrücken.

Du könntest z.B. verschiedene Genres heraussuchen und zu jedem ein, zwei Klassiker als kleine Abfüllungen im Forum bestellen. Auf den einzelnen Seiten jedes Parfums findest Du auch ganz unten diese Radardiagramme. Die sind vielleicht wichtiger als die Gesamtbewertung, weil etwas differenzierter; dazu findest Du auf den Seiten immer Düfte, die den Besitzern ebenfalls gefallen. Vielleicht startest Du am besten mit "leichter Kost", also Mainstream- und einfach erhältlichen Nischendüften (wie z.B. Creed, wenn Du die schon kennst, gibt ja noch viele andere). Von sehr ausgefallenen Kreationen, vielleicht sogar noch von Einmann-Betrieben mit limited batches, würde ich am Anfang Abstand nehmen. Wenn Du weißt, was Dir grob gefällt und etwas Erfahrung hast, sind die vielleicht wieder interessant, aber zu früh schrecken die einen komplett ab.

Der Weg ist das Ziel!

Einfach regelmäßig in die Sauna gehen und Aufgüsse mitmachen. So lernt man, wie was riecht...

Was mir damals SEHR geholfen hat waren zum einen Blindtests von Proben, aufschreiben was ich so rieche über den Duftverlauf. Dann abends die Parfums nachschlagen und vergleichen. Welche Note riecht für dich wie. Wie wirkt alles zusammen. Und gerne auf eigene Warnehmung vertrauen, wenn die Pyramiden Humbug erzählen.

Auch sehr sinnvoll war für mich die Bestellung von ca 30 proben von puren Duftstoffen. Essenzen, syntetische Stoffe etc. Die Klassiker, verschiedene Rosen, Tonka, Vanillin, Vetiver, Moschus, Ambroxan, IsoESuper etc.
Wenn mann die pur mal gerochen hat, kann man sie viel eher erkennen.

Ansonsten: Üben üben üben.

Ich hab einen Duft genommen und versucht, die einzelnen Bestandteile herauszuriechen und mir den Geruch einzuprägen. Irgendwann ging das dann auch ohne dass ich die Duftpyramide kannte. Muss man halt üben.

Das muss man vielleicht etwas relativieren. Viele tippen einfach die Duftpyramide ab und bauen den restlichen Text drumherum.

Also ich lese hier einfach unheimlich viel und schau mir die einzelnen Duftstoffe an von den Parfums die mir selber total gefallen oder sich interessant anhören.

Versuche dann die Komponenten herauszuriechen

Und bei jeder Gelegenheit nehm ich eine Parfümerie mit um bekannte und noch eher die raren Düfte zu testen.
Irgendwann kann man sich dann mit dem Personal über Noten und Duftstoffe unterhalten

Am besten ist tatsächlich riechen. Mit der Zeit erkennt man immer mehr, findet Gemeinsamkeiten in Düften. Ich persönlich liebe oud und lederdüfte dort erkenne ich mittlerweile recht viel. Manches wiederholt sich. Duftpyramide lesen hilft dann weis man wonach man riechen muss. Und natürlich muss man erstmal wissen wonach z.b. Tonka riecht um es im Duft aufzuspüren.

Ich kann auch nur zustimmen, dass es einfach Übungssache ist, aber trotzdem nimmt jeder Düfte unterschiedlich wahr. Das sieht man ja auch sehr oft bei den Rezensionen. Ich bin jetzt seit ca. 8 Monaten dabei und mein Duftvermögen ist immens gestiegen seitdem. Inzwischen kann ich schon viele Duftnoten identifizieren und Düfte mit anderen assoziieren. Aber ich bin auch immer noch begeistert, was für viele feine Nasen es hier im Forum gibt 😊.

.. bei Blindtests mach ich das so, das ich meine ersten Eindrücke direkt unmittelbar nach dem Auftragen (Handgelenk, nicht reiben - nur tupfen) aufschreibe. 🤣 Du willst gar nicht wissen, was ich da so an Eindrücken habe - vom Oma´s Handtaschen Tempo über Kuhmist und schlimmeres 🙃 Duftfamilie kann ich ganz gut grob unterscheiden, aber die einzelnen Komponenten selten bis gar nicht. Aber ich mach mir da auch keinen Kopf, meine eigenen Beschreibungen helfen mir besser als alle Inhaltsstoffe der Welt.

lg

Andi

Was mir sehr stark geholfen hat war es die einzelnen Duftnoten getrennt zu riechen. Also bei einem zitrischen Duft z.B. einfach vorher mal an einer Limette oder ähnlichem riechen.

Passend dazu, hat mir auch folgendes extrem geholfen. Ich  mache dir mal ein Beispiel: 

Ich konnte nie erkennen, dass Bleu de Chanel Eau de Toilette zitrisch riecht. Es roch zwar gut, aber mehr konnte ich dazu nicht sagen.

Dann ist mir zufällig mal eine Probe von "XJ 1861 Renaissance | XerJoff" unter die Finger gekommen (Der Duft ist eine zitrische-Bombe!).

Ab dem Moment an konnte ich auch die zitrischen Noten von Bleu de Chanel Eau de Toilette sehr einfach erkennen.

Ich denke das hängt damit zusammen, dass mein Gehirn nun auch Parfums / der Geruch einer Haut mit z.B. einer Limette verknüpfen kann und riecht nicht nur dann eine Limette, wenn meine Augen auch eine sehen. Wenn du verstehst was ich meine 😅 Vielleicht hilft dir das ja etwas weiter. 

Im kurzen: Wenn du eine bestimmte Duftrichtung nicht riechen kannst, versuche doch mal ein Parfum zu testen, welches EXTREMST nach dieser einen Duftrichtung riecht.