Ameise

Ameise

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6 - 10 von 11
Ameise vor 11 Jahren 7 7
7.5
Flakon
6
Duft
Obstsalat
Heute eine Douglas-Sendung erhalten mit zwei Proben "blauer" Düfte. So kann ich nun nach Eau de Grey Flannel gleich noch weitere "Wässerchen" testen.

Bleu kommt bei mir - angesichts des wirklich eleganten nachtblauen Flakons - etwas unerwartet orange und schnell mit Grapefruit zur Sache, einen Duft, den ich persönlich ganz gerne habe. Also bis dahin recht gefällig. Danach folgt für mich ziemlich unverkennbar der Ingwer. Das geht auch in Ordnung. (Allerdings bekomme ich nun tatsächlich Appetit auf einen meiner Obstsalate, den ich gelegentlich mit - wie kann es anders sein - rosa Pfeffer würze.)

Das ist zwar alles wirklich lecker, aber satt werde ich davon nicht.

Mit Chanel geht es mir ganz ähnlich wie Profumo. Antaeus (in der OV) hat mir seinerzeit einen gehörigen - bis heute nachklingenden - Schlag versetzt. Insofern stelle ich an Herrn Polge einfach bestimmte Ansprüche, die hier nicht befriedigt werden. (Wäre der Duft von Boss, wäre ich wahrscheinlich gnädiger.)

Ein unkomplizierter Büroduft. (Olfak hat Recht: Ich bin Architekt. Ich kenne solche von ihm beschriebenen Büros ganz gut.)
Außerdem fein für ein sommerliches Picknick am See (ohne Grillen!).
Ansonsten auch ein dekorativer Flakon fürs Designer-Bad.
7 Antworten
Ameise vor 11 Jahren 8 7
10
Flakon
8
Duft
Der Gestank des Pan
Gleich vorneweg: Dies wird kein wirklicher Kommentar zu dem eigentlichen Duft! Ich habe diesen zwar vor rund 20 Jahren besessen und mochte ihn auch wirklich sehr. Aber obwohl ich mir einbilde, ein recht gutes Duftgedächtnis zu haben, traue ich mir nicht zu, diesen hier nach so lange Zeit aussagekräftig und fair beschreiben zu können. (Bei ebay finden sich derzeit noch ein paar günstige Miniaturen, von denen ich mir vielleicht auch eine zulege. Gegebenenfalls werde ich meinen Kommentar dann noch um einige Anmerkungen ergänzen.) Für heute geht es mir aber zunächst um etwas anderes, dass mir an ihm - genauer an seinem Flakon - aufgefallen ist. Und da ich zu diesem Punkt bislang nirgends eine Erwähnung gefunden habe, würde ich das doch gerne beisteuern:
Ich nehme an, die meisten hier kennen Patrick Süskinds "Das Parfum". Es gibt allerdings noch ein anderes - in Deutschland wahrscheinlich weniger bekanntes, englischsprachiges - Buch, dessen Hauptthema die Suche nach einem besonderen Duft ist - genauer gesagt: nach der richtigen Basisnote für einen Duft. Das 1984 erschienene "Jitterbug Perfume" von Tom Robbins ist eine amüsante - ein bisschen verworrene, weil über Jahrhunderte und Kontinente spannende - Detektivgeschichte, in der viele Protagonisten auf der Spur der letzten Zutat für das "parfum suprême" sind. Die Rezeptur für dieses Wunderwasser - im Buch Kudra 23 genannt - wurde vor langer Zeit von einer gleichnamigen Frau mit dem ganz pragmatischen Wunsch komponiert, einen Duft zu finden, dem es gelingt, den Ziegengestank des Gottes Pan zu maskieren, damit dieser sich in der Welt von den Menschen unentdeckt bewegen kann. (Ich weiß: das klingt ziemlich psychedelisch, aber die Geschichte ist wirklich sehr unterhaltsam.) Jedenfalls lässt diese Frau im mittelalterlichen Paris eine Glasflasche anfertigen, um darin das - noch unfertige - Parfum aufzubewahren. (Unfertig, weil sie die alles entscheidende Basisnote, nämlich die Pollen der roten Beete, noch nicht entdeckt hat.) Das Äußere dieses Flakons wird in dem Buch genau beschrieben. Vor allem eine Besonderheit: Sie lässt darauf ein Abbild des ziegenbeinigen, gehörnten Gottes Pan eingravieren, wie er auf seiner Flöte spielt.

Nun, als ich 1990 Relax von einer Freundin geschenkt bekam, kannte ich das Buch noch nicht. Dennoch fiel mir damals schon auf, dass ein solcher Faun oder Pan auch diesen Flakon zierte. (Auf dem von Lancaster85 unten eingstellten Bild schön zu sehen.) Irgendwie unvermittelt, wie ich fand, denn was hatte dieser Duft mit dem griechischen Hirtengott zu tun? Weder das übrige Packaging noch das Marketing lieferten einen Hinweis.
Erst als ich dann einige Jahre später das Buch las, ergab das schließlich einen sympatisch-augenzwinkernden Sinn.
Relax ist sicher Lichtjahre entfernt von jenem "literarischen" Meisterwerk und würde vor dem Bocksgestank eines Gottes vermutlich kläglich kapitulieren müssen, aber dennoch empfand ich diese dezente, bonmothafte und gleichzeitig anmaßende Anspielung auf das "PanAroma" (so der deutsche Titel des Romans) ganz "neckisch". Ich liebe das, wenn es Düften gelingt, über sich selbst hinaus auf andere Genres zu verweisen. Und wer weiß, vielleicht haben die Nasen bei Davidoff wirklich einfach nur die rote Beete Pollen weggelassen, die Relax zu eben dem "parfum magnifique" machen würden?;-)

to be continued
7 Antworten
Ameise vor 11 Jahren 9 3
7.5
Flakon
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Der Duft ohne Namen
So schlicht, er hat nicht einmal einen Namen? Einfach nur Helmut Lang Eau de Cologne. Sonst nix. Transparenter Glasflakon mit einem rechteckigem, weißen, aufgeklebten Papierettiket (!) mit schwarzer Groteskschrift. Nichts Aufgeregtes. Geradezu unschuldig. Als käme er gerade erst aus dem Labor. Das pure Understatement.
Zum ersten Mal gerochen habe ich ihn 2001 an einem jungen Mann, in den ich wahrscheinlich gerade begann, mich zu verlieben. Allerdings habe ich zunächst überhaupt nicht begriffen, dass es sich bei seinem einzigartigen Duft tatsächlich um ein Parfum handelte. Das verstand ich erst, als ich eines morgens in seinem Bad an dem Fläschchen schnüffelte.
Eigentlich war ich bis dato kein bekennender Freund von cleanen Frische-Wäsche-Düften gewesen. Mich begeisterte Antaeus oder Jil Sanders Man Pure. Aber dennoch: Das war für mich etwas ganz Besonderes!
Das roch nicht einfach nur sauber wie auf altmodische Weise gestärkte und gebügelte Hemden, nach weißer Baumwoll-Bettwäsche oder Schiesser-Slips, die gerade aus der Packung kommen. Das roch nicht nach weichgespülter Chemie, sondern eben nach weicher, warmer Haut. Ohne Schweiß, wie frisch gepudert, aber ganz klar lebendig, nach Mensch.
Helmut Lang ist kein Wasserduft. Er ist nicht blau, sondern von einem ätherischen weiß oder zartrosa. Lavendel, Jasmin und Maiglöckchen lassen ihn nicht gerade männlich klingen, aber er ist dennoch nicht feminin. (Ich habe einmal gehört, dass die spezielle Molekülverbindung, die den Maiglöckchen-Duft ausmacht, sich auch im menschlichen Fruchtwasser findet. Deshalb wird Maiglöckchen auch - so die Forschung - von Menschen aller Kulturen als angenehm empfunden.) Männliche Engel - von denen es heißt, sie haben keinen Eigengeruch - würden ihn wohl tragen, wenn sie sich unter die Sterblichen mischen, um nicht als Engel aufzufallen.
Helmut Lang ist kein Duft für den großen Auftritt. Er ist etwas für die intimen Momente, wenn sich ein Kopf an die Schulter legt und jemand sagt: "Du riechst so gut." Der olfaktorische Kuss auf die Stirn.

P.S.
Dass dieser namenlose Duft so schnell nach seiner Einführung verschwunden ist, ist zwar extrem bedauerlich, aber es macht ihn auch auf eine bestimmte Weise kostbar. Bereits vor 4 Jahren habe ich eine 50ml Flasche bei ebay nachgekauft - für damals schon vergleichsweise unglaubliche 90 Euro. Im Augenblick werden 100 ml für fast 300 Euro gehandelt. Und dennoch: Ich konnte heute einen eingeschweißten, originalverpackten 100 ml Flakon aus England für gerade mal 150 Euro ergattern.
3 Antworten
Ameise vor 11 Jahren 14 7
10
Flakon
10
Haltbarkeit
10
Duft
Das würde Guy Montag tragen
Fahrenheit 451 ist der Titel eines Romans von Ray Bradbury aus den frühen 50er Jahren, der 1966 von Francois Truffaut kongenial verfilmt wurde. Der Titel verweist auf die angenommene Temperatur, bei der Buchpapier sich selbst entzündet.
Die Geschichte handelt von einem dystopischen Staat, in dem es verboten ist, Bücher zu lesen oder zu besitzen. Der Protagonist ist ein sogenannter Feuermann namens Guy Montag, dessen Aufgabe es ist - statt Feuer zu löschen -, aufgespürte Bücher unerbittlich zu verbrennen. Dazu werden diese mit einer benzinartigen Flüssigkeit übergossen und angezündet. Für mich ist Diors Fahrenheit eben jene Flüssigkeit. Guy Montag würde nach getaner Arbeit nach Fahrenheit riechen.

Für mich ist Fahrenheit nicht einfach ein Parfum. Es ist etwas, dass sich in eine "große Erzählung" einklinkt, etwas, dass Kulturgeschichte anzapft und diese fortschreibt. Dass Dior auf Bradbury und den großen Franzosen Truffaut anspielt, war mir immer selbstverständlich. Zwar könnte die unbestimmte Maßeinheit auch jede andere Temperatur assoziieren lassen. Doch der großartige schlichte Flakon mit dem flammenartigen Farbverlauf erinnert bestimmt nicht zufällig an das in Frankreich übliche Zeichen für Feuerlöscher.

Dass Fahrenheit diese unverwechselbare Petroleum- oder Gumminote verströmt - etwas, was man angesichts der tatsächlichen Bestandteile (Kamille! Maiglöckchen!) nicht wirklich vermuten würde - ist nicht nur folgerichtig, sondern macht den Duft zu einem meiner Ansicht nach stimmigen Kunstwerk. Fahrenheit ist nicht einfach nur ein gefälliger Wohlgeruch. Fahrenheit hat ein Thema, welches kompromisslos in allen Aspekten durchgearbeitet wurde. Man muss es nicht mögen oder tragen, um anzuerkennen, dass hier tatsächlich etwas Besonderes geschaffen wurde, was sich über den pragmatischen Wunsch, einfach nur gut zu riechen, hinaus hebt.

Dass Fahrenheit trotz allem - oder deswegen?- nun schon 25 Jahre in den Regalen steht und unter den am meisten gekauften Parfums einen Platz hat, überrascht mich persönlich schon, weil ich finde, dass es ein sehr anspruchsvoller und einnehmender Duft ist. Er steht irgendwie immer über dem Träger. Er verschmilzt nicht mit ihm. Er ist so unverwechselbar und eben auch so bekannt, dass er nichts über den Träger auszusagen scheint. Er geht keine Kompromisse ein. Er könnte sich jederzeit entzünden und mich einfach mit verbrennen. Es ist ein Spiel mit dem Feuer. Fahrenheit ist eine olfaktorische Sirene.

Fahrenheit ist nichts für jeden Tag - es sei denn, man arbeitet an einer Tankstelle oder auf einem Öltanker. Wer ihn dennoch im Büro trägt, sollte Architekt oder Ingenieur sein. Fahrenheit ist auch ein technischer Duft.

Mir ist rätselhaft, warum es zu diesem Duft so viele Spin-offs und Umformulierungen geben musste. Das exzessive Vermarkten hat ihm leider den Beigeschmack eines massentauglichen Allerweltsprodukts verpasst und ihm viel von seiner alarmierenden Präsenz genommen. Ich wünsche Fahrenheit eine Zeit, in der ihn weniger Leute tragen. Vielleicht werden seine hausgemachten Epigonen auch irgendwann verschwinden, so dass man sich wieder auf ihn alleine konzentrieren kann.
7 Antworten
Ameise vor 11 Jahren 4 4
2.5
Haltbarkeit
1
Duft
Wick Blau?
Gleich vorneweg: Ich bin wohl kein Freund von diesen ätherischen "blauen Wasserdüften". Die sind mir meist zu eindimensional und blutleer. Und Eau de Grey Flannel bestätigt alle meine Ressentiments. Die Mandarine, Zitrone und Zeder in der Kopfnote sind für mich nicht wahrnehmbar. Allerdings ist die Kümmel- und Anisnote sehr ausgeprägt. Dann folgt tatsächlich die adstringierende Kühle des Eukalyptus, die bei mir recht lange anhält. Das verströmt irgendwie den Charme eines medizinischen, die Bronchien öffnenden Inhalierstiftes oder eines Halsbonbons. Die Haltbarkeit auf meiner Haut ist so gering, dass ich zur versprochenen warmen, tragenden Basisnote (Moschus, Sandelholz) garnicht erst komme. Tut mir leid, aber diesen Duft braucht niemand.
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6 - 10 von 11