Mal zum Thema und zu mir selbst um etwas Kontext zu schaffen:
Ich bin 37 Jahre alt und habe ein wenig an Lebenserfahrung sammeln dürfen (aber nicht allzu viel) – inklusive vieler Hobbys. Ich bin so etwas wie ein „Hobby-Hopper“. Alle Jubeljahre finde ich ein neues Thema, in das ich mich komplett vertiefe. Mal war es die Malerei, mal Interieordesign, Kleidung, Musik, Magic - The Gathering Karten, Brettspiele, Spirituosen oder Kochen (scheinbar liebe ich es Sinneseindrücke zu erfahren). Ich habe schon versucht, all das auf einem, sagen wir mal, mittleren Niveau zu "meistern", aber dahingehend bin ich ein Tausendsassa (nur mit keiner absoluten Expertise). Dabei habe ich in jedem dieser Bereiche oft viel Geld investiert, teilweise auch an anderer Stelle gespart, um das zu finanzieren. Zwar war das nie wirklich problematisch, aber ein gesundes Verhalten sieht anders aus.
Erst mit den Jahren wurde mir bewusst, dass ich oft dazu neige, übermäßig zu konsumieren, sei es aus Stressbewältigung oder als Belohnung in schwierigen Lebensphasen. Manchmal musste Konsum einfach für diesen kurzen Dopaminschub herhalten, um schwere Zeiten zu überbrücken. Doch irgendwann merkt man, wie sich Wohnungen mit Gegenständen füllen, die einem zwar Freude bereiten, aber in der Masse untergehen. Gerade wenn das Interesse an einem Hobby abflaut, bleiben viele Dinge ungenutzt zurück. Ich habe zum Beispiel eine große Brettspielsammlung, von der bis heute 2-3 Spiele noch nie gespielt wurden, weil mir die passenden Mitspieler oder einfach die Zeit fehlen. Unzählige andere Spiele wurden jeweils nur 1-2x gespielt, aber wann soll man auch die Zeit finden 100 Spiele regelmäßig zu spielen.
Ein anderes Beispiel: Vor Jahren habe ich Magic Karten nicht nur aus Leidenschaft gesammelt, sondern auch als vermeintliche „Investition“. Die Karten haben zwar vermutlich an Wert gewonnen, aber in der Realität verkaufe ich solche Dinge einfach nicht. Oder meine Spirituosensammlung, hochwertig, schön beleuchtet, aber mittlerweile trinke ich keinen Alkohol mehr. Sie stehen da, sehen toll aus, aber letztlich sind es Staubfänger.
Ich hinterfrage mein Konsumverhalten seit einigen Jahren zunehmend, nicht nur wegen des finanziellen Aufwands, sondern auch, weil viele dieser Dinge emotional gar nicht den Mehrwert bringen, den ich mir erhofft hatte. Klar, ich bereue meine Käufe nicht wirklich. Sie waren Teil meines Lebens und mit vielen Erinnerungen verknüpft. Aber in der Masse sehe ich heute vieles kritisch.
Heute finde ich die Frage spannend, welche Gefühle hinter unserem Konsum stecken: Warum kaufen wir? Was ist der emotionale Mehrwert? Und wie viel nutzen wir die Dinge am Ende tatsächlich? Sind wir wirklich Herr, Frau oder eine andere Identität unseres eigenen Verhaltens? Was hat sich aus frühesten Erlebnissen oder jüngsten Erfahrungen unbewusst in uns verankert? So rational, wie wir Menschen uns gerne geben, sind wir keinesfalls – zumindest ich nicht. Und das sage ich, obwohl ich mich selbst für halbwegs intelligent und reflektiert halte.
Abseits davon ist natürlich ein Überkonsum, wie ich ihn selbst betreibe auch in anderen Dimensionen (bspw. Nachhaltigkeit) kritisch zu hinterfragen. Das ist dann entsprechend meine Aufgabe.