Ajlen

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116 - 120 von 122
Ajlen vor 8 Jahren 14 4
6
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Ein zukünftiger Klassiker
Nach dem Studieren der zahlreichen Kommentare zu Aventus, kann man zu dem Ergebnis kommen, dass über diesem Duft bereits alles gesagt wurde. Er wurde bis ins letzte Detail auseinandergenommen und bleibt trotzdem ein Phänomen. Ist das nun berechtigt oder nicht?

Ohne Parfumo hätte Aventus vermutlich nie den Weg zu mir gefunden. Das hat primär mit Creed zu tun. Nach einigen enttäuschenden Empfehlungen, die ich ausprobiert habe, war ich mit der Marke quasi durch. Zu langweilig, teilweise verstaubt für mich. Und die aufgerufenen Preise dafür standen für mich dabei auch in keinem Verhältnis.

Ich weiß, dass das Thema Preis-Leistung ein Schwieriges ist. Bei Duftfans ist das eigentlich nichts anderes als wenn man von schönen Uhren oder anderen sammelswerten Dingen spricht. Der Preis hat da meist weniger mit dem materiellen Gegenwert als mit der empfundenen Wertschätzung für den Gegenstand zu tun. Insofern muss das sicherlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich überlege mir sehr gut ob die gebotene Leistung für mich in Ordnung ist. Im Zweifelsfall ist ein Nicht-Kauf ja auch so ziemlich die einzige Möglichkeit für einen Verbraucher ein entsprechendes Statement abzugeben. Der Hype um Aventus hat mich dann doch dazu gebracht den Duft zumindest einem Test zu unterziehen. Neugier ist etwas Furchtbares. ;-)

Wie schätze ich diese Kreation also ein? Ungeachtet des (auch hier) grenzwertigen Preises und meiner Skepsis, muss man zweifelsohne Anerkennen, dass es sich um einen hervorragend gemachten Duft handelt. Ob es zuvor schon einen Herrenduft gab, in dem die Ananas derart präsent ins Zentrum gestellt wurde, weiß ich nicht. An sich hat Creed das Genre jedenfalls nicht neu erfunden. Ich habe schon vor vielen Jahren das hervorragende 'Ananas Fizz' getragen. Ein ausgewiesener Damenduft. Andererseits habe ich ihn getragen, was ihn ja quasi doch unisex machen muss. ;-) Also war mir persönlich das Thema Ananas gut bekannt. Die Kombination mit den anderen Komponenten ist in Aventus sehr gut gelungen. Die gute Durchschnittsbewertung ist also durchaus gerechtfertigt.

Im Prinzip hat Creed mit dem Duft einen Nerv getroffen. Die Kombination aus Frucht, Süße und Würze spiegelt für mich den aktuellen Zeitgeist in Sachen Parfum wieder. Kaum eine aktuelle Kreation für den Mann, die man sich ganz und gar nicht auch am anderen Geschlecht vorstellen kann. Das wäre vor einigen Jahren noch lange nicht so gewesen. Damit will ich nicht sagen, dass der Aventus unmännlich riecht. Ganz im Gegenteil. Die Definition der Männlichkeit hat sich allerdings auch ein ganzes Stück weiterentwickelt. Zumindest für viele.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe an diesem Parfum viel zu Loben und bis auf den Preis nichts zu Beanstanden. Der Duft funktioniert und ist für mich ein Allrounder, wie er im Buche steht. Unabhängig von der Jahreszeit und dem Anlass kann man damit wirklich nichts Falsch machen. Von dieser Sorte gibt es natürlich einige Düfte, die aber als Nebenwirkung der Kompatibilität fast immer eine gewisse Langweiligkeit mit sich bringen. Und genau da kann der Aventus punkten. Langweilig ist er wirklich nicht.

Eine Sache würde ich noch gerne herausstellen. Man kann dieses Parfüm mögen oder auch nicht. Über Geschmack lässt sich bekanntermaßen nicht streiten. In einem bin ich mir aber ziemlich sicher: in einigen Jahren oder Jahrzehnten wird man Aventus rückwirkend betrachtet als Wegweisend betrachten. Ich bin mit solchen Aussagen eigentlich eher zurückhaltend. Aber ich hatte tatsächlich schon sehr, sehr lange nicht mehr das Gefühl einen zukünftigen Klassiker zu verwenden.
4 Antworten
Ajlen vor 8 Jahren 11 3
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Charmeur der alten Schule
Vor vielen Jahren bin ich zufällig auf Gravel gestoßen. Gesucht habe ich eigentlich etwas Frisches. Doch wie so oft sollte mich das Probeschnuppern bei Wuchsa (ALZD) ganz woanders hin führen...

Der schlichte Flacon hat nicht unbedingt meine Aufmerksamkeit erregt. Schon eher die Kieselsteinchen auf dem Boden der Flüssigkeit. Dazu die charmante Story, gleich wieviel Wahres dran sein sollte. Ja, der erste äußere Eindruck kann täuschen. Und noch nie habe ich mich so gern geirrt wie bei diesem Nasenschmeichler.

Der Duft selbst ist für mich schwer zu beschreiben. Die beiden anderen Parfumos sprechen von Lavendel. Mag sein, Ich rieche vor Allem viel Holz. Sehr weich und rund. Dunkel und auch süßlich. Der Weihrauch gibt dem Ganzen noch einen leichten sakralen Touch. Alles in Allem sehr balsamisch und perfekt abgestimmt ohne langweilig zu werden. Ein Parfum, wie geschaffen dazu Emotionen zu wecken. Und dabei stets absolutes Understatement: A Men's Cologne. Nicht mehr und nicht weniger. Chapeau.

Nun, da sich mein Vorrat dem Ende zuneigt, habe ich gelesen, dass der Erfinder und Produzent verstorben sei und der Duft daher nicht mehr hergestellt wird. Eine kurze Internetrecherche scheint das zu bestätigen. Gravel scheint nicht mehr bei den üblichen Verdächten im Angebot zu sein.

Soll es das also etwa gewesen sein? Noch ein großer Klassiker der einfach so verschwindet und mich mit einer Million beliebig-austauschbarer Duftwässerchen zurücklässt? Ich will es an dieser Stelle mal ganz klar festhalten: So langsam bin ich mit der Gesamtsituation unzufrieden!
3 Antworten
Ajlen vor 8 Jahren 14 8
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Heute ist ein Napoli-Tag
Heute ist es also mal wieder soweit. Einer der Tage, an denen man sich kaum aufraffen kann. Das Bett klebt regelrecht an mir und will gar nicht loslassen. Trotzdem muss ich raus. Es braucht einen guten Grund um aufzustehen. Kurzum: Es ist offensichtlich ein Napoli-Tag.

Stellt sich natürlich mal wieder die Frage, ob es einer weiteren Rezension für einen längst vergangenen Duft bedarf. Nein, sicher nicht. Aber einer Huldigung. Denn den Duft mag man mir genommen haben, die Erinnerung daran muss aber unbedingt weiterleben.

Missmutig begutachte ich den spärlichen Rest dieses genialen Parfums, das sich leider nur sehr kurz auf dem Markt behaupten konnte. Ich nehme einen kräftigen Sprühstoß aus dem Recht simplen aber wertigen Flacon unfrage mich immer wieder warum. Dieser wunderbare zitrisch-frische Auftakt. Fruchtig, gefällig, ohne die oftmals unangenehme Säure. Für mich immer noch unangefochten die Referenz in Sachen Bergamotte ohne dabei zu monoton zu wirken. Später werden die Früchte galant von floralen Noten umgarnt und erhalten Rückendeckung von weichem Holz und Gewürzen. Diese sind allerdings stets so subtil und zurückhaltend, dass die fruchtige Leichtigkeit nie erdrückt wird.

Noch ein Grund um Napoli nachzutrauern ist die gute Haltbarkeit. Auf meiner Haut begleitet mich der Duft fast den ganzen Tag. Die Sillage ist zwar eher körpernah, aber die Ausdauer sehr gut für einen solch frischen, sanften Duft. Sowas findet man leider quasi nicht mehr. Falls doch jemand einen alternativen Vorschlag für mich hat: Bitte lasst es mich wissen.

Ich nehme also einen weiteren Spritzer Napoli, der sofort meine Lebensgeister weckt. Man kann mit diesem Duft einfach keine schlechte Laune haben. Ach, könnte doch nur jeder Tag ein Napoli-Tag sein.
8 Antworten
Ajlen vor 8 Jahren 4 3
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Von Theorie und Praxis
Ihr kennt das sicher: Man freut sich auf einen bestimmten Duft und man möchte, dass er einem gefällt. Sehr sogar. Und dann kommt man zum Testen und Heureka! Er gefällt tatsächlich. Zufrieden schnappt man sich also ein Fläschen, bezahlt und geht glücklich nach Hause. Soweit so gut und klingt eigentlich nach Happy End. Warum es dann doch anders kam, hat mit Theorie und Praxis zu tun.

Da ich an jenem Tag bereits einen anderen Duft an mir trug, habe ich La Nuit de L`Homme nur in der Theorie auf dem Teststreifen probiert. In der Praxis auf meiner Haut funktioniert der Duft leider nur bis zum Eintritt der Herznote. Dann taucht eine Komponente auf, die sich mit meiner Haut so gar nicht vertragen will. Ich kann mich dann nicht mehr riechen. Oder besser gesagt kann ich mich schon riechen- was aber genau das Problem darstellt. Denn was ich da rieche, mag ich nicht riechen. Vielleicht ist es auch der Kümmel aus der Basisnote, der sich schon früh bemerkbar macht? Die anderen Komponenten erscheinen mir eigentlich zu "üblich" dafür.

Nun könnt ihr natürlich sagen: "Selbst schuld, man muss immer auf der Haut testen". Stimmt schon, aber dieses Problem hat sich mir einfach noch nie gestellt. Das ist insofern schon beachtlich weil mir das in allen Jahren meiner Duftreise wirklich noch nie passiert ist. Ich habe einen sehr neutralen Eigengeruch, der sich bislang noch nie mit einem Duft gebissen hat, gleich ob aus einem Duschgel, Deo oder Parfum. Es gab natürlich schon 'Kreationen', die ich nicht mochte oder einfach nicht zu mir gepasst haben. Aber da war es dann immer einheitlich auf Papier und Haut so. Also habe ich das jetzt mehrfach getestet, um sicher zu gehen. Unterschiedliche Temperaturen, unterschiedliche Anlässe, unterschiedliche Stimmungen- Immer der gleiche Effekt.

Irgendwie tragisch, dass mir das gerade bei diesem Parfum passiert, das ich so gern gern haben möchte. Und natürlich kann ich ganz neutral betrachtet feststellen, dass es ein sehr gut komponierter Duft ist, der darüber hinaus auch noch eine sehr gute Haltbarkeit hat. Auch wenn ich es nicht riechen mag- ich rieche es sehr ausdauernd. :-( Also ein nettes Parfum, das wohl einfach nicht zu mir passt. La Nuit de L´Homme fällt bei mir wohl unter die Kategorie "Theoretischer Duft". Daher muss ich leider sagen: Je suis désolé, M. Minuit.
3 Antworten
Ajlen vor 8 Jahren 11 4
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Du süßer kleiner Égoïste...
Égoïste und ich haben eine lange gemeinsame Geschichte. Zu Beginn konnte ich recht wenig damit anfangen. Später als ich die Einzigartigkeit zu schätzen gelernt hatte, war ich jahrelang ein regelrechter Fanboy. Die zahlreichen Querverweise auf den großen Duftklassiker von Chanel haben mich neugierig auf Spicebomb gemacht.

Der Eindruck nach dem ersten Test: Ja, ganz eindeutig. Die Parfumos haben nicht geirrt. Spicebomb ist ein (vermutlich unehelicher) Nachwuchs. Ein Vaterschaftstest erübrigt sich, die DNA von Égoïste ist deutlich vorhanden. Die Mutter ist mir nicht bekannt- es muss jedenfalls ne süße Synthetische gewesen sein. Das Ergebnis dieser Verbindung ist ein süß-würziger Abkömmling, der mich sehr positiv überrascht hat.

Die ersten Minuten bin ich vollkommen eingelullt von ungeheurer Süße, die mich an Grenadine erinnert. Und gleichzeitig überrascht. Das riecht so grandios-billig, dass ich mich frage ob es überhaupt in Ordnung ist, sowas zu mögen. Sobald sich dann die Würze des Papas hinzugesellt sind aber alle Zweifel verflogen: Das ist sowas von in Ordnung! Sehr angenehm finde ich den sehr gut ausbalancierten Duftverlauf von Pfeffer über Zimt zu Leder, der dazu führt, dass sich der Duft über den Tag hinweg entwickelt und trotzdem im Kern stets die süße Würzigkeit behält.

Die Intensität finde ich prima gelungen. Präsent genug, aber nie over-the-top. Sillage-Queens würden es sich vermutlich noch kräftiger wünschen. Die Ausdauer hingegen könnte auch für mich etwas besser ausfallen. Nach einem normalen Büroarbeitstag ist Spicebomb abends nur noch angenehm-dezent wahrnehmbar. Immerhin.

Im Endeffekt könnte man Spicebomb als Next-Generation-Égoïste bezeichnen. Er würde wahrscheinlich auch als Update oder Flanker durchgehen. Aus meiner Sicht jedenfalls rundum gelungen. Schöne Grüße an die Eltern: Gut gemacht!
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