FabianO

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11 - 15 von 1005
FabianO vor 3 Jahren 27 11
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
4
Duft
Tatsächlich: Das Schwülstigste aus aller Süße, kombiniert mit "Axe Alaska"
Um nicht als Plagiateur durchs Raster zu rutschen - Hajo21 hat unten schon diesen Bezug hergestellt, aber auf den Zug springe ich gerne auf.
Ich hatte es fast befürchtet, dass dieses weihnachtliche Zuckerbombardement mit ebenjenen gerade erwähnten Begleiterscheinungen in die vordere(!) Spitze der Herren-Rangliste fliegen würde.

Nein, ich gebe es zu, es schüttelt mich bei "Le Mâle Le Parfum". Das Original ist ja fraglos ein Klassiker geworden, den ich auch zu üppig, zu süß finde, der aber irgendwie einen klaren Fingerabdruck hinterlässt.

Hier aber treffen gleich zwei krasse Gegenströmungen aufeinander, die ich wahrlich olfaktorisch nervtötend finde: Einerseits das Zuckerbombardement aus viel, viel Kardamom und reichlich Vanille, dazu noch verpuderte Iris. Die Vanille nehme ich extrem künstlich wahr, plakativ und unnatürlich. Kardamom kann wohldosiert sehr schön sein, schlägt einem hier aber mit dem Gummihammer auf die Omme, als hätte man 3 Lockdown-Feuerzangenbowlen rasch vernascht.

Und dann ist da - ja, leider als Antipode - dieser Unterton, der wirklich an das billige, etwas säuerlich-aqautische "Alaska"-Duschgel von Axe erinnert, auf das ich als Teenie mal ganz scharf war, dessen Qualität man dann aber rasch entlernt hat. Diese Billig-Labor-Stilistik, gekoppelt mit einem Overkill an überfrachtet süßem Vorweihnachtsgenasche, sind einfach nur heftig in der Nase und selbst schmal dosiert brutal.

Nein, ich widerspreche heftig den Lobeskanonaden, die hier überschwänglich verbreitet werden. Das möchte ich kein zweites Mal mehr riechen....



11 Antworten
FabianO vor 4 Jahren 23 5
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Gewürznelke, die dank herber Orangenschale einen Sommertrip erleben darf
Das Puristische, das diesem Duft innewohnen soll, die oben nur zwei gelisteten Zutaten und auch die diabolische Farbe waren der Grund, warum ich diesen Lutens testweise bestellt habe.

Orangenschale und Gewürznelke (man liest anderswo noch von Mandarine und Muskat) sind hier tatsächlich tonangebend und die Farbe passt wahrlich zum Inhalt.

Die Orangenschale selbst ist am Anfang der krasse Bestimmer. Fast etwas unreif geernetet, bohrt sich einem eine deftige, leicht bittere, aber erfrischend-würzige Schale in die Nase, wobei die flankierende Gewürznelke auch nicht gerade hinter dem Berg hält. Manch einer muss da wohl an Weihnachten denken, aber gerade durch das völlige Fehlen winterlicher Aromen (wie Vanille oder Amber) gelingt es, die Gewürznelke durchaus hinüberzuziehen in wärmere Gefilde.

Als ich jüngst in meinem Insta-Wein-Blog einen im Bourbonfass gelagerten Rotwein verkostet hatte, wurde mir wieder mal bewusst, wie sehr die Anwesenheit bzw. Abwesenheit nur einer einzigen Komponente das Gesamtgefüge verschieben kann. Der Wein rutschte aromatisch vollkommen in die Winter-Kategorie, hatte er doch durch das Süße, Bonbonhafte des Whiskeyfasses jegliche helle Fruchtigkeit eingebüßt und sich einen Wintemantel angezogen.

Hier nun läuft es gegenteilig: Die Dominanz der per se sommertauglichen Orange(nschale) lässt ganz andere atmosphärische Assoziationen zu, wenngleich ich fürchte, dass der ein oder andere (wie unten zu lesen ist) so stark von Nelke=Winter in seiner Lebenserfahrung geprägt ist, dass das Kopfkino unvermeidbar anspringt und den Weihnachtsmarktbesuch durch den Kopf jagt.

Nichtsdestotrotz - ein interessant gemachter, nach hinten raus etwas zu präsenter Duft, der gerade im Mittelteil (wenn die Orange nachlässt) etwas zu rabiat mit der Nelke um sich schlägt. Aber testenswert.
5 Antworten
FabianO vor 4 Jahren 32 11
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Wie ein gut geschnittenes weißes T-Shirt...
Ja, erstaunlich, wie lange diese sommerliche Schönheit an mir vorbeigegangen ist.
Inmitten der vielen eher mittelprächtigen, unnatürlichen Sommerdüfte ist "Bergamote 22", immerhin schon 14 Jahre alt, eine wahre, reinliche, schwebende Schönheit.

Bergamotte ist wirklich das cremig-zarte Zentrum, abgemildert durch Orangenblüte und nach hinten raus einem Mikroansatz von Vanille. Irgendwie kommt mir als Assoziation und kleidungsstückliches Pendant ein simples, aber hochwertig gearbeitetes und einfach gut geschnittenes weißes T-Shirt. Es gibt da so viel Motivlastiges (zu dem ich mitunter selbst neige), aber im Endeffekt lenkt so ein klares, redundantes, etwas ins Slim-Fit driftende T-Shirt nicht so sehr vom Träger selbst ab.

Und so nehme ich diesen ´Le Labo´-Duft wahr. Luftig, klar, zitrisch, nicht zu viel olfaktorischen Ballast mit sich herum schleppend, ohne aber banal zu sein.
Gute Haltbarkeit und einfach eine hinreißend cremige Bergamotte für den Sommer.
11 Antworten
FabianO vor 4 Jahren 30 8
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ambrierte, alphahafte Moschusmuckis mit vanilliger "Grand Soir"-Attitüde
Komisch, dass dieser immerhin schon 20 Jahre alte Malle mir bislang noch gar nicht auf den Radarschirm kam, erhält er hier bei Parfumo doch schon lange viel, viel Lob.

"Musc Ravageur" ist in der Tat ein ziemlich großartig komponierter Herbst- und Winterduft, dem unten immer wieder eine etwas prollig-machohafte, auch leicht schmuddelige Attitüde attestiert wird. Ja, eine gewisse selbstbewusste Breitbeinigkeit ist dem Malle nicht abzusprechen, wobei ich ihn gar nicht so verrucht finde (vielleicht bin ich aber auch bei knapp 1000 geschriebenen Kommentaren einfach zu vieles gewohnt...;-) )

Das Moschus ist kernig, keine Frage, der Auftakt auch etwas gewöhnungsbedürftig, schlägt einem doch vor allem in den ersten Minuten eine recht brachiale Mixtur aus Lavendel, Mandarine und Zimt entgegen. Zum Glück tariert sich das Ganze recht baldig aus, Vanille schält sich hervor, in die Breite wird "Musc" kuschelig, voluminös, auch etwas gourmandig, im Kern durchaus auch animalisch ambriert.

Powerhousemäßig ist das allemal, eine behutsame Dosierung würde ich zwingend empfehlen, und draußen dürfen es gerne weniger als 5 Grad Celsius sein (was in Klimawandelzeiten fraglos immer schwieriger wird...). Im Ganzen ist der Duft sehr ausgewogen komponiert, der Zimt tritt (zum Glück) nach einigen Minuten wirklich deutlich in den Hintergrund, die moschusschwangere Vanille und der Amber sind über lange Zeit die Chefs im Ring.

Ich fühle mich phasenweise stark an Kurkdjians "Grand Soir" erinnert, den ich im tiefen Winter auch sehr schätze, ergänzt eben um die wuchtigen, alphahaften Moschusmuckis.

Ja, er kann und wird nicht jedem gefallen in seiner durchaus aufdringlichen Grundgeste, aber qualitativ ist das schon ein schweres Geschütz.

8 Antworten
FabianO vor 4 Jahren 22 8
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
5.5
Duft
"Veililien"-Milchschleier-APOM-Bruchstücke-Bettlaken-Synthetiker
Ich bin schon ein ziemlicher Tauer-Fan, das gleich vorweg. Gerade die arabischen/orientalischen Kreationen sind teilweise absoulte Prachtstücke.

Was man nun bei einer Umorientierung zu den Schweizer Alpen erwarten durfte, vermag ich gar nicht zu sagen, zumindest liest die Zutatenliste oben sich ansprechend nicht-alltäglich.

Was Schoork unten schon sehr ausführlich aufgeschlüsselt und mit ein paar Qualitäts-Fragezeichen versehen hat, würde ich hier noch etwas abzurunden versuchen. Ja, das mit dem Veilchen kann ich nachvollziehen. Ob es am Ende eine etwas verrutschte Lilie ist (die ja oben steht), vermag ich als floraler Ignorant nicht fundiert zu beurteilen, aber ich nehme im Zentrum auch etwas sehr Veilchenartiges wahr.

Drumrum fühle ich mich ein wenig an eine luftigere Version von Kurkdjians "APOM" oder auch an eine etwas verpuderte Version von "Sculpture Homme" erinnert, wenngleich hier wirklich mehr auf eine Kräutergrundierung gesetzt wurde (wenngleich eine etwas aseptische).

Mir kommen die 8.3 Punkte oben auch etwas overhyped vor, denn irgendwie gelingt es mir nicht, sich so richtig in diesen etwas cyberschleierigen Bettlaken-Duft einzufühlen. Der Grundton ist gar nicht schlecht, dieses wahrlich Reinlich-Verpuderte in Kombination mit "Veililien", aber dahinter, darüber lauert in der Tat ein deckelnder synthetischer, milchartiger Schleier, der den Duft in eine stilistische Geschlossenheit und Absolutheit zwingt, die planar daherkommt und auch über Stunden kaum Veränderung zulässt.

Nein, der Alpen-Duft kommt nicht an seine genialen Kreationen vergangener Jahre heran und kommt mir etwas projekt-/konzeptartig vor, dockt bei mir emotional nicht an. Schade.
8 Antworten
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