Coriolon

Coriolon

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6 - 10 von 42
Coriolon vor 11 Jahren 14 5
10
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
6
Duft
ins Bolshoi - mit einem Hauch von Duft
Der Kommentar zu Le Bolshoi fällt mir nicht ganz leicht. Ich, der mehr Sammler als Parfum-Verwender ist, verdanke dieses Parfum eher meiner Überschwänglichkeit, als meiner Vernunft. Die erste Edition von Le Bolshoi wurde Ende Oktober 2011 zur feierlichen Eröffnung des Theaters nach 7-jähriger Renovierung und Restaurierung präsentiert. Alle Flakons gingen vom Guerlain-Werk Orphin gleich in den Export nach Moskau. Meine Sammler-Leidenschaft war geweckt als für 2012 eine Neuauflage annonciert wurde, mit dem Hinweis, dass einige Exemplare in Paris erwerbbar wären.
Le Bolshoi 2012 nenne ich nun mein Eigen und über die Ausführung dieser 2. Edition gibt es keinerlei Makel. Etikett und abnehmbarer Ballonzerstäuber sind in schwarz. Das eigentliche Augenmerk ist die (ebenfalls abnehmbare) rote Kamee. Das kleine begleitende Booklet gibt hierüber Auskunft. Die Kamee ist ein Werk des „Ateliers Truscelli“ und zeigt Violetta, die Hauptakteurin in Verdis La Traviata. Das Parfum hat eine auffallende, fast ins Orange gehende Farbe.
Soweit die Präsentation- nun zum Duft.
Die hier in Parfumo gelisteten Duftnoten sind eins zu eins in dem kleinen Booklet aufgeführt. Sie führten mich aber komplett in die Irre. Unter Bitterorange, Orangenblühten, Ylang- Ylang und Jasmin erwartete ich eine pikante, bittere bzw. leicht stechende Note. Ich, der mit weißblütigen Düften eher auf Kriegsfuß steht, hatte keine große Erwartung an dieses Parfum.
Tatsächlich ist hier aber nichts stechend, vordinglich, erhaben oder gar prägnant. Alles ist auf das Minimalste reduziert. Ein zartblumiger Auftakt, der schon erahnen lässt, dass er keine weiteren Offenbarungen liefern wird. Ein diskreter Veilchenakkord ist wahrnehmbar und liefert Zurückhaltung, die schnell in der(Guerlain-typischen) pudrigen und balsamischen Note von Tonka und Vanille verschwindet. Hier gibt es keine strahlende Eleganz oder gar eine raumfüllende Sillage. Ich sehe Le Bolshoi bei jungen Damen beim Wiener Debütantinnenball - elegante Leichtigkeit, Akkuratesse, Grazilität und nur ein Hauch von Parfum.
Le Bolshoi zählt mit zu den letzten Werken von Jean-Paul Guerlain. Er schuf dann in 2010 noch die beiden Arsène Lupin-Düfte. Selten hat er einen so zurückhaltenden Duft geschaffen, der ja ursprünglich ‚Les Secrets de Sophie‘ hieß.
Das größte Geheimnis aber bleibt für mich die Frage, warum man ausgerechnet einen so flüchtigen und leichten Duft zur feierlichen Eröffnung des Bolshoi Theaters nach Moskau lieferte? Bekanntermaßen sind die dortigen Parfum -Vorlieben alles andere als diskret und zurückhaltend.
Fazit: Für Sammler ist die Edition Le Bolshoi sicherlich interessant und begehrenswert, Parfum- Enthusiasten dürften enttäuscht sein.

Eine etwas detailliertere Aufnahme des Flakons ist in meinem Fotoalbum.
5 Antworten
Coriolon vor 11 Jahren 20 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Die Liebesfalle
Beschäftigt man sich mit der Vielzahl von Parfums die Guerlain in den Jahren 1999 bis 2001 fast inflationär auf den Markt brachte (in 1999 waren es ca. 10 Düfte), wird man unweigerlich bei Guet -Apens verweilen. Allein der Name macht schon neugierig. Frei übersetzt mit „Hinterhalt“. Das Guerlain’sche Marketing lieferte seiner Zeit auf meine Anfrage hin „die Liebesfalle“
Guet –Apens erscheint zunächst überfallartig, ja fast narkotisierend, eine fruchtige Süße, die mich an Aprikosen, eingelegt in Hochprozentigem erinnern. Wirkt der als Eau de Parfum präsentierte Duft zunächst kühl, eröffnen sich im weiteren Verlauf wärmere Tendenzen, die die betörende Süße der Vanille zeigen. Bis hierhin wirkt alles noch sinnlich. Dann taucht Guet-Apens hinab ins Dunkle, ins Tiefe und entfaltet nun seine ledrigen Aspekte. G-A wirkt berauschend. Ich las hier im Forum etwas von schmutzig. Ja, das mag durchaus stimmen. Schmutzig, aber bitte nicht dreckig, doch durchaus animalisch. Und wer es mag, wird sicherlich gerne in diese (Liebes-)Falle stolpern. Guet-Apens verlangt nach Präsenz und Show, er ist laut, er ist nicht für Schüchterne und Zurückhaltende. Er braucht keine Worte. Nichts für lieblich Kuschelnde…
Guet-Apens ist ein „Entweder/Oder- Duft“. Selten hat ein Duft eine solche eindeutige Klassifizierung gezeigt. Sofortige Begeisterung oder komplette Ablehnung. Liebhaber berufen sich auf die überschwängliche Opulenz, dürften es aber auch schwer haben, ähnliches zu finden. Die Gegner werden ihren Misskredit mit Aufdringlichkeit und Penetranz erklären und ihnen wird die extreme Haltbarkeit noch den Rest verleihen.

Die Erreichbarkeit ist zwar vielfältig und dennoch höchst eingeschränkt. Was hier paradox klingt lässt sich einfach erklären:
Verwirrend wie der Duft ist auch die Art unterschiedlichster Präsentation:
-Guet-Apens wurde Weihnachten 1999 limitiert im tiefblauen, eckigem ‚Flacon Lanterne‘ ‚ mit blauem Samtband, vor einem glänzend, blauem Spiegel präsentiert. (Dieser Flakon stammt von 1935; Guerlain präsentierte damals Jicky in einem neuen Gewand, eben in diesem Flakon.)
-Im Oktober 2002 wurden 250-ml Weißbienen mit dem Etikett : „Guerlain/Fragrance Collection/ Limited Edition No.68 „ auf den Markt gebracht. Diese erreichten auch Deutschland und waren vornehmlich an den Guerlain-Countern der Kaufhäuser erhältlich.
-2005 wurde das Pariser Stammhaus unter dem Namen ‚Maison Guerlain‘ feierlich eröffnet und die Serie ‚Les Parisiennes‘ herausgebracht. In dieser Serie erlebte Guet-Apens, nunmehr unter dem Namen ‚Attrape Coeur‘ eine Wiedergeburt. (Attrape = Fänger/ Coeur= Herz).
-2005 ebenfalls wurde zur Maison-Eröffnung ein Flakon für die Presse herausgebracht. Ein ‚Flacon Quadrilobé‘ (der uns bekannt Jicky- Extrait Flakon). Das Etikett trug außer dem Eröffnungsdatum und dem Namen Guerlain keinen weiteren Zusatz. Die Presse dürfte sich über diese ‚Kleinigkeit‘ gefreut haben.
-2008 wurde zur endgültigen Verwirrung aller ‚Vol de Nuit Evasion‘ für den Duty Free Markt herausgebracht. Hier wurde allerdings erstmalig die Version eines Eau de Toilette von Guet-Apens präsentiert. Ich finde die Namensgebung problematisch . Ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass hier unter dem Namen Vol de Nuit falsche Vorstellungen geschaffen wurden, denn nichts, überhaupt nichts hat Vol de Nuit mit diesem Duft zu tun.

Wer also nun ausschwirrt, um entweder selber die Falle aufzustellen oder sich auch gar fangen lassen möchte, hat nun mit den 5 verschiedenen Präsentationen ein breites Feld, aber Fakt ist, dass dieser Duft nicht mehr produziert wird. Für Flakon Sammler ist sicherlich das Original Guet-Apens von 1999 das Objekt der Begierde. Für die Preisbewussten unter uns dürfte Vol de Nuit Evasion interessant sein. Ich sah im letzten Jahr noch einige Exemplare auf frz. Flughäfen ( vornehmlich Bordeaux und Toulouse) für unter 50 Euro.
Guet-Apens stammt nicht ausschließlich aus der Hand von J.-P.Guerlain. Mathilde Laurent wird hier als Parfümeur genannt. Sie war 1999 für Guerlain schwer beschäftigt, unter anderem entstanden unter ihrer Inspiration 3 Aqua Allegorien (Pamplelune, Herba Fresca, Ylang & Vanille )sowie das limitierte Vol d’Été.
5 Antworten
Coriolon vor 12 Jahren 16 11
10
Duft
Die Sucht nach Vanille
Bei der damaligen Ankündigung konnte ich sowohl mit dem Namen aber auch mit der Duftaussage wenig anfangen. Ich hatte allenfalls Gedanken an Paco Rabanne‘s ‚Metal‘ Als ich ihn mir dann zu Weihnachten selber schenkte, war ich zwar stolz ihn zu haben, aber ich schaute wohl neugierig schon auf die nächsten Neuerscheinungen. Er kam in die Kommode - Klappe zu, Affe tot!

Manchmal braucht man fast 12 Jahre um seiner ‚Schätze‘ gegenwärtig zu werden. ‚Metallica‘ ist ein Juwel unter den Orientalen von Guerlain. Spannend ist der Kontrast zwischen der anfänglichen kühlen Ausstrahlung (und hier wird Jean Paul auch seine Inspiration gesehen haben) und dem langsamen Erwärmen bis hin zur wahrlich ‚heißen‘ Phase, in der die volle Vanille auflodert. Blumig, pudrig-süß,ja -ich verwende den Begriff ‚süß‘ in der Parfumsprache ungern -aber hier trifft er zu. Passender Weise kann man ihn auch floral-orientalisch nennen. Einem französischen Kommentar entnahm ich, dass sich hier Caron’s ‚Bellodgia‘ mit dem ‚Véritable Spiritueuse Double Vanille‘ träfe. Ganz treffend formuliert.
Nach Jahren habe ich den Duft nun sowohl auf einem Teststreifen aber auch auf dem Handgelenk .Eine gewisse Sucht bricht in mir auf, immer wieder greife ich zu dem Streifen. Schön. Ich stelle ihn mir zu besonderen Anlässen vor, abendlich-festliche Robe, schönes Ambiente, bewundernde Blicke - ein starker Auftritt!
Das Eau de Toilette ist dunkel-golden und gibt dem Bienenflakon etwas Wertvolles. Die Bienen und der Verschluss sind silberfarbig, womit wir hier den Bezug zum Namen( Metall) haben.

Es gab mehrere Anlässe, mich nun mal wieder mit ‚Metallica‘ zu beschäftigen. Zum einen wird hier im Forum gerade eine gewisse Müdigkeit und mangelnde Euphorie beim Test neuer Düfte diskutiert und daraus resultierend kam der Aufruf, das Bewusstsein auf Vorhandenes zu lenken. Zum anderen bringt Guerlain gerade die dritte Version von ‚L’Abeille‘ raus. Diese super-luxuriöse Kristall-Biene wird in diesem Jahr eben mit einer cremigen Metallica-Extrait-Version 50 Mal abgefüllt.
Ich tituliere ‚Metallica‘ mal als ein vergessenes Parfum. Hier im Forum haben ihn 10 User im Bestand, es gibt keinen Kommentar. Gut, ‚Metallica‘ kam 2000 als 250ml –Flakon und als ‚one-shot‘ heraus. Der Zugang war eingeschränkt.
Aber selbst als er 2005 als Eau de Parfum unter dem neuen Namen ‚Metalys‘ in der Maison-Guerlain-Les Parisiennes-Reihe Einzug hielt, fand er offensichtlich wenig Beachtung. Die Produktion ist heute eingestellt. Nach meinen heutigen Test eigentlich unverständlich, denn hier wurde wirklich was Großes kreiert.
Sollte er mal wieder zu erschwinglicheren Preisen im www. auftauchen und man ein Liebhaber von Vanille ist, kann es nur eine Empfehlung geben: zuschlagen!
11 Antworten
Coriolon vor 12 Jahren 10 4
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
eine sagenhafte Interpretation eines Paradies-Duftes
Während meines Paris-Besuches in der vergangenen Woche wurde ich stolzer Besitzer eines Flakons von ‚Paradis Inderdit‘.
Halt! Stopp! Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen : Natürlich habe ich NICHT die ‚Abeille aux Ailes Or‘, nein, es ist vielmehr der übrig gebliebene Tester- Flakon, mit dem kostbaren Inhalt des Extraits.

Das verbotene Paradies. Eine durch und durch florale Note, die mich von sofort an ‚Jardin de Bagatelle trifft Lys Soleia‘ erinnerte. Opulenz durch weiße Blüten. Im ausgewogenen Verhältnis stehen hier Jasmin, Gardenien und Ylang-Ylang zueinander. Fruchtnoten, abgeschwächt, sorgen für einen interessanten Kontrast zu einer vollen Honignote. Der Duft strahlt etwas ‚Sonniges‘ aus. Man fühlt intensive Wärme. Auch ‚Lys Soleia‘ erinnert mich an sonnengewärmte Haut in der Karibik, aber diese Allegorie verflacht und wirkt starr und stumpf im direkten Vergleich mit ‚Paradis Interdit‘.
‚Paradis Interdit‘ hat Tiefgang. Ein intensives Extrait für einen großen Auftritt in festlicher Robe. Ein großartiges, einzigartiges Parfum.

Der Duft wird in einem besonderen Flakon angeboten. Ein Baccarat-Kristall in Form einer Biene. Es wurden 2011 insgesamt 57 Exemplare hergestellt. Die Form fasst 245 ml.
Wer sich ein Exemplar in Natura mal anschauen möchte; die Guerlain-Boutique Vendome hat noch eine Ausgabe dieses Kleinods.
4 Antworten
Coriolon vor 12 Jahren 11 5
10
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
5
Duft
Früchte und gestoßener Pfeffer
Es gab eine Menge Vorschusslorbeeren.Der 8.Duft aus der L’Art et la Matière- Serie sollte etwas besonderes sein…. Erinnerungen an ‚Djedi‘ würden geweckt…. Traumhaft…..
Ich weiß nicht mehr, mit welchen salbungsvollen Worten die Mädels von Guerlain in Paris mir schon vor Monaten diesen Duft schmackhaft machen wollten. Neugierig war ich - klar. Skeptisch aber auch. Wusste ich doch, dass dieser Duft im Austausch für mein so innig geliebtes ‚Iris Ganache’ kommen sollte.
Heute führte mich der Weg über die Maison-Guerlain Filiale am Kurfürstendamm. Einige Sprüher auf’s Papier, einige Sprüher auf den linken Handrücken. Schweigen. Ich musste nochmal nachlegen. Hätte man mich beobachtet, hätte man mein Mißgefallen sofort bemerkt. Ich bin über den Duft enttäuscht. Zu hoch hingen die Erwartungen. Für einen Duft in der Kategorie ‚Orientalisch‘ wünschte ich mir etwas mehr Kraft, Volumen und vor allem Ausstrahlung.Zu zart startet die die Kopfnote. Die weitere Entwicklung bleibt auf reduziertem Niveau.
Der Namensgeber Myrrhe ist mir noch aus der Goutal’schen ‚Collection Orientalistes‘ gegenwärtig und hier ist die Ausstrahlung des Rohstoffes sehr gefällig prägnant.

Bei der Guerlain-Komposition kommt Myrrhe schon in der Kopfnote vor und ist dann auch Begleiter in allen weiteren Entwicklungsstufen. Erinnerungen an Marmeladen stellen sich ein. Aber hier ist es nicht nur die fruchtige Süße von Früchten sondern ein würziger, scharfer Beigeschmack, so als ob frisch gestoßener, schwarzer Pfeffer hinzugefügt wird. Mit einem leichten Patchouli-Akkord wird die Basis begleitet.
Eigentlich liest sich das alles recht spannend. Aber wie bereits erwähnt, es fehlt die Intensität. Man sollte sich schon sehr nahe kommen, um ‚Myrrhe & Délires‘ bei seinem Partner/innen wahrnehmen zu können. (Der Duft wird als Unisex-Duft deklariert).
Ich habe unter Myrrhe immer etwas geheimnisvolles, mystisches, aber auch anregendes, stimulierendes erwartet.
Ich weiß nicht, ob der Duft diesen , meinen Erwartungen, gerecht wird.Ich werde ihn abermals testen, den fairer Weise möchte ich zugeben, dass ich heute vielleicht zu sehr unter den Birkenpollen leide.
Dennoch denke ich, daß der Neuling es neben den anderen glanzvollen L’Art et la Matière Düften wie ‚Tonka Imperial‘ schwer haben dürfte.
5 Antworten
6 - 10 von 42