Dobbs

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Rezensionen
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6 - 10 von 100
Dobbs vor 9 Jahren 19 12
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Mit Duftgeranien in den Frühling
Geranium Odorata – als alter Nichtlateiner habe ich mir diese Bezeichnung ganz laienhaft als „Duftgeranie“ übersetzt und zwar nicht nur, weil der Name sich praktisch aufdrängt, sondern auch, weil dieser Dyptique gerade im Anfangsstadium ziemlich deutlich nach dieser als mückenbekämpfende Sommerbepflanzung bestens geeigneten Blume riecht.

GO startet überraschend kräftig mit leicht bitterer, zitrischer Schärfe, die auch auf einige Entfernung deutlich wahrzunehmen ist. Dieser im Auftakt etwas aufdringlich wirkende Überfall der Bergamotten und Zitronen wird jedoch recht schnell wieder eingefangen und ich bin für die nächste Stunde von einem gar nicht mal schüchternen Duft umgeben, in dem für meine Nase die Zitrusfrüchte leicht dominieren, jedoch angenehm von hellgrünen, etwas krautigen und minimal bitteren Noten gedimmt werden. Zugleich ist in dieser ersten Stunde das Aroma einer taufrischen hellen Rose langsam immer stärker werdend zu vernehmen, bis diese ab der zweiten Stunde die Führung übernimmt und die zitrischen Noten ein wenig in den Hintergrund drängt, ohne diese jedoch zu dominieren. Als sehr ausgewogen empfinde ich dieses Zusammenspiel aus zitrisch-grünen und blumigen Akzenten, als sehr natürlich obendrein und ungemein an die oben erwähnte Duftgeranie erinnernd. Tonkabohnen kann ich nicht explizit herausriechen, aber vielleicht sorgen sie dafür, das GO nicht zu säuerlich-herb rüberkommt.

Ungefähr ab der dritten Stunde kommt GO dann an der Basis an. Die Rose verabschiedet sich langsam und feingrüner, leicht grasig wirkender Vetiver kommt zum Vorschein. Dazu bleibt bis zum Schluss immer noch ein Hauch zitroniger Frische, der mich entfernt an frisch geschnittenes Koniferengrün erinnert.

Leider lässt ab dieser dritten Stunde auch die Außenwirkung von GO stark nach. Der Duft zieht sich ziemlich in Hautnähe zurück, bis er sich dann nach knappen sechs Stunden ganz verabschiedet. Für Freunde einer starken Sillage und langer Haltbarkeit ist GO daher nicht unbedingt geeignet, Liebhaber zitrischer Düfte, die auch der Rose zugeneigt sind, dürften aber auf ihre Kosten kommen, werden sie doch mit einem natürlichen, ausgewogen komponierten, unkomplizierten Begleiter für den Frühling und den Sommer belohnt.
12 Antworten
Dobbs vor 9 Jahren 24 18
2.5
Flakon
0
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Zuckersüße Enttäuschung
Was habe ich mich über die großzügige Probe dieses Duftes gefreut, stand dieses süße Leckerchen doch schon ziemlich lange auf meiner Merkliste (besten Dank an die liebe 0815abc). Probenumschlag aufreißen, freudestrahlend She Sensei entdecken und direkt aufsprühen war praktisch eine einzige fließende Bewegung.

Gespannt lauere ich auf die gourmandigen Duftwolken, die mir der verheißungsvollen Duftpyramide nach zu schließen nun wohl entgegen schlagen würden. Sehr, sehr süße (Trocken)-früchte nehme ich zunächst wahr, umgeben von einem ordentlichen Schuss aromatischen Alkohols, den ich eher als Rum denn als Whisky identifizieren würde. Das Ganze erinnert mich schwer an die Rumtöpfe, mit denen wir uns Anfang der 80er Jahre als vernunftbefreite Jugendliche der ersten Gehirnzellen entledigt haben. Betäubend süß ist dieses Duftgemisch, likörähnlich, fast dickflüssig anmutend.

Der mit honigsüßen Früchten aromatisierte Tabak drängelt sich schnell an dem ohnehin schon atemberaubenden Treppenschmeißer vorbei, legt in Sachen Süße noch eine Schippe drauf und dominiert den Duft für die nächsten zwei Stunden. Obwohl süßen Düften sehr zugetan, hätte ich mir dieses schon beim bloßen Riechen Übergewicht verursachende Erzeugnis eigentlich schon längst abgewaschen, aber der Griff zu Wasser, Seife, Öl und Wurzelbürste bleibt mir erspart, weil ich mit mehr als fünf Zentimetern Abstand zur besprühten Hautstelle nichts mehr rieche. Selbst bei sechs Sprühstößen über Hand und Unterarm verteilt - nichts, nada, niente. Wie man eine derartige Menge an vermeintlichen Dufthämmern in einem Parfum vereinen und gleichzeitig die Duftaura auf einen derart minimalen Umkreis beschränken kann … Hut ab, ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist.

So bleiben dieser und die folgenden Testläufe ein recht entspanntes Unterfangen: ab und an mit der Nase an die Hand, um zu prüfen, ob sich an dem sich regelrecht auf die Atemwege legenden Rumtopf-Tabak-Gemisch etwas getan hat, Hand wieder auf den Tisch oder sonstwohin legen und die Duftwelt ist wieder in Ordnung. Erst nach zwei Stunden verziehen sich Tabak, ein Teil der Früchte und der Alkohol in den Hintergrund und überlassen das Feld einer diffusen Blumigkeit mit annehmbarer Süße. So duftet es dann noch erstaunliche zehn Stunden recht nett vor sich hin… aber eben nur nett, mit der gesichtslosen fruchtig-süßen Blumigkeit, die man bei unzähligen anderen Fruity Florals schon gerochen hat. Die unerwartet lange Haltbarkeit ändert jedoch nichts an der weiterhin unterirdisch schwachen Sillage.

Selten bin ich mit so hohen Erwartungen an einen Duft herangegangen, um dann so enttäuscht zu werden. Erst schlägt mir die alkoholische Fruchtsüße und die Penetranz des süßen Tabaks fast auf den Magen, dann verwandelt sich der Duft in ein zwar ganz annehmbares, aber völlig belangloses Wässerchen ohne Wiedererkennungswert und als wäre das noch nicht genug, nehme ich das Ganze noch nicht einmal wahr, wenn nicht meine Nase eine dauerhafte Verbindung mit meiner Hand eingehen soll. Leider habe ich den Duft nicht so wahrnehmen können, wie meine Vorkommentatoren, aber wenigstens ist meine Merkliste jetzt um einen Kandidaten entschlackt ;o)
18 Antworten
Dobbs vor 9 Jahren 37 18
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
From Heaven
Neulich, beim Kramen in meiner Probenkiste, fiel mir der Minisprüher mit diesem Duft in die Hände. 777 Stéphane Humbert Lucas sagte mir gar nichts, der Duft noch weniger und so habe ich vorsichtshalber erst einmal nur einen winzigen Sprüher auf den Handrücken gegeben, um nicht Gefahr zu laufen, mir mit einem möglichen Gebräu „from hell“ den Abend zu vermiesen. Da mir noch drei ausgehungerte Katzen dazwischen kamen, habe ich ein paar Minuten überhaupt nicht mehr an meinen Testkandidaten gedacht, bis ich dann wieder gemütlich auf der Couch Platz nahm, die Hand zur Nase führte und mit einem - entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise, aber genau das ist aus mir rausgeplatzt – „meine Fresse, ist das geil!“ in die Kissen sank.

Diesen nicht unbedingt aussagekräftigen Ersteindruck möchte ich nach zwei ausgiebigen Tests ein wenig ergänzen. 2022 begrüßt mit einer kräftigen Dosis Oud, deutlich erkennbar, aber in keiner Weise medizinisch-stechend, wie man es aus manch anderen Düften kennt, sondern – vielleicht durch das Zusammenspiel mit Galbanum - eher warm und balsamisch anmutend. Direkt danach kommen pralle, vollreife Beeren hinzu. Johannisbeeren sind zu Beginn recht deutlich zu erkennen, im weiteren Verlauf würde ich eher auf eine Mischung roter Beeren tippen, die eine sehr harmonische Verbindung mit dem Oud eingehen, dessen typischen Charakter ein wenig abmildern und dem Duft eine angenehme Süße verleihen.

Nach ca. zwanzig Minuten sind die Beeren derart mit dem Oud verschmolzen, dass sie kaum noch als solche zu erkennen sind. Eine dezente, an Vanille erinnernde Note kommt hinzu und immer mal wieder habe ich den Eindruck, als wenn sich auch ein wenig Kaffee unter den als „balsamische Noten“ verklausulierten Zutaten verstecken würde. Bis zum Schluss verbleibt auf der Haut ein wunderbar balsamischer Duft mit gekonnt eingebundener (Frucht)-Süße, der von der sanften Würze des Oud umspielt, aber nicht dominiert wird.

Warum 2022 Generation – Homme ausdrücklich der Herrenwelt zugeordnet wird, bleibt mir unerklärlich. Der Duft ist meiner Wahrnehmung nach absolut unisex, nur sollte man Oud nicht völlig abgeneigt sein. Haltbarkeit und Projektion sind im oberen Viertel anzusiedeln, der Flakon ist nicht von schlechten Eltern, alles perfekt also … bis auf den Preis. 235 € für 50 ml sind eine Ansage, die mich heftig schlucken lässt. Und doch habe ich das Zauberwasser auf der Wunschliste, denn allen umschreibenden Ausführungen zum Trotz bleibt es für mich schlicht und ergreifend bei meinem Ausruf aus dem ersten Absatz.
18 Antworten
Dobbs vor 9 Jahren 14 15
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Es soll nicht sein
Etro und ich - das waren bislang zwei Welten, die nicht wirklich zueinander finden konnten. Fand ich einige Düfte, wie z. B. „Rajasthan“ und „Vicolo Fiori“ noch recht nett, blieben mir so manch andere doch immer seltsam fremd. Irgendetwas war immer daran, was mir nicht gefiel, mich sogar abstieß. Als ich dann beim Graben in meiner Probenkiste auf die Probe „New Tradition“ stieß, bin ich mit ziemlich niedrig gesteckten Erwartungen an den Test heran gegangen.

Ich hätte die Meßlatte eigentlich auch direkt auf den Boden legen können, denn was mir da zunächst von meiner Hand entgegenströmt, lässt mich angewidert zurückschrecken. Beißend, stechend, schweißig dünstet es da vor sich hin, dabei unverkennbar begleitet vom Geruch gewisser Bahnhofsörtlichkeiten, bevor Sanifair und Konsorten Einzug in die Welt der menschlichen Bedürfnisse hielten. Patchouli kann ich aus diesem wahrhaft abscheulichen Duftgemisch noch am deutlichsten herausriechen, allerdings dürfte diese mir sonst so angenehme Zutat in der Verbindung mit den Zitrusnoten für die wenig erbaulichen Assoziationen verantwortlich zeichnen.

Die Zitronen und Bergamotten verziehen sich recht schnell in den Hintergrund, der Duft wird leicht bitter, kräuterig-würzig, dunkelgrün, an gängige Rasierwässer erinnernd. Nicht ganz meine Welt, aber durchaus annehmbar, nur leider hält sich das deutliche Bahnhofstoilettenodeur noch eine gute halbe Stunde, bevor ich endlich aufatmen kann. Ganz langsam schält sich aus der eher dunkelgrünen, bitteren Schale ein zunächst deutlich an „Aromatics Elixir“ erinnernder Duft hervor. Die Ähnlichkeit bleibt bestehen, allerdings entwickelt sich „New Tradition“ in eine für mein Empfinden viel sanftere, hellere Richtung. Er zeigt sich bis zum Ende, das leider schon nach 5 - 6 Stunden eingeläutet wird, als leicht würziger, zartgrüner, freundlicher Duft, versehen mit leichten blumigen Akzenten und einer feinen Vetivernote.

Gäbe es „New Tradition“ ohne die erste halbe Stunde, die sich leider bei jedem Test unverändert zeigte, wäre es durchaus ein Duft, den öfter zu tragen ich mir vorstellen könnte. Da ich aber diese nicht nur sehr unangenehme, sondern auch noch recht kräftige erste Phase des Duftverlaufs weder mir, noch meiner Umwelt zumuten möchte, wird meine Sammlung wohl auch weiterhin ohne einen Etro auskommen müssen.
15 Antworten
Dobbs vor 9 Jahren 19 14
Düstere Zukunftsvision mit versöhnlichem Ende
Futur war nach Fracas der zweite Duft aus dem Hause Piguet, den ich testen konnte (lieben Dank an Angelliese). War Fracas in seiner überschäumenden Blumigkeit so gar nichts für meine Nase, habe ich – insbesondere nach Angellieses schönem Kommentar - mit Futur ganz andere Erwartungen verknüpft, denn herb, grün und zart blumig kann mir durchaus gefallen.

Nun habe ich meine großzügige Probe aufgebraucht, Futur mal nur am Handgelenk und dann auch wieder großflächig aufgetragen und noch immer kann ich nicht sagen, ob ich den Duft insgesamt nun mag oder nicht. Hochinteressant ist er aber auf jeden Fall.

Die erste Stunde jedoch stellt für meine Nase schon eine ziemliche Herausforderung dar. Einen derart strengen, stechenden, dabei sehr düsteren Auftakt habe ich bislang noch bei keinem Parfum erlebt. Sehr bittere, krautige, dunkelgrüngraue, kalt und abweisend wirkende Duftmoleküle steigen von meinem Handgelenk auf, ein paar animalische Untertöne sind auch noch darunter. Dazu entwickelt sich noch eine deutliche, fast schon penetrante Seifigkeit, die in Kombination mit den anderen unfreundlichen Gesellen für mich das parfumgewordene Grauen ergibt. Da ich kaum umhin komme, eine Verbindung zum Namen des Duftes finden zu wollen, kommen mir in dieser Phase der Duftentwicklung unwillkürlich Bücher und Filme wie 1984, Brave New World, Fahrenheit 451, Gattaca u. ä. in den Sinn, freudlose, düstere Dystopien. Wenn die Zukunft so aussieht, wie der Duft sie mir vermittelt, dann möchte ich sie nicht erleben.

Doch es gibt auch ein Licht am Ende des düsteren Tunnels und zwar ein unerwartet helles, warmes Licht. Als würde man, wenn man sich schon unrettbar verirrt wähnt, aus einem dunklen, undurchdringlichen Wald auf eine Lichtung zulaufen, verzieht sich die dunkelgrüne Bitterkeit nach und nach, das Grün wird heller und weicher, von angenehm leichter Blumigkeit umspielt. Futur bleibt herb-grün, angenehm krautige Noten und fein eingebundener Vetiver kommen hinzu und die zuvor so abweisende Düsternis hat sich endgültig in einen zwar kühlen, aber doch versöhnlichen, freundlichen Duft verwandelt. Wollte ich jetzt wieder den Zusammenhang zum Namen herstellen, dann vielleicht den, dass man oft in Leben wegen privater oder beruflicher Nackenschläge in eine düstere Zukunft zu blicken meint, die sich dann aber als viel positiver als befürchtet einstellt.

Futur wird sicher kein Duft werden, den ich in meiner Sammlung haben muss, da er sich zu sehr außerhalb meiner Vorlieben bewegt, aber die ziemlich spannende und gut gelungene Duftentwicklung werden mich sicher immer wieder dazu verführen, an ihm zu schnuppern, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme.
14 Antworten
6 - 10 von 100