Furo

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11 - 15 von 25
Furo vor 11 Jahren 20 6
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10
Duft
Die wilde Insel
Ich bin im Himmel, ich dufte nach L`Örigan. Ein sehr altes Parfum, das auf den ersten Snuff orientalisch wirkt. Wer alte Düfte von Coty mag und sie schon ein wenig angerochen hat, dem wird sich ein Geheimnis erschließen.

Dafür möchte ich ein wenig ausholen, F. Coty (eigentlich Coti, so ist die korsische Schreibweise seines Namens) erschuf den Chypre, benannt nach der Insel Zypern. L`Origan, ist der Protoduft, einer seiner ersten und der duftet nach dem wilden Korsika, seiner Heimat.

Als junger Mann kam Francois Coti nach Marseilles, seine Familie schickte ihn dorthin zum studieren, genaugenommen Medizin und Pharmazeutik. Das tat der begabte junge Mann auch, nebenbei handelte er in der Tuchstadt Nr. 1 in Frankreich mit Spitzen und Bändern, die er in seiner ersten eigenen Apotheke anbot. Somit dürfte er auch ein Prototyp der ersten Drogerien geschaffen haben. Auf diesem Wege kam er auch dazu sich mit Düften zu beschäftigen und zu kreiren. Er stellte sich mit seinem pharmazeutischen Wissen mit Liebe zu Parfums als wahres Naturtalent heraus. Eben sein Talent, gepaart mit seinen erlernten Berufen und Wissen, wusste er perfekt zu verbinden.

1905 entstand der L`Origan, aus hesperiden Früchten, herben Kräutern, unsüßen Blumen und einem Schuß animalischem. L`Origan hat eine Duftpyramide wie wir sie heute kennen. Die hier angegebene ist bei weitem nicht komplett für meine Nase.

Welcher mystische Hauch mich da umgibt ist fast unbeschreiblich. Der Auftakt ist herb, bitter, leicht zitrisch. Mit Wildkräutern und einigen ätherischen Gewürzen, stark und kräftig wie an den Steilküsten Korsikas, das Meer ist mit seiner Frische genauso darin vertreten, leise wehend. Dieser Eindruck ist bleibend bis weit ins Herz hinein. Fein aber stark wie bester fein gemahlener Kaffee, so eröffnet das Herz. Blüten von Orangen, wildem Rittersporn, und Iris immer wieder ein leises Anklingen von Wildrose, wie eine entfernte Schiffsglocke. Trocken mit flirrendem Puder in der Luft. Je weiter wir den Weg an der Klippe entlang gehen und der Wind sich ändert kommt der Duft von Schattenmorellen leise von dem Obstgartenhain zu uns herüber. Getrocknete Moose und Flechten, helle Gewürze Zimt und Nelke, es ist betörend. Der Geruch von altem Meerwassergebleichten Schiffsrümpfen über die wohl ab und zu eine Wildkatze streunt und ihre Duftspur dem Kater hinterlegt und in der Basis eine feine Süße hinterlässt, ein knarziger Staub, herb mit warmen sonnengetrockneten Kräutern. Das alles wird immer weicher, so wie die Sonne untergeht, die Luft lauer und puderig warm wird. Ich habe solch einen Duft noch nie gerochen. Ich bin mir von meinem subjektiven Empfinden her sicher, das ich hier die Mutter von Chypre und Emeraude vor mir habe. L`Origan ist wilder, unberechenbarer, abwechselnd in seiner Intensität und Weichheit. Das schroffe Land ist da genauso drinnen, wie sanfte Meereswogen, und die knorrigen Obst Haine im Wechsel mit den wilden Wäldern, die auf Korsika allgegenwärtig sind. Der Duft der Schiffe mit ihrer kostbaren Fracht aus Gewürzen und Kulturwaren in den Kantoren der Händler.

L`Origan weist noch nicht die Balance der späteren Cotys auf, Guerlain war anscheinend ebenso beeindruckt von dem Talent solche Düfte zu komponieren, mit solch starker Ausdruckskraft. Es gibt ja diese geheimnisvollen Verbindungen zwischen den Düften beider Parfumhäuser, die ist unbestreitbar. Wobei ich eher eie gewisse Verwandtschaft zu Mitsouko und Shalimar, als zu L`Heure Bleue sehe. In der Basis mit ihrer weichen hellen Puderigkeit, oder dem leichten Zimthauch. Die Ahnengalerie zu den späteren Geschwistern, Emeraude und Chypre die ist unbestreitbar. Was thematisch strikter und reduzierter, aber bestimmt nicht langweiliger heißt. Eher die Themen präzisiert, wofür beide Düfte stehen, gezähmter. Das Haus Guerlain scheint kräftig abgekupfert zu haben. Diese Parfums liebe ich übrigens genauso. Ich will doch immer so gerne die "Wurzel" wissen :), also muß ich dem großen Francois Coty nachspüren. ein echtes Detektivspiel übrigens....

Aber die schöne Korsin L`Origan ist eine Naturgewalt. Eine Schönheit, wie sie nur ein naturverbundener Geist erschaffen kann. Ich bin zutiefst beeindruckt Monsieur Francois Coty. Danke dafür!
6 Antworten
Furo vor 11 Jahren 41 16
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8
Duft
Meine persönliche Freiheit
Nun es ist Sonntagmorgen, ich bin frisch geduscht und hab Zeit für mich. Ich kramte in meinen Parfums und entschied mich für den Scherrer 1, den ich schon länger nicht mehr getragen habe.

Damit sind einige Erinnerungen verbunden, gute, schlechte, einzigartige.

Vorsicht, hier wird es etwas persönlich. Es ist im August 1984. Mein Studium hängt ein wenig durch, ich arbeite in einem kleinen Betrieb, es gefällt mir dort.

Übel wird es nur wenn ich heim gehe, ich lebe in einer mehr als missglückten Beziehung. Lange geht es nicht mehr gut, dieses Drama aus Alkohol, Paschatum und einem Lebensstil der lediglich davon geprägt war mein hart verdientes Geld und BaföG zu versaufen und zu verspielen, mich runter zu putzen.

Eines Abends war es dann soweit, ich beschloss ich gehe...Was ich dann auch innerhalb von zwei Tagen tat. Erst mal zu Freunden, von dort in eine kleine schnell organisierte Wohnung. Neu einleben, Reset alles auf Zero. Was zu dem neuen Leben gehörte war auch PARFUM, ja eines der vorher verboten Dinge, die ich in dem einen Jahr mit Mr. Suff entbehren musste. Scherrer 1 fiel mir quasi vor die Füsse in der Parfümerie. Die Flasche in der Schachtel fiel wirklich, ich fing sie auf - gute Reaktionszeit. Die Verkäuferin wollte sie eigentlich zurückstellen, ich sagte zu ihr: "Lassen Sie mal, ich will den auch probieren". Gesagt getan. Was mich da anging, war für mich eine Offenbarung, ein seifig herber, grüner Auftakt, vom ersten Sprühstoß an. Nein nicht nur auf den Teststreifen, gleich aufs Handgelenk. Ich wollt gar nicht erst die Herz-oder gar Basis erfahren, er sollt gleich mit. Der souveräne Auftakt, die spartanisch edele Flasche, auch weil mich das Fläschchen eigentlich "erwählt" hatte.

Was dann im Laufe des Tages olfaktorisch auf mich zukam war einfach wundervoll. Für mich duftete es nach Neuanfang, und eben Frei sein. Wieder das grüne naturverbundene in einer Vielfalt die meinem ureigensten Wesen entsprach, das vorher lediglich auf meine langen Haare reduziert war. An dem Tag fiel auch noch mein altbackener langer Zopf der Schere zum Opfer, neue Frisur! Erst wusste ich beim Friseur nicht ob es die Gerüche im Laden waren, oder vom Parfum stammte, bis ich merkte, das ich diese schöne Blumenwolke verbreitete. Faszienierend mit dem grünen Touch vom Auftakt, der schon länger zurücklag bis dahin.

Als ich nach Haus ging, - mein neues Zuhaus, war ich beschwingt, gut gelaunt. Angekommen bin ich in einer warmen ambrierten leicht erdigen Briese. Ich fühlte mich anheimelnd und wohl wie lange nicht mehr. Keine Verkleidungen mehr, kein Umkrempeln meiner Persönlichkeit mehr, ich war wieder ich.

Selbst am nächsten Morgen war er noch da, der Scherrer 1. Somit wurde er zu einem Teil meines Lebens, der mich lehrte selbstbewusst zu sein, mich nicht an Wünsche anderer anzupassen habe. Seither ist immer eine Flasche da, damit ich nie vegesse wer ich bin.

Was ein Chypre ist, hab ich erst so im Laufe der nächsten Zeit mitbekommen, seither liebe ich sie. Es kamen noch mehr Geschwister dazu.

Im September ging ich wieder zur Uni, mich dem Leben stellen, mit dem Scherrer 1. Ich erhielt Komplimente, nicht nur zum Duft auch zu meiner veränderten Art. Eigentlich wusste es nur ich, so war ich eigentlich immer, bis auf eben dieses eine Jahr mit diesem Kleinkrämer Chauvi.

Für mich ist und bleibt Scherrer 1 ein Kompass fürs Leben, wenn ich mal wieder aus der Spur laufen sollte, was mir seither nie wieder passiert ist.

Wie duftet er eigentlich?

Grün, vor allem grün wie die Hoffnung. Seifig, schöne Seife mit der man den Unrat abwäscht der einem widerfahren kann.

Ein Park voller Blumen zum Nerven erholen, zum anregen und träumen. Unsüße Blumen, leicht maskulin und mit einem herben Charme.

Warm, weich, schattig, in Moos gebettet mit einem Hauch Animal, nach einem anstrengenden Tag.

Für mich nach Scherrer große Freiheit Nr. 1
16 Antworten
Furo vor 11 Jahren 7 2
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8
Duft
Eine Zeitreise der besonderen Art
Letztens bekam ich ein Päckchen. Ich lasse mich von Zeit zu Zeit von meinen Verwandten beschenken, mit Dingen die ich hier nicht hab, aus dem Süden der USA. Darunter waren zwei Düfte, L`Aimant und L`Origan - keine Bange der ist auch noch dran zu gegebener Zeit:)

Bleiben wir erst mal beim "Magneten", oder sollt ich sagen Hypnotiseur?

L`Aimant beginnt mit Aldehyden, so vielen das es einem schwindelt. Wenn der erste Schwung verflogen ist, oh, was dann folgt ist wunderbar. Ich bin zwar ein Chyprefan, aber das? Ist himmlisch, altmodisch und traumhaft. Ein silberner Staub im Sonnenschein.

Nach den Aldehyden öffnet die Kopfnote mit leicht, bitteren Neroli und Bergamotteschalen, weißem Pfirsich. Dabei kommt eine Rosennote mit die ich so noch nie gerochen hatte. Eine echte voll gefüllte L`Aimantrose. Das ist eine Züchtung des frühen 19 Jahrhunderts, in blas Rosa. Es duftet wirklich wie eine alte Gartenrose, fein mit leichtem Puder ohne das Stechende.

Der Rosenakkord wird sich bis zur Basis immer wieder melden. Er tritt zurück hinter Magnolien und Geranium, Ylang-Ylang bringt eine helle leise Süße mit, der Jasmin eine leichte Schärfe. Von der Basis ist eine feine Vanille mit Zeder und Sandel für einen Puder vom feinsten verantwortlich. Es duftet kostbar. Ein leiser Hauch von Vetiver und Moschus geben Frische und trockene Kühle. L`Aimant ist ein Duft in Pastell, weich, feminin, mit einer kühlen eleganten Distanz. Fast schon ein Tagtraum von alten Gärten, mit Bäumen beschattet und einem Glas kühler Zitronenlimonade, umschmeichelt von leisen Windzügen. Bienensummen, knorrige Holzveranden und einfachem Baptistkleid mit Mouselineinsatz. Wer sich im Sommer die Zeit zum Müßiggang nimmt sich zurückerinnert an Reifenschaukeln an Kirschbäumen, der alten Zinkwanne für die Füße rein wird in L`Aimant die Flüstererin finden. Sie wird erzählen von Gartenfesten in weißen leichten Kleidern, Leinenhemden, Panamahüten und durchgeschwitzen Stetsons. Einer Zeit als man in Europa es schick fand Nylons zu tragen selbst im Sommer, während man in Lousiana nie Strümpfe trug ausser zum Kirchgang. Von hölzernen Klappläden und riesigen Deckenventilatoren. Blühbäume mit betörendem Duft wie den allgegenwärtigen Sycomoren, Magnolien und Weißahorn. Entferntem Traktorgdröhne und einer Bimmelglocke an der Haustüre die nie verschlossen war. Damen durften noch Damen sein, auch wenn die abgearbeiteten Hände in Spitzenhandschuhen versteckt wurden. Männer waren Gentlemann, ob barfuss oder im Leinenjacket. Aus dieser Zeit weht uns L`Aimant an. Gott sei dank kenne ich noch einige Fleckchen wo diese Äera sich bis ins Jetzt gerettet hat, an heißen Sommertagen. Mit L`Aimant kann sich jeder mal dahinbeamen oder es Teil seines Lebens werden lassen.

Ein wundervoll bitter süßer Duft, verhalten und elegant auf seine ganz eigene Art. Für mich ist er einmalig.
2 Antworten
Furo vor 11 Jahren 15 3
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8
Duft
1921 eine sanfte Alternative
Heute mal einer meiner heimlichen Lieblinge der klassischen Düfte, die nicht all zu geläufig sind, ausser im Parfumo natürlich.

Eigentlich dürfte klar sein das die Duftpyramide nicht so ganz vollständig ist.

Hier der Versuch einer Annäherung:

Kopfnote: Zitrone, Neroli, Melone, Muskat, Nelke

Herznote: Geranie, Veilchen(?), Maiglöckchen, Rose, Gewürznelke

Basisnote: Patchouli, Moschus, Vetiver, Coumarin




Bei mir kommt Maja sehr schön zur Geltung, und das in einer Reichhaltigkeit die leise ist, und mit der Zeit immer facettenreicher wird. Sie startet frisch hesperid mit Neroli, Muskat, Melonenanklängen und leicht bitterer Zitronenschale. Eben diese zitrischen Noten werden mit einem Male mit Muskat und einem Nelkenakkord unterstützt. Fast wie in einem Bolero der lediglich mit Fagot und Trommel startet und die Grundmelodie vorgibt. Der Rest blitzt zu Anfang immer nur kurz auf um sich dann immer wieder zu melden, bis auf einemal gibt eine schwindelmachende Nelke inclusive ihrer Gewürzschwester die erste Stimme an. Ich mag diese leichten narkotischen Anwandlungen in meinen Parfüms. Im Background spielt da auch ein Maiglöckchen und noch ein kleiner grüner Ton, vielleicht Veilchen und Geranium den ich nicht so genau zu bestimmen vermag, die Triangel. Der Grundakkord wird von Patchouli und einem frischen Vetiver verstärkt durch einen leisen Rosenhauch mit Moschus, zum Hauptthema.

Eigentlich ist Maja der einzige Orientale den ich so frisch kühl erlebe. Keine dumpfe Schwere, sondern ein leichtes Schweben, das auf und ab schwingt. Maja stammt von 1921 und erscheint mir so frisch und jung wie ein zeitgenössischer Sommerduft, nur viel gehaltvoller, mit einem feinen Tembre das vielen moderneren Düften abgeht. Das macht sie auch so elegant und beschwingt. Ich denke sie gehört zu den Ladys die niemals altern, und selbst mit 90 noch jugendlich wirken mit einem koketten wachen Charme.

Mich macht sie gutgelaunt und gibt mir eine gewisse frohe Distanz zu Staub und Hitze im Sommer, wie eine kühle Brise im Halbschatten. Auf meiner Haut bleibt sie eigentlich schön nah bei mir, aber das über Stunden.

Probiert es aus sie lacht euch an, bestimmt.
3 Antworten
Furo vor 11 Jahren 9 3
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Die Kratzbürste
Das ist kein Veriss, bei weitem nicht, oder gar böse gemeint die "Kratzbürste".

Ich trage die Mademoiselle (EdP) öfter und eigentlich recht gerne. Die letzten Tage war es schwer Düfte zu beschreiben, weil ich sie bei der derzeitigen Hitze verschwitze und selbst sehr Starke sang und klanglos verschwinden von mir. Heute ist es kühler, also hab ich auch mehr von meinen Schätzchen, wenn ich sie trage.

Ich selbst stufe für mich die Mademoiselle als floralen Chypre ein, mit einer schönen Herbheit.

Die Kopfnote erschrickt mich immer noch, sie wirkt mit all den Zitrusfrüchten, Blättern und wohl auch ein Spitzer Orangensaft recht heftig. Das vergeht nach ungefähr 10 Min. Dann kommt zum Fruchtsaftfeeling das was ich eigentlich mag, die bittere trockene Bergamotte, erst richtig zur Geltung und unterstützt sogar die Süße von den Blüten, genauso den Patchouli, der eigentlich in die Basis gehört. In dem Stadium kratzt es ein wenig heftiger. Eigentlich sollte nicht rauchiges drinnen sein, aber ich nehme irgendwo die Kratzigkeit als leise Rauchigkeit wahr. Mademoiselle scheint heimlich zu rauchen:) Unangenehm ist mir das nicht, auch wenn ich nicht weiß woher sie das wohl hat?

Ganz allmählich wird der Duft weicher und lässt die Blüten der Herznote zu, ab hier darf auch die Vanille etwas Süße beisteuern, grad soviel das es nicht gar zu herb ist. Rose nehme ich eigentlich nur sehr verhalten wahr, eigentlich nur als "sauber" die Mimose eher grün. Irgendwie wirken alle Blüten etwas grün und eher knospenhaft. Die Basis meldet sich in der Herznote mit leicht staubigen Noten, die ab und an sogar wie ein Hauch cremig mitbringen, das liegt wohl am Opoponax und der Tonka. Wie gesagt es haucht eher als das es voll zur Geltung käme. So bleibt der Duft über eine geraume Zeit bei mir. Alles darf sich mal reinmelden, je nachdem wer das Wettrennen bis zur Nase als erstes schafft oder im Verband mit einer anderen Ingredenz vorbei huscht. Das wirkt fast ein wenig rastlos und macht die Mademoiselle sehr lebendig und vital. Mir selbst gefällt dieser
Wechsel, der gar nicht so recht die Spielregeln eines klassischen Parfumaufbaus befolgen mag.

Nach gut 3,5 Stunden fängt die Basis an sich durchzusetzen, die herbe Tonlage bleibt, aber sie wird weicher, manchmal sogar etwas puderig. Das puderige ist kaum fassbar, ehe man sich versieht ist es schon wieder weg und man hat den leisen Anflug von unsüßer Vanille in der Nase. Selbst in der Basis kann ich immer wieder die Orangenblüte aus dem Auftakt ab und zu vorbeispitzeln sehen.

Im ganzen Duftverlauf bleiben die Hesperiden, Blumen und Hölzer so wechselhaft. Moschus, Vanille und Patchouli sind lediglich die Bindeglieder um das ganze im Zaum zu halten. Vetiver sorgt mit Bergamotte für eine gewisse Bitterkeit, damit die Mademoiselle in der Damenliga spielt und nicht in kindischen Blüten/Obst Jus abdriftet. Das ist perfekt ausbalanciert, und spricht für das Können von J. Polge.

Die Mademoiselle ist ein tempramentvoller Duft, der auch älteren Semestern gefällt, wenn man es etwas unkonventionell mag. Er hat keine lauten Spitzen bis auf die die fast schon sauer anmutende Kopfnote, einige Ecken und Kanten, aber immer schön an der Hand gehalten von der Basis die ab und zu etwas in Kopf und Herz beruhigend eingreift ehe das Temprament durchgeht und Mademoiselle durch die Decke schießt.

Ein schöner Chypre, unsüß, herb, etwas burschikos, unkonventionell. Mit den etwas schroffen Kanten und Ecken durchaus als Chanel zu erkennen. Ich trag sie gerne.
3 Antworten
11 - 15 von 25