04.02.2016 - 13:54 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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25
Spiel, Satz und Sieg
Zunächst mal eines vorweg: Der Duft hat alles, was die neueren Lacoste-Düfte, die ja ohnehin nicht von Patou stammen, nicht mehr haben, nämlich Klasse, Stil und Ausstrahlung.
In vielen Aspekten verweise ich zunächst auf den ausgezeichneten Kommentar meines Vorredners Cappellusman, der zu den besten Kennern klassischer Düfte gehört. Ich weiß wirklich nicht, wer mehr von ihnen getestet haben könnte.
Vermutlich niemand.
Dort wird bereits darauf verwiesen, dass der Duft eine feine Balance zwischen würzigen und zitrischen Noten hält. Viel mehr scheint tatsächlich zunächst - auf der Haut - nicht zu passieren.
All denen allerdings, die diesen Duft noch ergattern konnten, - denn wie jeder klassische Patou-Duft (Patou pour Homme, Eau de Patou, Patou Lacoste Sport) gehört er zu den olfaktorischen Kultstars: vergöttert, gesucht und teuer -, rate ich zu einem Test auf Stoff oder Papier.
Hier zeigt sich erstaunlicherweise noch eine weitere Note, die man fast so etwas wie den Grundakkord aller Patou-Düfte nennen könnte: ein pudrig-floraler Ton (Cappellusman deutet es an), der auch in den Herren- und Unisex-Düften dieses Hauses aufscheint und der leider in den Neuauflagen der Patou-Klassiker nicht mehr so schön hervortritt (auch wenn er immerhin noch erkennbar ist). Man könnte es auch die Handschrift dieser Marke nennen, vielleicht in Analogie zur Guerlinade von Guerlain.
Auch die unten erwähnte würzige krautig-grüne Note kann ich wahrnehmen. Sie bildet eine olfaktorische Trias mit den zitrischen und pudrigen Akzenten. Dabei verschieben sich in der Entwicklung die Nuancen von einem leichten Zitronenduft hin zu einer grün-pudrigen Note. So bleibt es aber dann endgültig; ein Drydown, der angenehm distinguiert erscheint.
Ganz ideal stelle ich mir diesen Duft zu einer Zeit vor, als Tennis tatsächlich noch der weiße Sport war: stilvolles Image und gediegenes Publikum. Nicht, dass ich diesen Zeiten wirklich nachtrauern würde. Warum sollte eine Sportart nur bestimmten Milieus vorbehalten sein? Trotzdem stellen sich nostalgische Gefühle ein, wenn ich daran denke, dass mein erster Schläger aus Holz war, gepflegte Aschenplätze und Rasenplätze noch zum Standard gehörten, Flushing Meadows noch Forrest Hills hieß (wer nicht weiß, was ich meine, möge das nachlesen), René Lacoste und Gottfried von Cramm die Turniere dieser Welt dominierten und man Lawn Tennis von Real Tennis unterschied (wieder so etwas, das erklärungsbedürftig wäre), - ohne dass ich diese Zeit allerdings selbst erlebt hätte. So alt bin ich nun auch nicht: gerade mal ein Jahr älter als dieser Duft.
Passend auch der wunderbare Flakon (s.o.) und die stilvoll in Lacoste-Manier in gewebter Optik bedruckte Umverpackung. Eine Ikone der 60er. So etwas gehört ins Designmuseum, so schlicht und einfach das auch sein mag.
Tatsächlich gelang es Lacoste noch einmal, einen herausragenden Duft zu lancieren; dies sogar unter eigenem Namen und nicht bei Patou, nämlich den Klassiker Lacoste Original, der heute ebenso begehrt ist wie der Vorgänger von Patou. Der Rest aber war im Wesentlichen überflüssig und kaum der Rede wert. Das trägt man nicht auf dem Tennisplatz, höchstens auf dem Weg zur Arbeit: damit stellt man nichts dar, eckt aber auch bei den Kollegen nicht an: grau in grau.
Patou Lacoste und sein Bruder Patou Lacoste Sport hätten eine eigene Range der Sportdüfte begründen können - zunächst noch kongenial fortgesetzt durch oben erwähnten Lacoste Original (1984). Ob der neue Lacoste Original (2015) das Zeug hat, dem alten ein Tie-Break abzuringen, steht auf einem anderen Blatt.
Für heute gilt: Spiel, Satz und Sieg für Patou - nicht für Lacoste.
In vielen Aspekten verweise ich zunächst auf den ausgezeichneten Kommentar meines Vorredners Cappellusman, der zu den besten Kennern klassischer Düfte gehört. Ich weiß wirklich nicht, wer mehr von ihnen getestet haben könnte.
Vermutlich niemand.
Dort wird bereits darauf verwiesen, dass der Duft eine feine Balance zwischen würzigen und zitrischen Noten hält. Viel mehr scheint tatsächlich zunächst - auf der Haut - nicht zu passieren.
All denen allerdings, die diesen Duft noch ergattern konnten, - denn wie jeder klassische Patou-Duft (Patou pour Homme, Eau de Patou, Patou Lacoste Sport) gehört er zu den olfaktorischen Kultstars: vergöttert, gesucht und teuer -, rate ich zu einem Test auf Stoff oder Papier.
Hier zeigt sich erstaunlicherweise noch eine weitere Note, die man fast so etwas wie den Grundakkord aller Patou-Düfte nennen könnte: ein pudrig-floraler Ton (Cappellusman deutet es an), der auch in den Herren- und Unisex-Düften dieses Hauses aufscheint und der leider in den Neuauflagen der Patou-Klassiker nicht mehr so schön hervortritt (auch wenn er immerhin noch erkennbar ist). Man könnte es auch die Handschrift dieser Marke nennen, vielleicht in Analogie zur Guerlinade von Guerlain.
Auch die unten erwähnte würzige krautig-grüne Note kann ich wahrnehmen. Sie bildet eine olfaktorische Trias mit den zitrischen und pudrigen Akzenten. Dabei verschieben sich in der Entwicklung die Nuancen von einem leichten Zitronenduft hin zu einer grün-pudrigen Note. So bleibt es aber dann endgültig; ein Drydown, der angenehm distinguiert erscheint.
Ganz ideal stelle ich mir diesen Duft zu einer Zeit vor, als Tennis tatsächlich noch der weiße Sport war: stilvolles Image und gediegenes Publikum. Nicht, dass ich diesen Zeiten wirklich nachtrauern würde. Warum sollte eine Sportart nur bestimmten Milieus vorbehalten sein? Trotzdem stellen sich nostalgische Gefühle ein, wenn ich daran denke, dass mein erster Schläger aus Holz war, gepflegte Aschenplätze und Rasenplätze noch zum Standard gehörten, Flushing Meadows noch Forrest Hills hieß (wer nicht weiß, was ich meine, möge das nachlesen), René Lacoste und Gottfried von Cramm die Turniere dieser Welt dominierten und man Lawn Tennis von Real Tennis unterschied (wieder so etwas, das erklärungsbedürftig wäre), - ohne dass ich diese Zeit allerdings selbst erlebt hätte. So alt bin ich nun auch nicht: gerade mal ein Jahr älter als dieser Duft.
Passend auch der wunderbare Flakon (s.o.) und die stilvoll in Lacoste-Manier in gewebter Optik bedruckte Umverpackung. Eine Ikone der 60er. So etwas gehört ins Designmuseum, so schlicht und einfach das auch sein mag.
Tatsächlich gelang es Lacoste noch einmal, einen herausragenden Duft zu lancieren; dies sogar unter eigenem Namen und nicht bei Patou, nämlich den Klassiker Lacoste Original, der heute ebenso begehrt ist wie der Vorgänger von Patou. Der Rest aber war im Wesentlichen überflüssig und kaum der Rede wert. Das trägt man nicht auf dem Tennisplatz, höchstens auf dem Weg zur Arbeit: damit stellt man nichts dar, eckt aber auch bei den Kollegen nicht an: grau in grau.
Patou Lacoste und sein Bruder Patou Lacoste Sport hätten eine eigene Range der Sportdüfte begründen können - zunächst noch kongenial fortgesetzt durch oben erwähnten Lacoste Original (1984). Ob der neue Lacoste Original (2015) das Zeug hat, dem alten ein Tie-Break abzuringen, steht auf einem anderen Blatt.
Für heute gilt: Spiel, Satz und Sieg für Patou - nicht für Lacoste.
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